Johann Karl Friedrich August, Maschinenbauer, geb. zu Breslau, erlernte das Zimmerhandwerk und wurde 1825 auf
Veranlassung der königlichen Regierung in Breslau zu seiner weitern Ausbildung auf das königliche Gewerbeinstitut
in Berlin gesandt. Bei seiner besondern Vorliebe für Mechanik trat er daselbst in die Maschinenbauanstalt von F. A. Egells
ein, übernahm dann die Leitung der mit jener Anstalt verbundenen Neuen Berliner Eisengießerei bis 1836 und begründete, als
um jene Zeit der Bau von Eisenbahnen auch für Deutschland eine Lebensfrage geworden, eine Maschinenbauanstalt
zu Berlin, bei deren Eröffnung 1837 er ungefähr 50 Arbeiter beschäftigte.
Bald erfreute sich die Anstalt eines so raschen Aufschwungs, daß 1847 in derselben an 1200 Arbeiter beschäftigt wurden, die
bei der Märzrevolution 1848 und später eine nicht unbedeutende Rolle spielten. Die Anstalt widmete sich
besonders dem Bau von Lokomotiven, deren bis Mitte 1851 überhaupt 330 Stück daraus hervorgegangen waren. Im J. 1847 lieferte
sie 67 Lokomotiven nebst Tendern, also mehr, als je in einem Jahr eine der größten Werkstätten Englands geliefert hat.
Das hierzu erforderliche Schmiedeeisen mußte aus England bezogen werden, und um sich von dem Ausland zu
emanzipieren, begründete Borsig 1847 ein eignes Eisenwerk im größten Maßstab zu Moabit, eine halbe Stunde von Berlin, dessen
Betrieb 1850 begonnen wurde. Zugleich kaufte er die zu Moabit belegene, früher der Seehandlungssocietät gehörige Maschinenbauanstalt
und Eisengießerei, um durch Lieferungen von Maschinen und Hilfswerkzeugen sowie durch Ausführung der
vorkommenden Reparaturen dem Eisenwerk die nötige Unterstützung zu gewähren. 1854 kaufte auch Kohlenfelder bei Biskupitz
in Oberschlesien und knüpfte hieran den Plan, ein Hochofenwerk in unmittelbarer Nähe derselben zu begründen. Er starb indes
Vgl.
Vogt, August Borsig (Berl. 1880). -
Sein Sohn Albert Borsig, geb. führte die Pläne des Vaters aus, und das Hochofenwerk wurde 1859 erbaut,
welches (in letzter Zeit auf den Betrieb mit vier Öfen ausgedehnt) dem Eisenwerk in Moabit das nötige Material lieferte. 1856-58
wurden die Anstalten in Berlin und Moabit stark vergrößert, und von da an erhöhte die Lokomotivenbauanstalt
ihre jährliche Produktion auf 150-160 Lokomotiven, das Eisenwerk die seinige auf 250-300,000 Ztr. 1870 verlegte Borsig das
Moabiter Walzwerk nach Schlesien, während die frei gewordenen Räume zu Schmiede- und Kesselschmiedewerkstätten für die Lokomotivenbauanstalt
eingerichtet wurden.
Hierdurch stieg die Produktionsfähigkeit der Anstalt auf jährlich 250 Lokomotiven. Die 100. Lokomotive der
Anstalt wurde 1846, die 500. 1854, die 3000. 1873 vollendet; bis 1885 im ganzen 4100 Lokomotiven. Sie beschäftigt 1800 Arbeiter.
Die Maschinenbauanstalt und Eisengießerei in Moabit, welche alle Arten von Dampfmaschinen, Wasserhaltungs- und Fördermaschinen,
Einrichtungen zu gewerblichen Anlagen, Dampfkessel, Brücken etc. liefert, beschäftigt ca.
700 Arbeiter. In Oberschlesien sind
für die Kohlenförderung, den Hochofen- und Walzwerksbetrieb im ganzen ca. 3000 Arbeiter in Thätigkeit, so daß mit den in
den Räumen des ehemaligen Moabiter Eisenwerks beschäftigten 800 Mann in Summa ca. 6300 Arbeiter beschäftigt. Er starb in
Berlin.
Joh. Karl Friedr. Aug., Industrieller, geb. zu
Breslau, woselbst der Vater Zimmermann war, bildete sich bis zum 17. Jahre durch theoretische Studien für das Baufach aus,
trieb es dann einige Jahre praktisch und wurde 1823 zu seiner fernern Ausbildung auf das königl.
Gewerbeinstitut zu Berlin gesandt, wo er bis zum Herbst 1825 blieb. Er trat dann in die Werkstatt der
Maschinenbauanstalt von F. A. Egells in Berlin ein und übernahm die Leitung der mit jener Anstalt verbundenen Neuen Berliner
Eisengießerei, die er bis 1836 führte. 1837 errichtete er selbst eine Maschinenbauanstalt dicht vor dem Oranienburger Thore
zu Berlin, die bei ihrer Eröffnung ungefähr 50 Arbeiter, 1847 bereits an 1200 und 1864 an 1800 beschäftigte.
In der B.schen Anstalt wurden vorzugsweise die größten Eisenarbeiten ausgeführt, die im Bauwesen und insbesondere im Eisenbahnbaufache
in Preußen erforderlich waren. Namentlich beschäftigte sich dieselbe mit dem Bau von Lokomotiven. Am wurde die
Vollendung der 500. und bereits die der 1000. Lokomotive gefeiert. Außer allen übrigen zum
Bau und Betriebe der Eisenbahnen nötigen Maschinen und Einrichtungen lieferte das Etablissement 1856 auch die sämtlichen
großen Dampfmaschinen für die Berliner Wasserwerke und 1860 acht Paar Schiffsdampfmaschinen für die Kanonenboote der preuß.
Marine.
Zur Deckung des großen Eisenbedarfs wurde ein eigenes großes Eisenwerk in Moabit bei Berlin angelegt
und 1850 eröffnet. Seit Herbst 1850 ging auch die zu Moabit belegene, früher der Seehandlungssocietät gehörige Maschinenbauanstalt
und Eisengießerei durch Kauf an Borsig über, die namentlich Dampfmaschinen und Dampfkessel sowie auch die verschiedensten industriellen
Anlagen baut und gegen 600 Arbeiter beschäftigt. Borsig starb zu Berlin, nachdem er einige Jahre
vorher den Titel eines Geh.
Kommerzienrats erhalten. Die Leitung der sämtlichen Etablissements ging hierauf an dessen einzigen Sohn, August Julius Albert
Borsig, geb. in Berlin, über. Er baute nicht nur das Stammwerk zu Berlin in der Chausseestraße,
sondern auch einen Teil des Moabiter Eisenwerks für den Lokomotivbau in großartigem Maßstabe um. Beide Werke waren, nachdem
in Moabit die Lokomotivkesselwerkstatt und Schmiede errichtet wurde, im stande, bei einer Arbeiterzahl von 3000, 200-250
Lokomotiven jährlich herzustellen; 1875 wurde bereits die Nummer 3500 vollendet. Um sich das Rohmaterial,
als Kohlen, Roheisen, Schmiedeeisen, Stahl u. s. w., billiger herzustellen, ließ Borsig das Walzwerk in Moabit eingehen und schuf 1862 das
Borsigwerk in Oberschlesien, zwischen Gleiwitz und Beuthen gelegen, und vergrößerte dieses seitdem so, daß dort 4-500000
Ctr. Eisen und Stahl jährlich angefertigt werden. Dasselbe hat mehrere
mehr
Kohlengruben, vier Hochöfen und ein Walz- und Hammerwerk. Die Bewohnerschaft beträgt dort über 3000, von denen zahlreiche
Familien in einer besondern Kolonie, die mit Konsumverein, Bäckerei und Schlächterei, Gasthaus u. s. w. versehen ist, untergebracht
sind. Borsig ließ sich durch Lucä in der Voßstraße in Berlin ein prachtvolles Palais erbauen (s. Tafel:
Berliner Bauten II,
[* ]
Fig. 3). Er starb Seit seinem Tode werden sämtliche Werke von einem, durch den Verstorbenen
eingesetzten Nachlaßkuratorium fortgeführt. Die Lokomotivbauanstalt in der Chausseestraße wurde 1887 aufgehoben und der
Lokomotivbau nur in geringerm Umfange in den beiden Moabiter Werken betrieben. Gleichwohl erhöhte sich die Zahl
der gefertigten Lokomotiven bis April 1892 auf 4360 Stück.