Blutentleerung
(Blutentziehung), die zu Heilzwecken vorgenommene künstliche Verminderung der Blutmenge des Körpers. Man unterscheidet: die direkte (örtliche) Blutentziehung, welche durch Ansetzen von Blutegeln, oder durch Schröpfköpfe, oder durch kleine Einschnitte (Skarifikationen), oder auch durch kompliziertere Instrumente (künstliche Blutsauger) vorgenommen wird. Unter letztern ist am beachtenswertesten der künstliche Blutegel [* 2] von Heurteloup, bei welchem mittels eines Locheisens eine wenig schmerzhafte, stark blutende, ringförmige Wunde erzeugt wird, aus der man mittels eines Glascylinders und eines in diesem auf und ab beweglichen Stempels leicht und schnell eine große, genau zu bemessende Blutmenge heraussaugen kann.
Die örtliche Blutentziehung
geschieht entweder unmittelbar auf dem erkrankten Teil oder in dessen Nachbarschaft, gewöhnlich
in der
Richtung der abführenden
Gefäße (z. B. für das
Auge
[* 3] in der Schläfengegend), um dem Blutstrom eine andre
Richtung
zu geben. Oft wirken solche Blutentlee
rungen durch dicke
Schichten von Weichteilen hindurch, so daß Schröpfköpfe
auf der
Brust bis auf das entzündete
Brustfell,
Blutegel am
Bauch
[* 4] bis auf das
Bauchfell in die Tiefe das
Blut ableiten. Dieser
örtlichen gegenüber steht die allgemeine Blutentleerung
, welche durch den
Aderlaß (s. d.), seltener durch
Arteriotomie (s. d.) vollzogen
wird. Blutentlee
rungen werden in der
Regel nur bei entzündlichen
Leiden
[* 5] aller Art vorgenommen, sind jedoch
auch bei blutüberfüllungen nicht entzündlicher Art, welche bedeutendere
Störungen in der Verrichtung der betreffenden
Organe hervorrufen, ein sehr schätzenswertes, ja unentbehrliches
Mittel.