Bolivar
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bolivian. Goldmünze, 10 Bolivianos = 40,5 Mk.
Bolivar
2 Seiten, 2'100 Wörter, 14'025 Zeichen
Bolivar,
bolivian. Goldmünze, 10 Bolivianos = 40,5 Mk.
Bolivar,
1) einer der neun Bundesstaaten von Kolumbien [* 2] (Neugranada, s. Karte »Peru etc.«) in Südamerika, [* 3] umfaßt das westliche Mündungsgebiet des Magdalenenstroms und hat ein Areal von ca. 55,000 qkm (1000 QM.). Das Land ist bis auf wenige Ausläufer der Kordilleren eine niedrige, oft sumpfige Ebene mit heißem und ungesundem Klima. [* 4] Die Bevölkerung [* 5] (1870: 241,704 Einw.) besteht überwiegend aus einem Gemisch von Weißen, Negern und Indianern und lebt vom Landbau und Handel.
Die Hauptstadt ist Cartagena, auf einer schmalen Halbinsel unweit der Mündung des Magdalenenstroms gelegen und mit vortrefflichem, befestigtem Hafen ausgestattet, mit gegenwärtig 7800 (früher 28,000) Einw.; allein der bedeutendste Handelsplatz, der jetzt überwiegend den Verkehr Kolumbiens mit dem Ausland vermittelt, ist Barranquilla (20,000 Einw.), in der Nähe des Magdalenenstroms, mit dem es durch mehrere natürliche Kanäle in Verbindung steht. Der rasch aufblühende Ort, in dessen Nähe sich die Werften für die Magdalenendampfer befinden, ist durch eine Eisenbahn mit dem nördlich gelegenen Hafenplatz Sabanilla (s. d.) und durch 6 Dampfergesellschaften mit 21 Dampfern mit Honda (100 km aufwärts) verbunden. Das Geschäft befindet sich fast ganz in den Händen deutscher Kaufleute. Barranquilla ist Sitz eines deutschen Konsuls. -
2) Großstaat der südamerikan. Republik Venezuela, 1881 aus den frühern Staaten (jetzigen Sektionen) Apure und Guayana (exkl. Departements Guzman Blanco und Roscio) gebildet, 229,796 qkm (4173,3 QM.) groß mit (1883) 55,677 Einw.
Bolivar,
Simon, der Befreier Südamerikas vom spanischen Joch, geb. zu Caracas aus einer edlen und reichen altspanischen Familie, ward als Waise von seinem Oheim, dem Marques de Palacios, erzogen, studierte die Rechte in Madrid [* 6] und bereiste dann Europa. [* 7] Während seines Aufenthalts in Paris [* 8] benutzte er mit Eifer den Unterricht in der Normalschule und der polytechnischen Schule. Hier machte er auch die Bekanntschaft Humboldts und seines Gefährten Bonpland. 1803 vermählte er sich zu Madrid mit der Tochter des Marques de Ustariz und ging dann nach Amerika [* 9] zurück, reiste jedoch, nachdem seine Gemahlin sehr bald ein Opfer des gelben Fiebers geworden, 1804 wieder nach Paris, wo er der Krönung Napoleons I. beiwohnte.
Auf seiner Rückkehr ins Vaterland (1809) besuchte er die Vereinigten Staaten, [* 10] lernte deren freie Institutionen mit ihrem wohlthätigen Einfluß kennen, und sein schon früher gefaßter Plan, das Beispiel Washingtons nachzuahmen und sein Vaterland zu befreien, gedieh in ihm zur Reife. In Venezuela angelangt, verband er sich mit den Patrioten, und als Caracas sich gegen die spanische Herrschaft erhob, sandte ihn die Junta nach London, [* 11] von wo er im September 1811 mit einem Waffentransport zurückkehrte. Er kämpfte nun als Oberstleutnant unter Miranda, mußte jedoch, als nach Mirandas Fall die Spanier Venezuela sich unterwarfen, eine Zuflucht auf der Insel Curassao suchen. Doch schon im September 1812 trat er wieder unter den Insurgenten von Neugranada auf und wurde sehr bald die Seele des ganzen Befreiungskriegs. Über die Grausamkeit der Spanier entrüstet, erklärte er ihnen durch das Edikt von Trujillo welches jeden des Royalismus überführten Spanier zum Tod verurteilte, den Krieg auf Leben und Tod.
Nach mehreren glücklichen
Gefechten zog Bolivar
in
Caracas ein, ward vom
Heer als Befreier
Venezuelas begrüßt und vereinigte
in sich alle
Zivil- und
Militärgewalt, in welcher
Machtvollkommenheit er von einer zusammenberufenen
Nationalversammlung bestätigt wurde. Jedoch das anfangs schwankende
Glück wandte sich sehr bald ganz gegen Bolivar.
Seine
Truppen
wurden bei La Puerta von
Boves mit überlegenen Streitkräften geschlagen und fast gänzlich aufgerieben.
Boves zog im Juli 1814 in
Caracas ein, verfolgte die
Republikaner bis in die
Provinz
Barcelona
[* 12] und schlug
sie bei Arguita nochmals aufs
Haupt. Bolivar
schiffte sich nun mit den getreuesten seiner
Offiziere nach
Cartagena ein und trug den
konföderierten
Provinzen von
Neugranada seine
Dienste
[* 13] an. Nachdem ihm der dortige
Kongreß den Oberbefehl
übertragen, besetzte er
Bogotá und befreite die
Provinz
Cundinamarca; allein innerer Zwiespalt vereitelte die Belagerung von
Cartagena, und als der spanische
General Morillo im März 1815 mit neuen
Truppen landete, mußte sich Bolivar
10. Mai nach
Jamaica einschiffen,
von wo er nach
Haïti
[* 14] ging.
Hier sammelte er die geflüchteten Insurgenten und landete mit ihnen im
Dezember 1816 auf der
Insel
Margarita.
Dahin berief er als Oberhaupt der
Republik
Venezuela einen
Kongreß; auch setzte er eine
Regierung ein, nachdem er die Aufhebung
der
Sklaverei proklamiert und zugleich seine eignen Sklaven freigelassen hatte.
In den beiden folgenden
Jahren erfochten Bolivar
,
Paez
und
Santander so viele Vorteile über Morillo, daß der
Kongreß zu
Angostura eröffnet werden konnte, wo Bolivar
zum
Präsidenten der aus
Venezuela,
Neugranada und
Ecuador bestehenden
Republik
Kolumbien gewählt wurde. Er führte nun das
Heer im
Juni über die fast unwegsamen
Kordilleren nach
Neugranada, eroberte
Tunja und schlug die
Spanier
bei Bochica, 1821 bei
Calabozo, wodurch ganz
Neugranada frei wurde.
Hierauf vollendete er 1823 und 1824, namentlich nach seinem Sieg bei Junin und dem des Generals Sucre bei Ayacucho, die Befreiung Nieder- und Oberperus, das ihn 1825 ebenfalls mit der diktatorischen Gewalt bekleidete und unter dem Namen Bolivia [* 15] einen eignen Staat bildete. 1826 legte er die Präsidentenwürde nieder und versammelte einen Kongreß zu Lima, [* 16] schloß Schutz- und Trutzbündnisse mit den verschiedenen amerikanischen Freistaaten, bewirkte die Zusammenkunft des freilich fruchtlosen amerikanischen Kongresses zu Panama [* 17] und ward im März 1826 abermals und wieder im August 1828, diesmal mit fast unumschränkter Gewalt, zum Präsidenten der Republik Kolumbien gewählt. Eine Verschwörung, die 25. Sept. sein Leben bedrohte, unterdrückte er, ließ die Urheber erschießen und Santander mit 70 andern der Teilnahme Verdächtigen verbannen. Da er sich aber auch in Peru zum lebenslänglichen Präsidenten hatte wählen lassen, dem Kongreß von Bolivia eine antirepublikanische Verfassung ¶
(Code Boliviano) aufdrang, in Kolumbien die Preßfreiheit unterdrückte und die Klosterschulen wiederherstellte, so beschuldigte man ihn monarchischer Gelüste und warf ihm vor, er wolle Napoleons I. Rolle spielen. Peru erklärte sogar dem Diktator von Kolumbien den Krieg, und als an die Grenze zog, kam es in Caracas zum Aufstand; Venezuela sagte sich von ihm und von der kolumbischen Union los. Darauf erhielt Bolivar von dem im Januar 1830 zu Bogotá versammelten Nationalkongreß die verlangte Entlassung; zugleich wurde ihm ein Jahrgeld von 30,000 Piaster ausgesetzt und der Dank der Nation dargebracht. Er reiste im November nach Santa Marta und starb hier mit dem Ausruf: »Eintracht! Eintracht; sonst wird uns die Hyder der Zwietracht verderben!« Bolivar war kühn und unternehmend, uneigennützig, wie er denn sein Vermögen für das Vaterland hingab und für die Anklage, daß er die Freiheit seinem Ehrgeiz habe zum Opfer bringen wollen, wenigstens keine Beweise vorliegen. 1832 ward nach dem Beschluß des Kongresses von Neugranada Bolivars Asche mit großen Feierlichkeiten von Santa Marta nach seiner Vaterstadt Caracas gebracht und hier dem Andenken des Befreiers ein Triumphbogen errichtet.
Vgl. »Coleccion de documentos relativos a la vida publica de Libertador de Colombia y de Peru, Simon Bolivar« (Caracas 1826 ff., 22 Bde.);
»Correspondencia general de Libertador Simon Bolivar etc.« (hrsg. von Larrazabel, 2. Aufl., New York 1866, 2 Bde.);
Larrazabel, Life of Simon Bolivar (das. 1866);