(spr. bloa),Hauptstadt des franz.
DepartementsLoir-et-Cher, am rechten
Ufer der
Loire, über welche eine 305 m
lange steinerne
Brücke
[* 3] (von
Ludwig XV. erbaut, in der Mitte mit einem
Obelisken geziert) zum
FaubourgVienne
führt, und an der
Eisenbahn von
Orléans
[* 4] nach
Tours,
[* 5] zerfällt in einen modernen Stadtteil am
Fluß mit schönen
Kais und in
die
Altstadt, welche sich mit winkeligen
Gassen und alten
Häusern malerisch einen steilen Abhang hinaufzieht, aus dessen einem
Ende das geschichtlich merkwürdige, jetzt trefflich restaurierte
Schloß (Geburtsort
Ludwigs XII.), auf
dem andern die
Kathedrale steht.
1) Arrondissement im franz. Depart. Loir-et-Cher. Das Arrondissement hat 2552,24 qkm, (1891) 141435 E., 139 Gemeinden und zerfällt
in die 10 Kantone Blois-Est und Blois-Ouest mit 231,43 qkm und 16150 und 18813 E., Bracieux (346,66 qkm, 11625 E.),
Contres (283,50 qkm, 15121 E.), Herbault (373,06 qkm, 14421 E.), Marchenoir (267,14 qkm, 9991 E.), Mer (186,90 qkm, 11451 E.),
Montrichard (265,81 qkm. 16874 E.), Ouzouer-le-Marché (270,66 qkm, 8744 E.), St. Aignan (327,08 qkm, 18245 E.). –
2) Hauptstadt des franz. Depart. Loir-et-Cher und
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des Arrondissements am rechten Ufer der Loire, auf der Dampfschiffahrt besteht, an den Linien Paris-Tours-Bordeaux und Villefranche-sur-Cher-Blois
(57 km) der Orléansbahn und der Linie Pont de Braye-Vendôme-Blois (67 km) der Franz. Staatsbahn, erhebt sich amphitheatralisch
an einem steil abstürzenden Hügel am Flusse, über welchen eine 1717‒24 erbaute, 300 m lange, 13,6
m breite und auf 11 Bogen
[* 17] ruhende Brücke zur Vorstadt Vienne führt. Im obern Teile ist die Stadt eng, die Straßen sind gewunden
und steil, in der modernen Unterstadt regelmäßiger und besser gebaut.
Den höchsten Punkt bildet das historisch und künstlerisch merkwürdige, aus vier verschiedenen Teilen bestehende Schloß,
dessen ältestes Stück aus dem 13., dessen berühmtestes, das Meisterwerk der franz. Frührenaissance, aus dem Anfang des 16. Jahrh.
stammt. (S. Tafel: Französische Kunst Ⅱ,
[* 16]
Fig. 15.) hat reizende und fruchtbare Umgebungen, eine alte röm.
in Felsen gehauene Wasserleitung von 529 m Länge (Loire-Wasser), einen schönen Quai, den einst bischöfl.
Palast, jetzt Präfektur, und viele bemerkenswerte alte Palais (Herzog von Epernon, Guise, Hurault, Aumale) und Privathäuser.
Blois, Sitz eines Bischofs (seit 1697) und des Stabes der 20. Infanteriebrigade, hat mehrere Kirchen, darunter die 1138‒1210
erbaute des heil. Nikolas und die aus dem 17. Jahrh. stammende Kathedrale, zwei geistliche Seminare, Tribunal
erster Instanz und Handelsgericht, Filiale der Bank von Frankreich, Kommunal-Collège, Normal-Lehrerschule, eine Gesellschaft
für Wissenschaft und Litteratur und drei Zeitungen.
Auch befinden sich daselbst ein Museum, eine öffentliche Bibliothek von 35000 Bänden (beide im Schlosse), reich an kostbaren
Manuskripten, ein Theater, eine Statue des in Blois geborenen Physikers Denis Papin (gest. 1710), ein allgemeines
Hospital, ein Waisenhaus, die Irrenanstalt des Departements. In Garnison liegt das 31. Infanterieregiment. Die Bevölkerung,
(1891) 17567, als Gemeinde 23457 E., unterhält Fabriken und Manufakturen für Handschuhe, Billards, Schuhwerk, Töpferwaren,
chem. Produkte, Fayence,
[* 18] Messer,
[* 19] Essig, Schokolade, Möbel
[* 20] und Pfefferkuchen, Gerbereien und Brauereien sowie lebhaften Handel
mit ihren Fabrikaten, Wein, Branntwein (Eaux-du-vie d’Orléans), Getreide und Pferden. 5 km entfernt liegen die Bäder der
Eisenquellen von St. Denis, ähnlich den Wassern von Spaa, und 18 km von Blois das Schloß Chambord.
Geschichtliches. In den lat. Urkunden des Mittelalters hieß Blois Blesum (auch Blesis und Bleza) und bildete
mit dem Umlande die GrafschaftBlaisois (Pagus Blesensis). Nachdem das alte Grafengeschlecht, dem auch Stephan von Blois, König
von England (1135‒54), angehörte, 1218 erloschen war, kam Blois durch Heirat 1230 an das Haus Chatillon. Der letzte
Sprosse desselben verkaufte es 1397 an den HerzogLudwig von Orléans, dessen Enkel Ludwig ⅩⅡ. es 1498 mit
der Krone vereinigte. Unter dem Hause Orléans spielte Blois eine bedeutende Rolle. HerzogLudwig und seine Gemahlin Valentine Visconti
legten den Grund zu der nachmals durch die Beute aus Mailand
[* 21] und Neapel
[* 22] bereicherten und berühmt gewordenen Schloßbibliothek.
Blois blieb auch nach Ludwigs Ermordung (1407) 20 Jahre lang der Sitz seiner Familie. HerzogKarl vonOrléans
(gest. 1465) hielt in Blois einen glänzenden Hof.
[* 23]
Ludwig ⅩⅣ. schenkte Blois seinem Bruder Philipp von Orléans. erließ von hier die Kaiserin Maria
Luise einen Aufruf an die Franzosen. Blois ward nach einer kurzen Beschießung durch deutsche Truppen genommen und
bis nach Abschluß des Präliminarfriedens besetzt gehalten. –
Vgl. J. Loiseleux, Les Résidences royales de la Loire (Par.
1863);
De la Saussaye, Histoire du château de Blois (7. Aufl. 1875);