Borassus
L.
(Weinpalme),
Gattung aus der
Familie der
Palmen,
[* 2] mit geringeltem, innen sehr hartem und schwarzem
Stamm, fächerförmigen
Blättern auf stachligen Stielen, diözischen
Blüten und großen, braunen
Steinfrüchten, von denen jede drei zusammengedrückte,
holzig-faserige
Kerne enthält. Borassus
flabelliformis L.
(Fächerpalme,
Palmyrapalme, s. Tafel
»Palmen I«),
eine der verbreitetsten Palmen, wächst an beiden Küsten des Persischen Meerbusens, an der Küste Malabar bis nach Gudscharat und an den Indus, auf der Küste Koromandel bis Madras, [* 3] am Irawadi in Hinterindien, [* 4] auf Malakka, den Sundainseln und Molukken bis Timor, hier und da ganze Wälder bildend. Ihre Region, etwa zwischen 10° südl. und 30° nördl. Br., 54 und 140° östl. L. liegend, umfaßt beinahe ein Viertel des ganzen Erdumfangs. In den Gebirgen Ceylons gedeiht sie bis 770 m Höhe, sie bevorzugt aber im Niveau des Meeresspiegels liegende Sandebenen.
Der Stamm wird 30 m hoch, 60 cm dick und läuft kegelförmig zu, so daß er an der aus einem Dutzend fächerförmiger, bis 3 m langer Blätter bestehenden Krone nur noch 30 cm dick ist. Männliche und weibliche Blüten erscheinen auf zwei verschiedenen Bäumen im 12.-15. Lebensjahr; die Frucht gleicht der Kokosnuß, ist aber etwas kleiner und runder und von der Größe eines Kindskopfes. Die äußere Schale enthält ein schwammiges, bei der Reife saftiges Fleisch, das süßlich und nicht unangenehm schmeckt; in dem Mus liegen drei länglichrunde Nüsse mit steinharter Schale und einem bläulichen, gallertartigen, eßbaren Kern von süßem Geschmack.
In dem unreifen Kern ist ein süßer, schmackhafter Milchsaft enthalten. Diese Palme [* 5] gewährt den Bewohnern von Ostindien [* 6] nach der Kokospalme den meisten Nutzen und ist gleichsam der Stellvertreter der letztern, da sie da vorkommt, wo jene fehlt. Sie wird sorgfältig angebaut. Aus den weiblichen Blütenkolben gewinnt man durch Umwickeln, Zerquetschen und tägliches Abschneiden einer dünnen Scheibe monatelang einen zuckerreichen Saft (Toddy), welcher auf Zucker [* 7] oder Palmwein verarbeitet wird.
Die reifen Früchte werden entweder roh oder geröstet gegessen, oder zu Kuchen verwendet. Das schöne schwarze, steinharte Holz [* 8] wird zu Tischler- und Drechslerarbeiten, besonders aber auch als sehr dauerhaftes Bauholz benutzt. Man führt es in Massen von Jaffna nach Kolombo und Madras aus. Die Blätter verwendet man zu Umzäunungen und Dachdeckungen; auch flicht man Matten, Säcke, Körbe, Fächer, [* 9] Hüte und Schirme daraus. Die jungen, weißlichen Blätter benutzt man als Papier, welches mit einem Griffel beschrieben wird.
Durch Bestrichen mit Öl und Kohle macht man die Schrift lesbarer. Die Palmyrabücher sind selten länger als 60 cm und 5 cm breit, da das pergamentartige Gewebe [* 10] zwischen den kleinen Rippen kein größeres Format gestattet. Junge Pflanzen sind unter dem Namen Kelingoos in Ceylon [* 11] ein beliebtes Nahrungsmittel [* 12] und werden zu diesem Zweck gezogen. Getrocknet und gemahlen liefern sie ein wertvolles Mehl. [* 13] Aus dem Wurzelmark gewinnt man Sago. Bei uns findet man die Palmyrapalme häufig in Gewächshäusern.
Sie gibt 6-7 Mill. Menschen ein Hauptnahrungsmittel.
Vgl.
Ferguson, The palmyra palm Borassus
fl.
(Kolombo 1850).
Eine afrikanische Art, Borassus
Aethiopum
Mart.
(Delebpalme), wird 18-25 m
hoch und hat einen 0,6 m im
Durchmesser haltenden, oberhalb
der Mitte angeschwollenen
Stamm. Ein
Baum trägt 10-15 Fruchtbüschel mit 8-10
Früchten, deren jede 3-5
kg schwer ist. Das angenehme, ananasartige
Fleisch wird auf
Kohlen gebacken und schmeckt quittenähnlich. Die weiße
Wurzel
[* 14] der 14
Tage alten Sämlinge wird roh genossen. Diese
Palme ist der Dumpalme ähnlich und findet sich im ganzen Innern von
Afrika,
[* 15] besonders am
Rand stehender Gewässer. Sie bildet ganze Waldungen und ist für diese weiten
Länder von derselben Wichtigkeit
wie die
Dattelpalme für Nordafrika. Hier und da tritt sie auch neben der
Dattel- und Dumpalme auf.