Bleiessig
(Bleiextrakt,
Liquor plumbi subacetici,
Acetum plumbicum, saturninum,
Plumbum hydrico-aceticum
solutum,
Extractum plumbi), pharmazeutisches
Präparat, wird durch Zusammenschmelzen von 3 Teilen essigsaurem
Blei
[* 2]
(Bleizucker)
und 1 Teil
Bleioxyd im
Wasserbad, Behandeln der weißen
Masse mit 10 Teilen warmem destillierten
Wasser und
Filtrieren
[* 3] bereitet.
Die
Flüssigkeit ist klar, farblos, vom spez. Gew. 1,235-1,240, reagiert schwach
alkalisch und enthält basisch essigsaures
Blei gelöst, welches sich in Berührung mit der
Luft unter
Abscheidung von basisch kohlensaurem
Blei zersetzt. Bleiessig
dient zur
Darstellung des
Bleiwassers
(Kühlwasser,
Aqua plumbi, plumbica,
saturnina), welches aus 1 Teil und 49 Teilen destilliertem
Wasser bereitet wird, etwas trübe ist und bei Einwirkung der
Luft
ein weißes
Pulver ausscheidet.
Das Goulardsche
Bleiwasser (A. plumbi Goulardi. A. vegeto-mineralis Goulardi, A. plumbi spirituosa), aus 45 Teilen Brunnenwasser, 4 Teilen
Spiritus
[* 4] und 1 Teil Bleiessig
bereitet, ist sehr trübe und enthält einen
Niederschlag von kohlensaurem und schwefelsaurem
Blei. Beide
Präparate müssen vor dem
Gebrauch umgeschüttelt werden; sie dienen als
Kühlwasser bei
Kontusionen, Anschwellungen
der
Haut,
[* 5]
Verbrennungen, zur ersten Behandlung von
Wunden etc. Eine Mischung von 8 Teilen gelbem
Wachs, 29 Teilen
Schmalz und 3 Teilen
Bleiessig
bildet die gleichfalls als Volksheilmittel angewandte
Bleisalbe
(Bleicerat,
Unguentum plumbi).
In der
Technik dient Bleiessig
, den man auch durch
Digerieren von Bleizuckerlösung mit
Bleioxyd in einem verschlossenen
Gefäß
[* 6] erhält, zur
Darstellung von
Bleiweiß,
[* 7] basischem
Bleichlorid
(Pattinsons Bleiweiß), essigsaurer
Thonerde, zur Gewinnung
vieler
Pflanzen- und Tierstoffe (indem man die Fällbarkeit von
Gerbsäure,
Farbstoffen etc. durch Bleiessig
zur
Reinigung von
Auszügen
benutzt); mit Bleiessig
getränktes und vorsichtig getrocknetes ungeleimtes
Papier bildet einen leicht entzündlichen Zunder und
dient als
Reagenzpapier auf
Schwefelwasserstoff.