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Studien lebte und starb. Außer einem »Conspectus systematum mastozoologiae«
(Leiden
[* 3] 1850) veröffentlichte er noch den »Conspectus generum avium«
(das. 1850, Bd. 1 u.
2), das Ergebnis von 25jährigen teils in der
Natur, teils in den berühmtesten
Museen
Europas und
Amerikas gemachten
Studien.
Bonaparte
vermählte sich zu
Brüssel
[* 4] mit Zenaide (geb. zu
Paris,
[* 5] gest. einer
Tochter
Joseph Bonapartes
, die sich durch die Übersetzung mehrerer
Dramen
Schillers bekannt gemacht hat.
Dieser Ehe entsprossen acht Kinder, drei Söhne: Joseph, Fürst von Musignano, geb. zu Philadelphia, [* 6] der als offener Gegner der politischen Ansichten seines Vaters zu Rom [* 7] glücklich einem auf ihn gerichteten Attentat entging, gest. in Rom;
Lucian, geb. zu Rom, der 1853 in den geistlichen Stand trat, 1855 zum Geheimen Kämmerer des Papstes und 1868 zum Kardinalpriester ernannt wurde;
Napoleon Karl, geb. zu Rom, war Offizier der französischen Armee in Algier und nahm an der französisch-mexikanischen Expedition teil;
seit 1868 vermählt mit der Prinzessin Christine Ruspoli; - und fünf Töchter: Julie, geb. seit mit Alessandro del Gallo, Marquis von Roccagiovine, vermählt;
Charlotte, geb. zu Rom, seit mit dem Grafen Pietro Primoli vermählt;
Marie, geb. seit mit dem Grafen Paolo Campello vermählt;
Auguste, geb. seit mit dem Prinzen Placido Gabrielli vermählt;
Bathilde, geb. seit mit dem Grafen von Cambacérès vermählt, gest.
d) Lätitia, geb. vermählt seit 1821 mit Thomas Wyse, britischem Gesandten am Hof [* 8] zu Athen, [* 9] lebte, von diesem 1828 getrennt, meist zu Aachen [* 10] und starb in Florenz. [* 11] Ihre ältere Tochter, Marie Studolmine, geb. heiratete erst einen Elsässer, Solms, dann Rattazzi (s. d.), die jüngere, Adele, den italienischen General Türr (s. d.). -
e) Jeanne, geb. zu Rom, verheiratete sich mit dem Marchese Honorati und starb, eine Tochter, Clelia, hinterlassend, 1828 zu Jesi bei Ancona. [* 12] Sie war durch Schönheit und Milde ausgezeichnet und auch Dichterin. Ihre Mutter veröffentlichte ihre Gedichte unter dem Titel: »Inspirazioni d'affetto di una giovine musa«. -
f) Paul Marie, geb. 1808 zu Rom, ging 1827 nach Griechenland [* 13] und bewies als Unterkommandant von Lord Cochrane auf der Fregatte Hellas großen Mut. Er tötete sich unversehens durch einen Pistolenschuß im Hafen von Nauplia Ende Dezember 1827. -
g)
Louis Lucien, geb. zu Thorngrove in
Worcestershire während der Gefangenschaft des
Vaters in
England, that sich
durch
Studien in der
Chemie und
Mineralogie sowie durch sprachwissenschaftliche Forschungen hervor, ließ außer Beiträgen
zur Kenntnis der baskischen
Sprachen
(»Langue basque et langues finnoises«, Lond. 1862) unter anderm ein
»Specimen lexici comparativi
omnium linguarum europaearum«
(Flor. 1847) und eine Übersetzung der
Parabel
[* 14] vom »Säemann« in 72 europäischen
Sprachen und
Mundarten (Lond. 1857
) erscheinen. Er ward 1849 Mitglied der französischen
Nationalversammlung und 1852 Mitglied des
Senats.
h) Pierre Napoléon, geb. beteiligte sich 1831 an dem Aufstand in der Romagna, ward aber verhaftet und sechs Monate in Livorno [* 15] gefangen gehalten. Er ging dann nach Amerika, [* 16] wo er in das Heer der Republik Kolumbien [* 17] eintrat, kehrte aber 1834 nach Europa [* 18] zurück und wohnte auf den Gütern seines Vaters. Weil er einen Offizier erstochen hatte, der ihn als des Meuchelmords an einem Polizeisoldaten verdächtig gefangen nehmen wollte, in Rom 1836 zum Tod verurteilt, aber vom Papst begnadigt, wandte er sich wieder nach Amerika, später nach den Ionischen Inseln.
Mehrerer Exzesse wegen von hier ausgewiesen, ging er nach Brüssel, und als er infolge seiner Korrespondenz mit Mazzini auch von hier verwiesen wurde, nahm er seinen Aufenthalt in der Schweiz. [* 19] Nach der Februarrevolution von 1848 begab er sich nach Frankreich, wurde in Corsica [* 20] in die Nationalversammlung gewählt und nach der Thronbesteigung Napoleons III. als französischer Prinz mit dem Prädikat Hoheit anerkannt. Doch verkehrte er wenig mit dem kaiserlichen Hof. Beim Ausbruch des italienischen Kriegs 1859 erhielt er den Oberbefehl über ein Regiment der Fremdenlegion. Im J. 1869 heiratete er die Tochter eines Arbeiters, um die beiden Kinder, welche er von ihr hatte, zu legitimieren, und lebte teils in Corsica, teils in seinem Landhaus zu Auteuil bei Paris.
Hier erschoß er den Schriftsteller Victor Noir, der ihn im Namen Paschal Groussets wegen eines beleidigenden Zeitungsartikels fordern sollte, nach einem kurzen heftigen Wortwechsel, in welchem Noir den Prinzen bedroht hatte. Dieses Ereignis erregte ungeheures Aussehen und führte zu stürmischen Bewegungen in Paris. Der Prinz wurde in Haft genommen und vor den nach Tours [* 21] zusammenberufenen Staatsgerichtshof gestellt, von diesem aber nach sechstägigen Verhandlungen freigesprochen, »weil er sich im Stande der Notwehr befunden habe«. Aus des Kaisers Verlangen mußte der Prinz jedoch seinen Aufenthalt im Ausland nehmen und begab sich nach England. Später kehrte er nach Frankreich zurück und starb zu Versailles [* 22] in dürftigen Verhältnissen. Er hinterließ einen Sohn, Prinz Roland (geb. und eine Tochter, Prinzessin Johanne, mit einem Marquis von Villeneuve vermählt. Der jüngste Sohn Lucians,
i) Antoine, geb. zu Frescati, vermählt seit 1839 mit Maria Anna Cardinali, Tochter eines Advokaten zu Lucca, [* 23] geriet mit seinem Bruder Pierre 1836 in päpstliche Gefangenschaft, floh ebenfalls nach Amerika, kehrte 1838 nach Europa und 1848 nach Frankreich zurück und wurde im September 1849 in die Nationalversammlung gewählt; er starb 1883. -
k) Alexandrine
Marie, geb. vermählte sich 1836 mit dem
Grafen Vincenzo Valentini de
Canino, aus welcher
Ehe zwei
Söhne und eine Tochter entsprangen, ward
Witwe im Juli
1858 und starb in
Perugia. -
l) Konstanze, das jüngste Kind Lucians, geb. starb als Äbtissin in Rom
3)
Ludwig Bonaparte
, geb. zu
Ajaccio, machte seine militärischen
Studien auf der
Artillerieschule zu
Châlons, begleitete
den
Bruder als
Adjutant auf den
Feldzügen in
Italien
[* 24] und der ägyptischen Expedition und wurde gegen seinen
Willen von demselben mit
dessen Stieftochter, der schönen Hortensie
Beauharnais (s.
Hortensia), der Tochter
Josephinens, vermählt. Da seine Gemahlin
ihm aber bald untreu wurde, trennte er sich von ihr. Nach der Errichtung des Kaiserthrons erhielt
er den
Titel »Großconnetable«.
Im J. 1805 besetzte er die
Batavische Republik, wo er sich durch
Milde beliebt machte, und wurde zum
König der in
¶
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das Königreich Holland verwandelten Republik ernannt. Er bemühte sich um Verbesserungen in der Verwaltung, suchte für die
bürgerliche und peinliche Rechtspflege neue Grundlagen zu schaffen sowie den Kredit des Staats zu heben und verteidigte mit
Selbstverleugnung Hollands Seehandel gegen das Kontinentalsystem. Als aber zur strengern Ausführung desselben zur Besetzung
Amsterdams und der Küsten ein französisches Heer unter Oudinot heranrückte, legte er zu gunsten
seines Sohns die Krone nieder, setzte seine Gemahlin als Regentin ein und ging nach Graz in
[* 26] Steiermark,
[* 27] wo er als Graf von St.-Leu
(einer Besitzung bei Paris) bis gegen Ende 1813 lebte. Im Januar 1814 nach Paris zurückgekehrt, ermahnte
er seinen Bruder zum Frieden, begleitete 29.
März die Kaiserin nach Blois und begab sich dann nach Rom.
Ludwig blieb während der Hundert Tage 1815 in Rom, ließ sich von seiner Gemahlin scheiden, die den Titel einer Herzogin von St.-Leu annahm, wohnte seit 1828 in Florenz, mit wissenschaftlichen und Kunststudien beschäftigt, und starb in Livorno. Von seinen von ihm selbst anerkannten Schriften sind zu nennen ein Roman: »Marie, les peines de l'amour, ou les Hollandaises« (Par. 1814, 3 Bde.),
der wohl die Geschichte seiner eignen unglücklichen Ehe behandelt;
»Documents historiques et réflexions sur le gouvernement de la Hollande« (Lond. 1821, 3 Bde.);
»Essai sur la versification« (Rom 1825-26, 2. Bde.) und ein Band [* 28] Gedichte (Flor. 1828),
worin auch eine Fortsetzung von Boileaus »Lutrin«.
Seine »Réponse à Sir Walter Scott« veröffentlichte
er 1829 und fügte (Flor. 1830) der Schrift eines seiner Vorfahren, Jacopo Bonapartes
, die er aus dem Italienischen
übersetzte, fleißig gesammelte Nachrichten über seine Familie bei. Ferner gab er heraus: »Histoire du parlement anglais«
(Par. 1820, Bd. 1) und »Observations
de Louis Bonaparte
sur l'histoire de Napoléon par M. de Norvins« (das. 1834). - Aus seiner Ehe mit Hortensie Beauharnais stammten drei
Söhne:
a) Napoléon Louis Charles, geb. gest.
b) Charles Napoléon Louis, geb. nach dem Tod seines ältesten Bruders Kronprinz von Holland und von Napoleon I. zum
Großherzog von Kleve und Berg ernannt, vermählt 1825 mit Joseph Bonapartes
Tochter Charlotte, hielt sich
längere Zeit in der Schweiz, zuletzt in Florenz aus, trat mit seinem jüngern Bruder 1831 in die Reihen der Insurgenten in der
Romagna und starb ohne Erben zu Forli an den Masern;
c) Karl Ludwig Napoleon, s. Napoleon III.
4) Jérôme (Hieronymus) Bonaparte
, Graf von Montfort, Exkönig von Westfalen,
[* 29] geb. zu Ajaccio, wurde im
Collège zu Juilly zum Militär gebildet und nach dem 18. Brumaire von Napoleon zum Marineleutnant befördert. Er begleitete 1801 seinen
Schwager Leclerc nach Haïti,
[* 30] ward, während er 1802 als Fregattenkapitän zwischen Tobago und St.-Pierre kreuzte, von englischen
Kreuzern verfolgt und floh nach Nordamerika.
[* 31] In Baltimore
[* 32] heiratete er eine Kaufmannstochter, Miß Elisabeth Patterson,
trennte sich aber 1805 von ihr auf Napoleons Befehl und kehrte im Mai 1805 nach Frankreich zurück. Er beteiligte sich an der
Expedition nach Algier zu Befreiung gefangener Genuesen und kommandierte dann als Konteradmiral ein Geschwader
bei Martinique.
Zum französischen Prinzen, doch ohne Successionsrecht, ernannt, befehligte er 1806 im Kriege gegen Preußen [* 33] mit Vandamme das 10. Armeekorps in Schlesien [* 34] und zog in Breslau [* 35] ein. Nach dem Tilsiter Frieden erhielt er das neugegründete Königreich Westfalen, nachdem er sich im August mit der Prinzessin Katharina von Württemberg, [* 36] der Tochter des Königs Friedrich, vermählt hatte. Gutmütig, aber leichtsinnig und unbekümmert um Wohl und Wehe des Volkes, lebte er hier dem ausschweifendsten Genuß, und seine Verschwendung, verbunden mit Napoleons steigenden Forderungen, brachten den Finanzzustand des Landes dem Ruine nahe. Im J. 1812 machte er den russischen Feldzug mit, wurde aber, weil er die Vereinigung Bagrations mit Barclay de Tolly zugelassen, nach Kassel [* 37] zurückgeschickt.
Noch vor der Schlacht bei Leipzig
[* 38] ward er durch Tschernitschews Kosaken (30. Sept.) aus seiner Residenz vertrieben. Am 17. Okt. kehrte
er noch einmal dahin zurück, versicherte sich des Kronschatzes und flüchtete damit zum zweitenmal 26. Okt. Nach
dem ersten Pariser Frieden hielt er sich einige Zeit in der Schweiz, dann in Graz und 1815 in Triest
[* 39] auf. Während der Hundert Tage
stand er, zum Pair ernannt, Napoleon treu zur Seite und focht tapfer bei Ligny und bei Waterloo.
[* 40] Hierauf
lebte er, vom König Friedrich von Württemberg zum Grafen von Montfort ernannt, eine Zeitlang zu Ellwangen in Württemberg, begab
sich aber 1816 nach Österreich
[* 41] und im Dezember 1819 wieder nach Triest; 1821 wählte er Schönau bei Wien
[* 42] und 1827 Rom zum Aufenthaltsort.
Seit 1831 aus dem Kirchenstaat verbannt, lebte er erst in Lausanne,
[* 43] dann meist in Florenz. Im J. 1840 ging
er nach Belgien
[* 44] und erhielt 1847 die Erlaubnis, in Frankreich zu wohnen. Nach der Erwählung seines Neffen zum Präsidenten der
französischen Republik wurde er zum Gouverneur der Invaliden und zum Marschall von
Frankreich ernannt. Im J. 1852 wurde er Präsident des Staatsrats und durch Dekret vom zum eventuellen Thronfolger
mit dem Prädikat eines französischen Prinzen von Geblüt ernannt Im J. 1853 vermählte er sich zum drittenmal mit der Marquise
Giustine Baldelli und starb Aus seinem Nachlaß erschienen: »Mémoires et correspondance du
roi Jérôme et de la reine Catherine« (Par. 1861-64, 5 Bde.).
Aus Jérôme Bonapartes
erster Ehe mit Miß Elisabeth Patterson, welche in lächerlicher Eitelkeit vergeblich ihre Anerkennung als
Prinzessin Bonaparte
zu erlangen suchte und in Baltimore starb (vgl. Didier, Life and letters of Madame
Bonaparte
, Lond. 1879), entsprang:
a) Jérôme Bonaparte
-Patterson, geb. studierte auf der Harvard-Universität Rechtswissenschaft, verheiratete sich 1829 in
Baltimore mit der reichen Miß Susan Mary Williams und lebte seitdem meist auf seinen großen Gütern. Während seiner Anwesenheit
in Frankreich erregte er durch seine Ähnlichkeit
[* 45] mit Napoleon I. großes Aufsehen. Er starb in
Baltimore. Sein Sohn Jérôme Napoléon Bonaparte
-Patterson, geb. ward in der Kriegsschule von West Point erzogen und trat
als Leutnant unter die Mounted Riflemen. Vater und Sohn kamen 1853 nach Frankreich; der Sohn trat als Offizier in
die französische Armee und nahm an dem Feldzug in der Krim
[* 46] teil. Er lebt jetzt in Amerika. - Aus Jérôme Bonapartes
zweiter
Ehe mit der Prinzessin Katharina von Württemberg (geb. gest. in Lausanne) entsprangen:
b) Jérôme Napoléon Charles, Graf von Montfort, geb. zu Graz, war württembergischer Oberst und starb in Castello bei Florenz;
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Wilhelmine, geb. seit 1841 zu Rom mit dem russischen Fürsten Anatole Demidow vermählt, von demselben aber 1845 getrennt, nach der Thronbesteigung Napoleons III. zur Prinzessin von Frankreich erklärt, machte am Hof die Honneurs bis zur Vermählung Napoleons III. und lebt in Paris.
d) Napoléon Joseph Charles Paul, gewöhnlich Prinz Napoleon (vom Volkswitz Plon-Plon) genannt, geb. zu
Triest, verlebte seine Jugend in Italien, ward im Februar 1831 aus dem Kirchenstaat verbannt, trat 1837 in württembergische Militärdienste
und bereiste seit 1840 mehrere europäische Länder. Im J. 1845 aus Paris ausgewiesen, kehrte er 1847 dahin zurück, nahm
seit dem Tod seines ältern Bruders den Namen Jérôme an, trat nach der Februarrevolution von 1848 für Corsica in die konstituierende,
dann an die legislative Nationalversammlung und schloß sich der demokratischen Partei an. Präsident Ludwig Napoleon schickte
ihn im April 1849 als französischen Gesandten nach Madrid,
[* 48] rief ihn jedoch bald wegen öffentlichen Tadels
der Regierungspolitik zurück. Im Juli
1849 ward er in einem Duell mit dem Redakteur des »Corsaire« schwer verwundet. Im J. 1852 wurde
er zum französischen Prinzen und im Januar 1853 zum Divisionsgeneral ernannt, nahm 1854 an der Expedition nach der Krim teil,
kehrte aber Anfang 1855 zurück und erhielt 1859 den Befehl über ein Armeekorps, welches Toscana besetzte,
wo Napoleon III. ihn zum Fürsten einsetzen wollte.
Aber die Einwohner von Toscana wollten die Einigung Italiens, [* 49] nicht die Errichtung eines Napoleonischen Throns. In Frankreich versuchte Jérôme mehrfach, sich durch Reden von radikalster Färbung im Senat populär zu machen, und entzweite sich dadurch wiederholt mit dem Kaiser. Namentlich die Kaiserin Eugenie war seine entschiedenste Gegnerin. Er residierte in Paris im Palais Royal, das der Sammelpunkt der demokratischen Bonapartisten war, und auf Schloß Meudon bei Paris. Im J. 1870 wurde er von dem Kaiser nach Italien gesandt, um ein Bündnis zu stande zu bringen, doch ohne Erfolg, da Napoleon III. den Italienern nicht Rom überlassen wollte.
Seit dem Sturz des Kaisertums lebte er auf dem Schloß Prangins bei Genf, [* 50] da Thiers seine Rückkehr nach Frankreich verbot. Erst 1875 wurde ihm diese gestattet. Seit 1876 Mitglied der Deputiertenkammer, trat er wiederholt als Gegner der Ultramontanen und Jesuiten auf. Nach dem Tode des kaiserlichen Prinzen ward er auf einer Versammlung der bonapartistischen Parteiführer, allerdings unter heftigem Widerspruch der klerikalen Bonapartisten, als Haupt der Familie und Erbe der Ansprüche der Dynastie proklamiert, erklärte aber, die Republik anerkennen und nicht als Prätendent auftreten zu wollen. Erst 1883 trat er mit einem Manifest hervor, in dem er sich als Erbe der Napoleonischen Thronansprüche proklamierte. Seit ist er mit der Prinzessin Clotilde (geb. Tochter des Königs Viktor Emanuel von Italien, vermählt, lebt jedoch seit längerer Zeit von ihr getrennt. Die Kinder aus dieser Ehe sind: Prinz Viktor, geb. Prinz Ludwig, geb. und Prinzessin Marie, geb.
Die Schwestern Napoleons I.
5) Maria Anna Elisa, geb. zu Ajaccio, ward 1797 mit Felice Bacciocchi (s. d.) vermählt und 1805 zur Fürstin von Piombino und 1809 zur Großherzogin von Toscana erhoben, lebte nach dem Sturz ihres Bruders erst in Bologna, dann als Gräfin von Compigniano zu Triest und starb im August 1820 aus der Villa Vicentina bei Triest. Von ihren zwei Kindern starb der Sohn Friedrich Napoleon (geb. 1814) ihre Tochter Napoleone Elisa (geb. gest. auf ihrem Schloß in der Normandie) war seit 1825 mit dem Grafen von Camerata zu Ancona vermählt, aber seit 1830 von ihrem Gemahl getrennt, erbte von ihrem Vater den Nießbrauch seines in 8 Mill. Frank bestehenden Vermögens, das nach ihrem Ableben ohne Schmälerung an ihren einzigen Sohn, Napoleon (geboren um 1826), übergehen sollte. Letzterer widmete sich dem Seedienst, ward nach dem Staatsstreich vom Sekretär [* 51] des Staatsrats und endete in Paris durch Selbstmord.
6) Marie Pauline, früher Carlotta genannt, geb. zu Ajaccio, kam mit ihren Geschwistern 1793 nach Marseille, [* 52] verlobte sich mit dem General Duphot, welcher 1797 bei einem Aufstand in Rom getötet wurde, und vermählte sich bald darauf mit dem General Leclerc, mit welchem sie 1801 nach Santo Domingo [* 53] ging, wo sie großen Mut zeigte. Nach dem Tod ihres Gemahls kehrte sie nach Frankreich zurück, wo sie sich 1803 mit dem Fürsten Camillo Borghese vermählte; doch trennte sie sich bald von diesem und lebte meist in Neuilly. Im J. 1806 erhielt sie von Napoleon I. das Fürstentum Guastalla, welches sie bis zu dessen Sturz behauptete.
Sie begleitete ihren Bruder 1814 nach Elba. Vor der Schlacht von Waterloo sandte sie ihrem Bruder ihre sehr kostbaren Diamanten zu freier Verfügung, und sie befanden sich in dem nach der Schlacht erbeuteten Wagen Napoleons I. Sie lebte dann in Rom, wo sie seit 1816 die Villa Sciarra besaß und einen glänzenden Kreis [* 54] um sich versammelte. Als sie von Napoleons Krankheit hörte, suchte sie wiederholt um die Erlaubnis zur Reise nach St. Helena nach, erhielt dieselbe aber zu spät. Nachdem sie sich mit ihrem Gemahl wieder vereinigt hatte, starb sie in Florenz ohne Nachkommen, da ihr mit Leclerc erzeugter Sohn bald nach dem Vater gestorben war. Von hoher Schönheit, aber leichtfertig, war sie Napoleons I. geliebteste Schwester.
7) Maria Annunciata, später Karoline, geb. zu Ajaccio, wurde 1800 mit Joachim Murat (s. d.) vermählt, mit welchem sie den neapolitanischen Königsthron bestieg. Nach Murats Tod begab sie sich unter österreichischem Schutze zunächst nach Böhmen [* 55] und später nach Triest, wo sie als Gräfin Lipona (Anagramm von Napoli) die Villa Campo Marzo bewohnte. Zur Rettung ihres Vermögens reiste sie im Sommer 1838 nach Paris. Die französische Regierung bewilligte ihr zum Ersatz eine jährliche Pension von 100,000 Frank. Sie mußte jedoch im Juni 1838 Frankreich verlassen und starb in Florenz. Über ihre Kinder s. Murat.