Biber
(Castor L.),
Säugetiergattung aus der
Ordnung der
Nagetiere,
[* 3] repräsentiert allein die
Familie
der Biber
(Castorina) und enthält nur eine Art, den gemeinen Biber
(Castor
Fiber
L., s. Tafel
»Nagetiere I«).
[* 4] Dieser ist 75-95
cm lang, 30
cm
hoch, mit 30
cm langem
Schwanz. Der Leib ist plump und stark, der
Rücken gewölbt, der
Hals kurz und dick; der
Kopf kurz und
stumpfschnauzig, mit kleinen
Augen, kurzen
Ohren und kleiner Mundspalte; die kurzen, sehr kräftigen
Beine
haben fünfzehige
Füße, und an den Hinterfüßen sind die
Zehen bis an die
Krallen durch
Schwimmhäute verbunden.
Der
Schwanz ist abgeplattet, bis 20
cm breit, an der
Spitze abgerundet, an den Rändern fast schneidig, beschuppt, grau. Der
Pelz ist auf der Oberseite dunkel braungrau, auf der Unterseite heller; doch variiert die Färbung nicht unbedeutend.
Der Biber
war früher sehr verbreitet und bewohnt noch jetzt alle
Länder zwischen 33 und 68° nördl.
Br., vielfach aber nur
sehr vereinzelt. In
Deutschland
[* 5] findet er sich noch, geschützt von strengen Jagdgesetzen, an der
Elbe,
Saale und
Mulde zwischen
Dessau
[* 6] und
Magdeburg,
[* 7] vielleicht auch an der
Salzach und an der
Mohne in
Westfalen;
[* 8] am häufigsten trifft
man ihn noch in
Österreich,
[* 9] Rußland,
Norwegen,
[* 10] viel zahlreicher aber in
Mittel- und Nordsibirien,
Labrador,
Neufundland,
Kanada,
auch in
Maine und
Massachusetts, während er in den übrigen
Staaten
Nordamerikas ebenfalls sehr stark zurückgedrängt
ist. (Die Artselbständigkeit des amerikanischen Bibers
ist mindestens zweifelhaft.) Der Biber lebt an
Flüssen und
Bächen meist
paarweise, in sehr stillen Gegenden auch in kleinern oder größern
Familien. Er bewohnt einfache unterirdische Bauten nach
Art des
Fischotters, größere
Gesellschaften aber errichten in der
Regel
Burgen
[* 11] und
Dämme, um das
Wasser
in einer bestimmten
Höhe zu erhalten.
Die Zugangsröhren zu den Bauen münden stets unter Wasser, während der Kessel stets über dem Wasser liegt. Die Burgen sind backofenförmige, aus geschältem Holz [* 12] und Erde errichtete Hügel, welche eine Wohnkammer und Vorratsräume enthalten sollen. Die Dämme sind bisweilen bis 200 m lang, 2-3 m hoch, am Grund 4-6, oben 2-3 m dick und bestehen aus arm- bis schenkeldicken, 1-2 m langen geschälten Hölzern, welche mit dem einen Ende in den Boden eingerammt und durch Zweige, Schilf, Schlamm etc. zu einer Wand verbunden werden.
Diese Bauten werden oft viele
Hundert Jahre von Bibern
benutzt. Meist ist der Biber des
Nachts thätig, er
fällt mit seinen meißelförmigen, weit aus dem
Kiefer hervorstehenden Nagezähnen sehr starke
Stämme, indem er dieselben
ringsum benagt, bis sie stürzen, am liebsten
Weiden, Magnolien,
Pappeln,
Eschen,
Birken, doch auch
Erlen,
Rüstern,
Eichen und
Seerosenwurzeln. Er entfernt dann die
Äste und zerschneidet die
Stämme in
Pfähle. Die
Rinde dient ihm
zur
Nahrung, und er schleppt für den
Winter einen Vorrat an Knüppeln in seine Bauten, um diese dann oft 8-14
Tage lang nicht
zu verlassen.
Außerdem frißt er auch
Blätter, weiche
Schößlinge und bisweilen
Gras, in der Gefangenschaft
Brot,
[* 13]
Möhren,
Äpfel etc. Der Biber
bewegt sich sehr plump und ungeschickt und taucht beim
Schwimmen den Hinterteil tief ein. Seine
Arbeiten
führt er mit den Vorderfüßen und der Schnauze, aber nicht, wie gefabelt worden ist, mit dem kellenförmigen
Schwanz aus.
Er kann fast 2
Minuten unter
Wasser verweilen.
Gehör
[* 14] und
Geruch scheinen besonders entwickelt zu sein, bezüglich
der geistigen Fähigkeiten nimmt er innerhalb der
Ordnung die höchste
Stelle ein.
Dem
Menschen gegenüber zeigt sich der Biber
meist zurückhaltend, doch gewöhnt er sich bald an die Gefangenschaft,
und jung eingefangene Biber
können sehr zahm werden. Die Paarung erfolgt je nach dem Wohnort
in verschiedenen
Monaten, und nach mehrwöchentlicher Tragezeit wirft das Weibchen im trocknen
Bau 2-3
Junge. Zu
Nymphenburg
in
Bayern
[* 15] hielten gefangene Biber
50 Jahre aus. Man jagt die Biber des Pelzes und der Geilsäcke (s.
Bibergeil) halber. Das
Fleisch ist wohlschmeckend, und der
Schwanz gilt als Leckerbissen. In der katholischen
Kirche zählt der Biber
zu den fischähnlichen
Tieren, und sein
Fleisch darf während der
Fasten gegessen werden. Die Eingebornen
Nordamerikas schreiben dem Biber eine unsterbliche
Seele wie dem
Menschen zu.