Bleipflaster
(Bleiglättepflaster,
Emplastrum lithargyri, plumbi, Diachylon simplex), pharmazeutisches
Präparat, wird
durch anhaltendes
Kochen gleicher Teile
Olivenöl,
Schmalz und
Bleiglätte
(Bleioxyd) bei Gegenwart von wenig
Wasser erhalten. Das
Bleioxyd zersetzt die
Fette in
Glycerin und
fette Säuren und verbindet sich mit diesen letztern. Der chemische
Prozeß ist also derselbe wie bei der Seifenbildung, und das Bleipflaster
ist ein Gemisch von stearin-, palmitin-
und oleinsaurem
Blei.
[* 2]
Gutes Bleipflaster
muß fest, aber nicht spröde sein und in der
Hand
[* 3] weich, aber nicht schmierig werden. Mit der Zeit verändert sich
das Bleipflaster
, besonders das gestrichen, klebt nicht mehr, wird brüchig und ist dann völlig unbrauchbar. Am besten
hält es sich an einem kühlen
Ort in
Wachspapier gewickelt. Zum
Streichen kleiner
Mengen erwärmt man ein
breites Tischmesser mäßig über der Spirituslampe, drückt auf das auf die
Leinwand gelegte Pflasterstück und verstreicht
das abschmelzende; so fährt man fort, bis alles gleichmäßig dünn verteilt ist.
Zum
Streichen größerer
Pflaster schmelzt man das Bleipflaster
im
Wasserbad, legt die
Leinwand auf einem glatten
Tisch
aus eine weiche Unterlage, gießt das
Pflaster breit an das Ende der
Leinwand, läßt dies Ende festhalten und breitet mit
einem
Lineal in Einem Zug
das
Pflaster auf der ganzen
Leinwand aus. Dabei kommt alles auf den
Druck an, den
man mit dem
Lineal ausübt.
Sicherer arbeitet man mit einer Pflasterstreichmaschine, welche besonders zum
Streichen des
Heftpflasters
benutzt wird.
Durch verschiedene Zusätze erhält man aus Bleipflaster
mehrere sehr gebräuchliche
Pflaster: Gummi-,
Zug-,
Diachylonpflaster (Empl. lithargyri,
plumbi, Diachylon compositum), aus 24 Bleipflaster
, 3 gelbem
Wachs, 2
Ammoniacum, 2
Galbanum, 2
Terpentin, bräunlichgelb, klebend, etwas
schmierig;
Seifenpflaster (Empl. saponatum), aus 72 Bleipflaster
, 12 gelbem
Wachs, 6 Seifenpulver, 1
Kampfer, weißlich,
wenig klebend;
weißes
Mutterpflaster (Empl. lithargyri molle), aus 3 Bleipflaster
, 2
Schmalz, 1
Talg, 1 gelbem
Wachs, gelblich;
Empl.
galbani crocatum, aus 24 Bleipflaster
, 8 gelbem
Wachs, 24
Galbanum, 6
Terpentin, 1 Krokuspulver, weich, gelblichbraun.
Heftpflaster (Empl. adhaesivum) wird aus 18 roher Ölsäure und 10 Bleiglätte im Wasserbad bereitet und mit 3 Kolophonium und 1 Talg zusammengeschmolzen. Heftpflaster ist besonders gestrichen als Sparadrap im Handel. Bleiweißpflaster (Froschlaichpflaster, Empl. cerussae, Empl. album coctum) wird aus 10 Bleiglätte, 25 Olivenöl unter Zusatz von etwas Wasser und nach erfolgter Verseifung von 18 Bleiweiß [* 4] bereitet, ist weiß, schwer, hart, sehr zäh. Schwarzes Mutterpflaster (Empl. fuscum) wird aus 32 Mennige und 64 Olivenöl ohne Wasser über freiem Feuer bereitet und erhält einen Zusatz von 16 gelbem Wachs.
Mit 1 Proz.
Kampfer vermischt, bildet es das
Hamburger,
Nürnberger,
Universal-Defensivpflaster (Empl. fuscum camphoratum, Empl.
minii adustum, Empl. nigrum, universale, noricum). Die Bleipflaster
finden ausgedehnte Anwendung
als Verbandmittel (namentlich das
Heftpflaster), wobei man zunächst ihre klebende
Eigenschaft verwertet. Nächstdem kommt
in Betracht, daß sie die
Luft abhalten, und daß mithin auch die
Wirkung der feuchten
Wärme
[* 5] sich geltend macht.
Alle Bleipflaster
wirken
aber etwas reizend, und namentlich das
Diachylonpflaster wird wegen dieser
Eigenschaft auf
Geschwüren benutzt,
während das
Seifenpflaster mehr erweichend wirkt.