Bodelschwi
ngh-Velmede
,
Ernst von, preuß. Staatsmann,
Bruder des vorigen, geb. zu Velmede
bei Hamm
[* 2] in der
Grafschaft
Mark, bezog 1812 die
Universität
Berlin,
[* 3] um die Rechtswissenschaft zu studieren, trat aber 1813
als
freiwilliger
Jäger in das
Detachement des 8. Infanterieregiments, ward bald Sekondelieutenant und erhielt für seine Tapferkeit
in der
Schlacht bei
Lützen
[* 4] das
Eiserne Kreuz
[* 5] zweiter, nach der
Schlacht bei
Leipzig
[* 6] das erster
Klasse. Eine
schwere Verwundung in der
Brust, die er bei Freiburg
[* 7]
a. d.
U. erhielt, fesselte ihn 8
Monate ans Krankenlager, sodaß er 1814 den
Abschied nahm und sich in Göttingen
[* 8] und
Berlin wieder seinen
Studien widmete.
Doch nahm er am Feldzuge von 1815 wieder teil. Er trat 1817 in den
Staatsdienst, ward 1822
Landrat des
Kreises
Tecklenburg in Westfalen,
[* 9] 1831 Oberregierungsrat in Köln,
[* 10] im November desselben Jahres Präsident der Regierung in
Trier,
[* 11] 1834
Oberpräsident der Rheinprovinz,
[* 12] welchen Posten er bis 1842 bekleidete. Die
Popularität, die er sich in dieser
Stellung zu erwerben wußte, veranlaßte
Friedrich Wilhelm IV., ihn als
Staats- und Finanzminister in das
Kabinett zu berufen. Im
Frühjahr 1844 wurde an der
Stelle des
Grafen von
Alvensleben zum
Kabinettsminister, 1845 nach dem
Austritt
des
Grafen
Arnim-Boitzenburg zum Minister des Innern ernannt. 1847 verteidigte er im
Vereinigten
[* 13] Landtage als Landtagskommissar
die Sache der Regierung mit Geschick und
Beredsamkeit, riet aber andererseits dem Könige schon
vor der
Revolution zur Aufhebung der Censur und zur Anbahnung einer
Verfassung. Da die öffentliche Meinung gegen ihn war, reichte
er seine Entlassung ein, blieb indes noch bis zum 19. im
Amte (die Maßregel der Zurückziehung der
Truppen an diesem
Tage kann ihm nicht, wie geschehen ist, zur Last gelegt werden). Bodelschwi
ngh-Velmede
wurde 1849 zum
Abgeordneten in die
Zweite
Kammer gewählt, war vom Sept. 1849 bis März 1850 Präsident des Verwaltungsrats der
Union, gehörte auch der nach dem octroyierten
Wahlgesetz gewählten Kammer und später dem
Erfurter Parlament an, wo er die Unionspolitik des preuß.
Ministeriums unterstützte. In der Landtagssession von 1850 bis 1851
stand er an der
Spitze der Centrumspartei, welche die
Politik der Regierung zwar keineswegs billigte, ihr aber doch die
Mittel zur
Führung der
Verwaltung gewährte, um nicht ein
Ministerium der Linken aufkommen zu lassen. 1852 zum Regierungspräsidenten in
Arnsberg
[* 14] ernannt, starb
Bodelschwi
ngh-Velmede
auf einer Dienstreise zu
Medebach.