Boncompagni
di
Mombello (spr. -ánji). Carlo, ital. Staatsmann und Schriftsteller,
geb. zu Saluggia (Prov.
Turin),
[* 3] studierte
die
Rechte und ward 1845 Appellationsgerichtsrat.
Seine Thätigkeit und seine
Schriften über Volksschulwesen veranlaßten
Karl
Albert, ihm im ersten konstitutionellen Ministerium
unter C.
Balbo das
Portefeuille des Unterrichts zu übertragen. 1848 übernahm er unter C.
Alfieri zuerst das Ministerium des
Handels, dann des Unterrichts. Gemeinschaftlich mit Dabormida führte er 1849 die
Friedensverhandlungen
mit
Österreich
[* 4] zum glücklichen Ende. Unter
Azeglio versah er wieder (Mai bis Nov. 1852) das Unterrichtsministerium, fügte
dazu im
Kabinett
Cavour-Rattazzi (1853) das Ministerium der Justiz und wurde dann, als Nachfolger Rattazzis, Kammerpräsident
(1853-56). 1857 ging er als
bevollmächtigter Minister nach
Florenz,
[* 5] um den
Großherzog
Leopold II. für
eine nationale Politik zu gewinnen, und übernahm 1859 unter der Provisorischen Regierung in
Toscana die
Aufrechterhaltung
der Ordnung als königl.
Kommissar. 1860
stand er dem
Regenten von Mittelitalien, Prinzen Eugen von Savoyen-Carignano, zur Seite.
In der Kammer, deren Präsident er 1853-56 war, gehörte er zu den einflußreichsten Mitgliedern und
befürwortete die
Annahme des Friedens von 1849 und die
Abtretung von Savoyen und Nizza
[* 6] (1860). Als
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279 Minister drang er mit dem Gesetz über die Civilehe (1852) gegen den Senat nicht durch, wurde aber der Begründer und Organisator des jetzigen Unterrichtswesens in Italien. [* 8] Victor Emanuel II. berief ihn 1874 in den Senat, König Humbert erteilte ihm und den Kindern seiner einzigen Tochter den Titel «Graf von Lamporo». Er starb in Turin. Außer zahlreichen Aufsätzen schrieb er: «Introduzione alla scienza del diritto» (Tur. 1848);
ferner «Saggio di lezioni per l’infanzia», «Storia della letteratura cristiana degli 11 primi secoli», «Napoli ed il regno italiano 1860», «Sulla potenza temporale del Papa», «L’unitá d’Italia 1861» (Tur.),
«Il ministero Rattazzi ed il Parlamento 1862» (ebd.),
«La tradizione liberale piemontese 1867», «Italia e Francia».