Dorf im russ.
GouvernementKasan,
[* 2] am rechten
Ufer der
Wolga zwischen Spaßk und Tetjuschd gelegen, mit etwa 150
Höfen
und einer steinernen
Kirche, die vormals zu dem eingegangenen Uspenskischen
Kloster gehörte, von welchem noch jetzt das Dorf
gleichzeitig den
Namen Uspenskoje Selo führt. Der große
Ort steht innerhalb der noch großenteils erhaltenen
Walllinien der berühmten alten Bulgarenresidenz Bolgar, von welcher noch
Türme (am besten der sogen.
Turm
[* 3] Misgir) und Mauertrümmer
übrig sind. Es finden sich daselbst noch eine
Menge Grabsteine, mit tatarischen, arabischen und armenischen
Inschriften und
Bildwerken bedeckt, alte
Waffen,
[* 4]
Münzen
[* 5] und Gerätschaften aller Art.
Schon auf BefehlPeters d. Gr. wurden 49 der
auf den
Gräbern befindlichen
Inschriften abgeschrieben und eine
Erklärung derselben versucht.
Die arabischen sind von 619 bis 742 der
Hedschra, und unter den armenischen ist eine von 557 und zwei von 984 und 986
n. Chr.
Die hier gefundenen silbernen und kupfernen
Münzen tragen teilweise arabische, teilweise
kufische Schrift
und sind zum Teil schön geprägt.
Wann Bolgar, dessen
Ruinen verschiedentlich von
Gelehrten, wie
Pallas,
Erdmann,
Humboldt,
Ehrenberg
und
Rose,
Erman, Beresie u. a., besucht und beschrieben worden sind, aus der
Reihe der
Städte verschwunden, ist unbekannt. Jedenfalls
trat es schon zu Ende des
Mittelalters hinter dem aufblühenden
Kasan mehr und mehr zurück. Ein großer
Teil der unter dem Schutt hervorgezogenen
Altertümer befindet sich im historischen
Museum in
Kasan, ein andrer Teil in den
ethnographischen
Kabinetten zu
Moskau
[* 6] und
Petersburg.
[* 7]
Dorf im Gouvernement Kasan, 27 km südwestlich von der Kreisstadt Spaßk und 6 km von der Wolga
unterhalb der Mündung der Kama entfernt (nach dem ehemaligen Uspenskij-Kloster auch Uspenskoje Selo genannt). Daselbst befinden
sich die Ruinen und frühern Befestigungswerke der alten Hauptstadt des Bulgarenreichs, Bolgara oder Bulgar, die in den russ.
Chroniken unter dem NamenWelikij Gorod,d. h. Große Stadt, vorkommt. Die Zeit der Gründung B.s ist unbekannt,
doch hatte es schon im 10. Jahrh. über 10000 E. Im 14. Jahrh.
wurde Bolgary durch Tamerlan zerstört und geriet nach der Auflösung der Goldenen Horde (1480) gänzlich in Verfall.
Pallas und Oserezkowstij fanden hier Ende des 18. Jahrh. noch 44 steinerne, ziemlich wohlerhaltene
Gebäude, von denen gegenwärtig u. a. nur noch vorhanden sind: ein 34 m hohes Minaret, die Fundamente
von 4 Türmen, die wahrscheinlich zur Moschee der Chane gehörten;
ein 10 m hohes Gebäude, in welchem die jetzt eingegangene
Kirche des heil. Nikolaus erbaut war;
der SchwarzeHof,
[* 8] der WeißeHof, ein kleines Minaret von 27 m Höhe,
die Ruinen des Palastes der Chane, der sog. GriechischeHof auf einer Anhöhe außerhalb des Walles. Im Fundamente der neuen
Kirche wurden tatar. und armenische Inschriften aus dem 13. und 14. Jahrh. gefunden.
Die in Bolgary gefundenen silbernen und kupfernen
Münzen gehören zumeist der Tamerlanschen Zeit an. -
Vgl. Saint-Martin, Notice et explication des inscriptions
arméniennes et arabes de Bolgari, suive d'une note sur les inscriptions turques et arabes de la même ville (Par.
1839);
Beresin, Bulgar an der Wolga (russisch, Kasan 1853).