Blutfarbstoff
,
s. Blut, Hämatin, Hämatoglobin.
Blutfarbstoff
481 Wörter, 3'549 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Blutfarbstoff,
s. Blut, Hämatin, Hämatoglobin.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Blutfarbstoff,
Hämoglobin, Hämatoglobulin, Hämatokrystallin, Bezeichnung für den roten Farbstoff der farbigen Blutkörperchen, [* 2] dem das Blut seine undurchsichtige rote Farbe verdankt. Während des Lebens ist der an die roten Blutkörperchen fest gebunden: obwohl leicht in Wasser löslich, tritt doch nichts davon in den wässerigen, flüssigen Teil des Blutes über;
läßt man aber Blut, nachdem es den Körper verlassen hat, gefrieren und wieder auftauen, so sind die Anziehungskräfte, welche den in den Blutkörperchen zurückhielten, zerstört, man erhält nun eine durchscheinend rote Flüssigkeit, in welcher die des Farbstoffs beraubten Körperchen schwimmen.
Aus dieser läßt sich der in rhombischen Krystallen erhalten. Die Krystalle haben eine sehr komplizierte Zusammensetzung, sie bestehen aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Schwefel, Eisen [* 3] und Sauerstoff. Das Hämoglobin setzt sich aus zwei verschiedenen Körpern zusammen, aus dem eisenhaltigen und zugleich gefärbten Hämatin und einem dem Globulin nahestehenden Eiweißkörper; man kann die Zerlegung in diese beiden Stoffe durch Zusatz von Säuren, starken Alkalien oder Ozon erzielen.
Dem Blutfarbstoff
kommt im Leben der Tiere eine ganz bestimmte Funktion zu. Er hat nämlich die Eigenschaft, mit
Leichtigkeit Sauerstoff aufzunehmen und diesen an andere, oxydierbare Substanzen wieder abzugeben. Diese Sauerstoffaufnahme
erfolgt in der Lunge;
[* 4] indem die Blutkörperchen hier im Blutstrome durch die feinsten Kapillaren passieren, beladen sie sich
mit dem Sauerstoff der eingeatmeten Luft, der Blutfarbstoff
nimmt dabei eine hellrote Farbe an, geht in Oxyhämoglobin über. Indem
das Oxyhämoglobin den einzelnen Organen des Körpers mit dem cirkulierenden Blute zugeführt wird, giebt es feinen Sauerstoff
an die in Spaltung begriffenen chem. Verbindungen ab und bewirkt so den Oxydationsprozeß, dessen Folge die Wärmeproduktion
des Körpers ist. Mit dieser Abgabe von Sauerstoff wird es in dunkelrotes reduciertes Hämoglobin verwandelt, und
als solches kehrt es im venösen Blut zur Lunge zurück, um sich in dieser wieder mit Sauerstoff zu beladen und in Oxyhämoglobin
verwandelt zu werden.
Der Blutfarbstoff
ist das einzige Mittel, durch welches der Körper mit dem zu seiner Existenz erforderlichen Sauerstoff versorgt werden
kann. Das Vermögen des Blutfarbstoff
, Sauerstoff aufzunehmen und wieder abzugeben, ist jedoch
ein begrenztes; nach mehrfachen Wiederholungen wird das Hämoglobin zerstört und in Hämatin verwandelt, welches, nachdem
es in der Leber weiter zersetzt worden ist, mit den Gallenbestandteilen in den Darm
[* 5] entleert wird. Es muß daher im Körper
beständig eine Neubildung von Hämoglobin stattfinden.
Ein anderer Abkömmling der Blutfarbstoff
ist das eisenfreie Hämatoidin, welches sich im Körper überall dort bildet,
wo Blut, aus seinen natürlichen Kreislaufbahnen ausgetreten, der allmählichen Zersetzung anheimfällt (in Blutergüssen, Blutbeulen,
Thromben u. dgl.). Außer mit dem Sauerstoff geht das Hämoglobin Verbindungen mit einigen andern Gasen ein, so namentlich mit
dem Kohlenoxyd, und diese letzte Verbindung (Kohlenoxydhämoglobin) ist fester, stabiler als die mit Sauerstoff.
Wenn daher Kohlenoxyd eingeatmet wird, so kann sich kein Oxyhämoglobin bilden, sondern es entsteht Kohlenoxyd-Hämoglobin,
dieses kann keinen Sauerstoff dem Körper liefern, das Leben erlischt aus Sauerstoffmangel, an Erstickung. Die giftige Wirkung
des Kohlendunstes sind auf die Bildung des Kohlenoxyd-Hämoglobins zurückzuführen.