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in die Pairskammer ein. Nach der Niederlage von Waterloo [* 3] behielt er allein seine Besonnenheit und riet seinem Bruder, die Kammern aufzulösen und als Diktator an die Spitze zu treten. Nachdem Napoleon abgedankt hatte, versuchte er, den König von Rom [* 4] zum Kaiser ausrufen zu lassen, um für sich die Regentschaft zu erlangen, konnte indes nicht durchdringen. Nach der zweiten Thronbesteigung Ludwigs XVIII. wollte er nach Rom zurückkehren, ward aber auf Befehl des österr.
Generals
Graf
Bubna in
Turin
[* 5] festgenommen und interniert. Die Fürsprache des Papstes befreite ihn, doch mußte sich dieser verbürgen,
weder Lucian noch ein
Glied
[* 6] seiner Familie aus dem Kirchenstaate wegzulassen. Nach den Ereignissen von 1830 wurde
dieser
Bann aufgehoben, und Lucian ging 1832 zu
Joseph nach England, von wo er 1838 auch
Deutschland
[* 7] besuchte. Später kehrte
er nach
Italien
[* 8] zurück und starb zu Viterbo. Nächst Napoleon war Lucian das begabteste
Glied der Familie Bonaparte.
Nicht
ohne Ruhmbegier, setzte er seinen Ehrgeiz hauptsächlich darein, sich seinem
Bruder gegenüber in Unabhängigkeit zu behaupten.
Durch die von ihm veranstalteten
Ausgrabungen erwarb er sich um die
Altertumskunde
Toscanas besondere Verdienste. Weniger glücklich
war er als Dichter und Schriftsteller. Zuerst trat er mit einem
Roman «La tribu indienne, ou Édouard
et Stellina» (2 Bde., Par. 1799;
deutsch,
Münch. 1812) auf. 1801 schrieb er eine
«Parallele
[* 9] zwischen
Cäsar, Cromwell und Bonaparte»
, voll Schmeicheleien für Napoleon,
den er dadurch zur Nachsicht mit seinen amtlichen Unregelmäßigkeiten und seiner sittenlosen Lebensführung stimmen wollte.
Während des ersten Aufenthalts in London [* 10] schrieb er das mittelmäßige Heldengedicht «Charlemagne ou l'Eglise délivrée» (2 Bde., Lond. 1814. Par. 1815),
das gegen seinen Bruder eiferte und die Bourbonen erhob. Später gab er ein Heldengedicht in 12 Gesängen heraus: «La Cyrnéide ou la Corse sauvée» (Par. 1819),
worin er die Vertreibung der Saracenen aus Corsica [* 11] besang. Von seinen «Mémoires» erschien 1836 ein Band [* 12] (deutsch, Darmst. 1836),
der bis zum J. VII der Republik reichte. 1845 gab die
Witwe ein weiteres Bruchstück über den 18.
Brumaire heraus, das übrige erst 1882 Oberst
Jung: «Lucien et ses mémoires 1775-1840»
(3 Bde., Par. 1882-83). Die «Mémoires
secrets sur la vie privée, politique et littéraire de Lucien Bonaparte»
(2 Bde.,
Lond. 1819), nicht überall zuverlässig, sollen von
Alphonse de
Beauchamp (s. d.) verfaßt sein.
Lucian war Vater einer zahlreichen Familie; 1794 hatte er sich mit Christine Eleonore Boyer, einer Bürgerstochter aus St. Maximin, verheiratet, und nach deren Tode schloß er 1803 eine zweite Ehe mit der schönen, aber nicht günstig beleumundeten Witwe des Wechselagenten Jouberthon, Alexandrine Laurence de Bleschamp, geb. zu Calais, [* 13] gest. zu Sinigaglia. Aus erster Ehe gingen hervor: a. Charlotte, geb. die sich zu Rom mit Fürst Mario Gabrielli (gest. vermählte, in dieser Ehe einen Sohn und drei Töchter gebar, 1842 die Gattin des röm. Arztes Centamori wurde und zu Paris [* 14] starb;
bonaparte
Christine
Egypte, geb. 1818 mit dem schwed.
Grafen Arved Posse, 1824 mit Lord Dudley
Stuart vermählt,
gest. zu
Rom.
Aus Lucians zweiter Ehe stammten fünf Söhne und vier Töchter, nämlich:
a. Charles Lucien
Jules Laurent Bonaparte
, Fürst von
Canino und Musignano, geb.
vor der Vermählung der Eltern. Er studierte
auf ital.
Universitäten und begab sich, nachdem er 1822 seine Cousine Zenaïde (s.
unter 1) geheiratet hatte, zu seinem Oheim nach
Amerika.
[* 15] Hier widmete er sich naturwissenschaftlichen
Arbeiten und veröffentlichte
die
«American ornithology» (3 Bde., Philad. 1825 fg.).
Nach
Italien zurückgekehrt, schrieb er: «Sulla seconda edizione del regno animale di
Cuvier»
(Bologna 1830),
«Saggio di una distribuzione metodica degli animali vertebrati» (Rom 1831) und insbesondere eine «Iconografia della Fauna italica» (3 Bde., ebd. 1833). 1840 wurde er nach dem Tode seines Vaters Fürst von Canino; 1848 trat er mit Cernuschi, Sterbini u. a. an die Spitze der Radikalen, wurde in die röm. Constituante gewählt und deren Vicepräsident. Nach dem Einmarsch der Franzosen flüchtete er nach Paris, wo er, zu seinen Studien zurückkehrend, einen «Conspectus system. masto-zoologiae, ornithologiae etc.» (Leid. 1850) und einen «Conspectus generum avium» (2 Bde.. ebd. 1851-57) veröffentlichte und starb. Er hatte acht Kinder:
1) Joseph, geb. zu Philadelphia, [* 16] polit. Gegner seines Vaters zu Rom, wo er starb:
2) Lucian, geb. zu Rom, trat 1853 in den geistlichen Stand und wurde 1868 Kardinal;
3) Julie, geb. heiratete 1847
Alessandro Marquis del Gallo-Roccagiovine;
4) Charlotte, geb. heiratete 1848 den Grafen Peter Primoli, verwitwet seit 1883;
5) Marie, geb. heiratete 1851 den Grafen Paul Campello und starb Aug. 1890;
6) Auguste, geb. heiratete Fürst Placido Gabrielli;
7) Napoleon, geb. zu Rom, war franz. Offizier in Algier und Mexiko, [* 17] vermählte sich 1868 mit der Fürstin Christine Ruspoli (zwei Töchter);
8) Mathilde, geb. heiratete 1856 Graf Cambacérès, starb
bonaparte
Lätitia Bonaparte, geb. heiratete 1821 den
Irländer
Thomas Wyse (gest. als brit. Gesandter zu
Athen),
[* 18] der
sich jedoch ihres sittenlosen Lebenswandels halber von ihr trennte. Sie befreite ihren geisteskranken
Sohn
Alfred aus einem Irrenhause bei Nancy,
[* 19] wohin ihn der
Vater gebracht hatte, eine That, die d'Arlincourt in dem
Roman «Le
[* 20] Pèlerin» (2 Bde., Par. 1843)
behandelt, und starb zu
Florenz.
[* 21]
c.
Jeanne Bonaparte
, geb. zu
Rom, heiratete den Marchese Honorati und starb, eine Tochter, Clelia,
hinterlassend, 1828 zu
Jesi bei
Ancona.
[* 22] Sie war eine hervorragend schöne, liebenswürdige und geistvolle Frau. Aus ihrem Nachlaß
veröffentlichte ihre
Mutter Gedichte: «Inspirazioni d'affetto di una giovine musa».
d.
Paul Marie Bonaparte
, geb. 1808 zu
Rom, nahm 1827 am griech.
Befreiungskriege teil und bewies als Unterkommandant
auf der
Fregatte Hellas großen
Mut. Als Cochrane Ende Dez. 1827 im
Hafen von
Nauplia zwei türk. Schiffe
[* 23] angreifen wollte, eilte
in die Kajüte, um sich zu bewaffnen, tötete sich aber dabei selbst unversehens durch einen Pistolenschuß.
e. Louis Lucien Bonaparte
, geb. zu Thorngrove in Worcester
während der Gefangenschaft des
Vaters in England, that sich durch sprachwissenschaftliche Werke hervor und ließ, außer
verschiedenen verdienstlichen Beiträgen zur Kenntnis der
Baskischen Sprache (s. d.) ein
«Specimen lexici
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comparativi omnium linguarum Europaearum» (Flor. 1847
),
eine Übersetzung der Parabel [* 25] vom «Säemann» in 72 europ. sprachen und Mundarten (Lond. 1857) u. a. erscheinen. Er ward Mitglied der franz. Nationalversammlung, im Dez. 1852 Senator und franz. Prinz, im Jan. 1860 Großoffizier der Ehrenlegion. Seit 1870 lebte er in England und starb in Fano (Italien). Seit 1832 war er mit Marianne Cecchi (gest. vermählt.
f. Pierre Napoléon Bonaparte
, eine thatkräftige, aber rohe Natur, geb. wollte
sich, wie seine Vettern, 1831 an dem Aufstande in der Romagna beteiligen, ward deshalb verhaftet und 6 Monate
in Livorno
[* 26] gefangen gehalten. Danach ging er nach Amerika, wo er unter dem Präsidenten Santander in Neugranada als Kavalleriemajor
diente. Nach Europa
[* 27] zurückgekehrt, wohnte er seit 1834 mit seinem Bruder Antoine auf den Gütern des Fürsten von Canino. Auf
die Anzeige, die beiden Brüder wollten revolutionäre Freikorps errichten, befahl Papst Gregor XVI. ihre
Verhaftung.
Antoine entkam, Pierre wurde nach Rom gebracht und zum Tode verurteilt, dann zum Exil begnadigt. Er wandte sich wieder nach Amerika, später nach den Ionischen Inseln, von wo ihn die brit. Regierung verwies, da er sich im Jähzorn zur Tötung zweier Palikaren fortreißen ließ. Seitdem lebte er in wenig glänzenden Verhältnissen zu Mohimont im Luxemburgischen. Nach der Revolution von 1848 wurde er in Corsica in die Konstituierende wie in die Gesetzgebende Nationalversammlung gewählt, wo er demokratische Grundsätze an den Tag legte.
In den Tuilerien verkehrte er wenig, da ihn Napoleon III. mit Absicht fernhielt. Beim Ausbruch des Italienischen
Krieges von 1859 bot Bonaparte
diesem seine Dienste
[* 28] an und erhielt den Befehl über ein Regiment der Fremdenlegion; thätigen Anteil
an den Kriegsereignissen nahm er indes nicht. 1869 vermählte er sich in Brüssel
[* 29] mit der Tochter eines Arbeiters, um zwei
Kinder, die sie ihm bereits geschenkt, zu legitimieren. Am erschienen bei ihm in Auteuil die
beiden Redacteure von Rocheforts «Marseillaise», Ulrich von Fonvielle und Victor Noir, um ihn wegen eines in einem cors.
Blatte veröffentlichten Artikels zur Rede zu stellen. Der Prinz erschoß Victor Noir, während Fonvielle floh. Bonaparte
stellte
sich selbst dem Gericht, wurde 27. März freigesprochen, verließ jedoch auf Befehl des Kaisers Frankreich und ging nach Brüssel,
wo er bis 1877 lebte. Er starb, fast vergessen, in Versailles
[* 30] in dürftiger Lage. Seine Kinder sind:
1) Roland, geb. seit 1880 verheiratet mit Marie Blanc (gest. der Tochter der Spielbankpächterin zu Monte Carlo, war 1880-83 Lieutenant in einem franz. Infanterieregiment und wurde 1886 infolge des Prätendentengesetzes aus den Armeelisten gestrichen. Er unternahm große Reisen und schrieb: «Les habitants de Surinam» (Par. 1884);
«Les premiers voyages des Néerlandais dans l'Insulinde» (Versailles 1884);
«Les derniers voyages des Néerlandais à la Nouvelle-Guinée» (2 Bde., ebd. 1885);
«Notes on the Lapps of Finmark» (Par. 1886);
«Le fleuve Augusta» (ebd. 1887). - 2) Jeanne, geb. 1861, seit 1882 vermählt mit Marquis Christian von Villeneuve.
g. Antoine Bonaparte
, geb. zu Frascati, floh 1836, der päpstl. Gendarmerie entgangen (s. oben 3 f),
nach Amerika, erschien
1848 in Frankreich und wurde im Sept. 1849 Mitglied der Nationalversammlung. Er starb zu
Florenz.
h. Alexandrine Marie Bonaparte
, geb. gest.
vermählte sich 1836 mit Graf Vincenzo Valentini von Canino, der im Juli 1858 starb; aus ihrer Ehe entsprangen
zwei Söhne und eine Tochter.
i. Konstanze, geb. starb als Äbtissin des Klosters zum Heiligen Herzen in Rom.
Sämtliche Söhne Lucian B.s erhielten im Dez. 1852 den Titel Prinzen der kaiserl. Familie, blieben jedoch von der Thronfolge ausgeschlossen. Der Sturz des zweiten Kaiserreichs 1870 entzog ihnen jede Bedeutung.
Vgl. die offenbar von Roland Bonaparte inspirierte Schrift Le Prince Lucien et sa famille (Par. 1888), ein vergeblicher Versuch, ein Successionsrecht geltend zu machen.
4) Marie Anna Bonaparte, später Elisa genannt, Gemahlin des Fürsten Bacciocchi (s. d.).
5) Ludwig Bonaparte, geb. kam 1793 nach Frankreich und wurde in der Artillerieschule zu Chalons unterrichtet. Er begleitete Napoleon nach Italien, wo er sich durch Ausschweifungen zerrüttete, dann nach Ägypten, [* 31] ward 1799 von hier an das Direktorium gesandt, um über die Erfolge zu berichten und Hilfe zu erbitten, und wurde nach dem 18. Brumaire Oberst, später Brigadegeneral, nach seines Bruders Thronbesteigung Connétable und Generaloberst der Karabiniers, 1805 Generalgouverneur von Piemont, das er aber wegen Kränklichkeit bald wieder verließ.
Als der batav. Großpensionär Schimmelpenninck seine Stelle niederlegen wollte, zwang Napoleon seinen Bruder, der vergebens Kränklichkeit und Klima [* 32] vorschützte, zur Annahme der holländ. Königskrone Beim besten Willen, sich nur seinem Lande zu weihen, war Ludwig in der That franz. Statthalter. 1806 eroberte er in dem Kriege gegen Preußen [* 33] dessen rhein. und westfäl. Besitzungen. Die von Napoleon ihm angebotene span. Königskrone schlug er aus.
Die von Frankreich befohlenen Rüstungen [* 34] und die Sperrmaßregeln gegen den brit. Handel machten ihm die Herstellung eines befriedigenden Zustandes der Finanzen unmöglich; gleichwohl wußte er Holland vor einem allgemeinen Bankrott zu bewahren. Ja mitten unter den dringendsten Händeln der auswärtigen Angelegenheiten ward ein neuer Kriminal- und ein Civilcodex vollendet und ein gleichförmiges, dem franz. nachgebildetes Maß- und Gewichtssystem zu stande gebracht.
Als er aber fortfuhr, das Kontinentalsystem (s. d.) nicht mit der Strenge zu handhaben, die Napoleon forderte, und Holland gegen die stets wachsenden Anforderungen seines Brudes ^[richtig: Bruders] kräftig zu vertreten, zerfiel er mit diesem gänzlich und wurde nach Paris entboten, wo er nur durch Verzicht auf jede Selbständigkeit und die Abtretung großer Bezirke an Frankreich Thron [* 35] und Rückkehr erkaufte (März 1810). Doch schon legte er infolge neuer Beleidigungen seitens des Kaisers die Regierung nieder, setzte verfassungsmäßig seine abwesende Gemahlin zur Regentin im Namen seines Sohnes ein, verließ Holland und begab sich unter dem Namen eines Grafen von Saint-Leu nach Graz, [* 36] wo er fortan den Wissenschaften lebte. Holland ward schon 10. Juli mit dem Kaiserreich vereinigt. Ludwig lehnte jede Apanage für sich ab. Napoleon überwies der Gemahlin des Exkönigs die Besitzung Saint-Leu bei ¶
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Paris mit einem Einkommen von 2 Mill. Frs. 1813 bot Ludwig dem Kaiser von der Schweiz [* 38] aus wiederholt seine Dienste an, jedoch mit dem Anspruch auf Hollands Herstellung unter einer franz. Dynastie, was jener gar keiner Antwort würdigte. Nach Wiedereinsetzung des Hauses Oranien hielt sich Ludwig aller Verpflichtungen gegen Holland entbunden und ging nach Paris; doch besserte sich das Verhältnis der Brüder nicht. Vergebens waren die Ermahnungen zum Frieden, mit denen Ludwig den Kaiser bestürmte; nach dessen Sturz begleitete er die Kaiserin nach Blois; im April begab er sich nach Lausanne [* 39] und im September nach Rom.
Napoleon ernannte ihn 1815 zum Pair von Frankreich und lud ihn nach Paris ein, er lehnte ab und blieb in Rom, wo er sich nachher von seiner Gemahlin trennte. Seit 1826 lebte er in Florenz. Er starb in Livorno. Ludwig Bonaparte war ein durchaus achtungswerter Mann, der die ihm aufgedrungene Krone mit Würde trug und mit Ehren niederlegte. Als Schriftsteller hat er sich mehrfach bekannt gemacht. Sein Roman «Marie, ou les peines de l'amour» (3 Bde., Par. 1808; 2. Aufl. u. d. T. «Marie ou les Hollandaises», 1814) knüpft an eine Jugendliebe an und enthält eine Schilderung der holländ. Sitten, über seine und seines Hauses Verhältnisse, vorzüglich über die Verwaltung Hollands, berichtet er in dem wichtigen Werke «Documents historiques et réflexions sur le gourvernement de la Hollande, par Louis Bonaparte» (3 Bde., Par. 1820, Lond. 1821). Ferner hat er herausgegeben: «Essai sur la versification» (2 Bde., Rom 1825-26),
«Histoire du parlament anglais» (Bd. 1, Par. 1820),
«Observations de Louis Bonaparte, comte de St-Leu, sur le histoire de Napoléon par M. de Norvins» (ebd. 1834),
«Réponse à Sir Walter Scott sur son histoire de Napoléon» (ebd. 1829).
Vgl. Loosjes, Louis Bonaparte. De koning van Holland (Amsterd. 1888);
L. Wichers, De regeering van Koning Lodewijk Napoleon 1806-10 (Utrecht [* 40] 1892).
Ludwig Bonaparte hatte sich nach dem Willen seines Bruders und sehr gegen seinen eigenen mit Hortense (s. d.), Tochter des Generals Beauharnais (s. d.) und Josephine, der spätern Gemahlin Napoleons I., vermählt.
Ihre und Ludwig B.s Söhne waren: a. Napoléon Charles, geb. gest. bonaparte Napoléon Louis, geb. nach dem Tode seines ältesten Bruders Kronprinz von Holland, und von Napoleon I. zum Großherzog von Cleve [* 41] und Berg ernannt, vermählt mit Charlotte, der Tochter seines Oheims Joseph (s. unter 1), lebte längere Zeit in der Schweiz, dann in Florenz, beteiligte sich mit seinem jüngern Bruder 1830-31 an den Bewegungen in Oberitalien, [* 42] besonders an dem Aufstande Ciro Menottis in der Romagna und starb zu Forli (angeblich an den Masern, wahrscheinlich aber infolge einer Verwundung); c. Charles Louis Napoléon, der nachmalige Kaiser Napoleon III. (s. d.).
6) Carlotta Bonaparte, später Marie Pauline, Gemahlin von Camillo Filippo Ludovico Fürst von Borghese (s. d.).
7) Annunciata Bonaparte, später Karoline, Gemahlin des Königs Murat (s. d.) von Neapel. [* 43]
8) Jérôme (Hieronymus) Bonaparte, geb. zu Ajaccio, ward im Collage zu Juilly erzogen, das er nach dem 18. Brumaire verließ, um sich nach kurzem Dienst in der Garde des Konsuls dem Seewesen zu widmen. Als Schiffslieutenant war er 1801 und 1802 bei der Expedition nach Haïti, [* 44] von wo er mit Depeschen von Leclerc zurückgesendet wurde. Dann segelte er mit einer Fregatte nach Martinique, kreuzte zwischen St. Pierre und Tabago, begab sich, von den Engländern verfolgt, nach Nordamerika, [* 45] heiratete dort die reiche Kaufmannstochter Elisabeth Patterson und kehrte im Mai 1805 nach Frankreich zurück.
Hier trennte er sich auf Napoleons Geheiß von seiner Gattin, wurde dann Geschwaderchef und beauftragt mit der Zurückforderung der gefangenen Genuesen vom Dei von Algier. Er befreite 250 und führte darauf unter dem Oberbefehl Willaumez' ein Geschwader nach Martinique, von wo er Ende Aug. 1806 in Frankreich eintraf. Zum franz. Prinzen ernannt, befehligte er mit Vandamme im Kriege gegen Preußen das 10. Armeekorps in Schlesien, [* 46] zog in Breslau [* 47] ein und belagerte und eroberte mehrere Festungen.
Durch den Frieden zu Tilsit [* 48] erhielt Hieronymus das neugeschaffene Königreich Westfalen. [* 49] Am ward ihm in Cassel gehuldigt, wo er nun, mit Prinzessin Katharina von Württemberg [* 50] vermählt, in üppiger Pracht lebte. Bekannt ist sein täglich wiederholtes «Morgen wieder lustik», so ziemlich die einzigen deutschen Worte, die er sprechen konnte. (Über die Geschichte seiner Regierung s. Westfalen, Königreich.) Im Kriege Napoleons 1809 gegen Österreich [* 51] nahm Jérôme an dem Einmarsch in Sachsen [* 52] teil, 1812 kam er als Chef vom 4. Armeekorps nach Polen, lebte mit großem Aufwande zu Warschau, [* 53] verschuldete durch seine Saumseligkeit, daß sich Bagration 6. Aug. mit Barclay de Tolly vereinigte, und ward daher von Napoleon nach Cassel zurückgeschickt.
Seinem Königreiche machte die Schlacht bei Leipzig [* 54] ein Ende. Schon war er durch den russ. General Tschernyschew aus Cassel vertrieben worden, wohin er zwar 17. Okt. zurückkehrte, allein nur um mit den zusammengerafften Kostbarkeiten sogleich nach Paris zu flüchten. Nach dem Pariser Frieden von 1814 verließ er Frankreich, hielt sich in der Schweiz, dann als «Graf Hartz» zu Graz und Anfang 1815 in Triest [* 55] auf. Bei Napoleons Rückkehr von Elba begab er sich erst in Murats Hauptquartier, hierauf gegen Ende Mai mit seiner Mutter und Kardinal Fesch nach Frankreich, wo ihn Napoleon noch zum Pair ernannte.
In den Schlachten
[* 56] von Ligny und Waterloo focht er mit großem persönlichen Mut. Nach Napoleons Abdankung verließ Jérôme Paris und
ging in die Schweiz, dann zu seiner Gemahlin nach Ellwangen, erhielt von seinem Schwiegervater den
Namen eines Fürsten von Montfort, nahm 1816 seinen Aufenthalt in Österreich, seit Dez. 1819 gewöhnlich in Triest. Von 1827 an
lebte er in der Mark Ancona, in Rom, später, aus dem Kirchenstaate verbannt, in Lausanne und endlich meist
in Florenz. 1847
reichte er bei der franz. Pairskammer ein Gesuch um Erlaubnis zur Rückkehr
ein, das verworfen wurde. Die Deputiertenkammer bestimmte indessen die Regierung, ihm wie seinem Sohne Jérôme den vorläufigen
Aufenthalt in Frankreich zu gestatten. Er befand sich daher beim Ausbruch der Februarrevolution in Paris und
wurde zum Gouverneur der Invaliden, zum Marschall ernannt. Nach der Thronbesteigung Napoleons III.
zum eventuellen Kronerben mit dem Titel eines franz. Prinzen von Geblüt und dem Prädikat Kaiserliche Hoheit erhoben,
verbrachte er
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