Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Liegnitz,
[* 2] an der Wütenden
Neiße,
[* 3] 344 m ü. M., schön gelegen,
hat ein
Amtsgericht, eine evangelische und kath.
Kirche, ein Kreiskrankenhaus, mechanische Leinweberei, Lederfabrik und (1880) 3026 Einw.
(599 Katholiken).
1) Kreis
[* 6] im preuß. Reg.-Bez. Liegnitz, 359,05 qkm, hat (1890) 31 255 (14 613 männl., 16 642 weibl.) E., 2 Städte, 60 Landgemeinden
und 43 Gutsbezirke. -2) Kreisstadt im KreisBolkenhain, 38 km südlich von
Liegnitz, in 300 m Höhe, an der Wütenden
Neisse
[* 7] und an den nördl. Ausläufern des Waldenburger Berglandes sowie an der NebenlinieStriegau-Bolkenhain (191 km) der Preuß. Staatsbahnen,
[* 8] hat steile Straßen, die zum Teil mit gewölbten Lauben versehen sind, mit dem einverleibten Dorfe Groß-Waltersdorf
(1890) 3601 E., darunter 736 Katholiken, Post zweiter Klasse, Telegraph,
[* 9] Fernsprecheinrichtung, Landratsamt, Amtsgericht (Landgericht
Hirschberg
[* 10] i. Schl.), kath. Kirche, 1846 in Rundbogenstil umgebaut, evang. Kirche, 1855 in roman. Stil erbaut, Rathaus mit Turm
(30 m), Denkmal zur Erinnerung an 1870 und 1871, evang. und kath. Schule, Kreiskrankenhaus
und ein Waisenhaus zur heil. Elisabeth der Grauen Schwestern.
Das von Herzog Bolko I. erbaute Jagdschloß wurde später zu Wohnungen für Tempelritter eingerichtet, nach deren Vertreibung
zu Bürgerhäusern, «Steinhäuser» genannt, umgebaut. Die Industrie erstreckt sich aus Baumwollspinnerei und -Weberei (1 mechan.
Weberei
[* 11] mit 800 Stühlen und 350 Pferdekräften), Leinweberei (Aktiengesellschaft), Gerberei, Mühlen,
[* 12] Stadtbrauerei;
ferner bestehen Getreide- und 5 Jahrmärkte. Nahebei auf einem Hügel die stattliche Ruine der Bolkoburg mit gewaltigen Mauern
und Turm (52 m), nach 1292 vom Herzog Bolko von Schweidnitz erbaut, im Dreißigjährigen Kriege von den Spaniern zerstört, 1703 an
das Kloster Grüssau verkauft, jetzt der königl. Domäne zu Klein-Waltersdorf gehörig. 3 km weiter auf
einer Anhöhe die Ruine Schweinhaus, Stammsitz derer von Schweinichen, jetzt dem Grafen Hoyos gehörig, ein schöner Bau derFrührenaissance mit wohlerhaltenen Resten von Stuckverzierungen. - Die Stadt Bolkenhain war bereits im 7. Jahrh.
vorhanden, wurde 1241 von den Tataren zerstört, von Herzog Bolko I. wieder aufgebaut und von diesem testamentarisch
an die KroneBöhmen
[* 13] überlassen, im 15. Jahrh. von den Hussiten abermals verwüstet.