Beutelratten
(Didelphyidae), eine zu den fleischfressenden Beuteltieren (s. d.) gehörende und rein amerik. Saugetierfamilie mit mehrern Gattungen und über 40 Arten, unterscheidet sich von den Verwandten durch die mit nagellosem, abgesetztem Daumen versehenen Hinterfüße und den langen, nur am Grunde behaarten, übrigens nackten und mit Schuppenringen besetzten Schwanz. Der Körperbau ist gestreckt, der Kopf lang und zugespitzt; die Zahl der Zähne [* 3] beträgt 50. Die Füße sind kurz, mit starken krummen Krallen bewehrt und die Augen mit einer Nickhaut versehen.
Unter den
Arten, welche Nordamerika
[* 4] bewohnen, ist die bekannteste und größte die virginische Beutelratte
oder das Opossum (Didelphys virginiana Shaw), von Mexiko
[* 5] bis
Pennsylvanien und
Canada verbreitet, 50 cm lang ohne den 30 cm
langen
Schwanz. Der wertlose Pelz ist schmutzigweiß, bald mehr ins Gelbliche, bald ins Gräuliche und an den Füßen und
Augen, über welchen letztern ein weißlicher Fleck steht, in rußiges
Braun übergehend. Die großen,
dünnhäutigen, schwärzlichen
Ohren, der unbehaarte, bleich-fleischfarbene Wickelschwanz, die vorstehenden
Augen und die eigentümliche,
starke, unangenehme
Ausdünstung machen das Opossum zu einem widerlichen
Tier. Es verschläft den
Tag in hohlen
Bäumen und geht
des nachts auf die Jagd nach
Vögeln, kleinen Säugetieren, Reptilien und
Insekten,
[* 6] dringt aber auch in
die Hühnerställe, wo es alles tötet, was es erreichen kann. Um bei Verfolgungen sich zu retten, rollt es sich in einen
Knäuel zusammen und behauptet, wenn es aufgefunden wird, hartnäckig, selbst gegen
Stöße und Verwundungen, den Schein des
Totseins.
Die 12-16
Jungen, welche sehr unvollkommen als kleine, formlose, nur 80 g wiegende Klumpen geboren werden,
hängen sich in der Beuteltasche an die Zitzen der
Mutter, wo sie sich festsaugen und in etwa 50
Tagen die nötige Ausbildung
erlangen. Das Fleisch ist zwar weiß, zart und fett, besitzt aber einen widrigen
Geruch und wird nur von
Negern
gegessen. Eine zweite Art dieser Gattung, die surinamische Beutelratte
(Didelphys dorsigera L.), ist besonders dadurch merkwürdig,
daß sie die
Jungen auf dem Rücken herumträgt und ihnen dabei den
Schwanz zum
Anhalt
[* 7] darbietet, weil sie statt einer Beuteltasche
nur eine flache Hautfalte hat.
Sie ist graugelb, an
Stirn und
Wangen weiß, etwa 20 cm lang ohne den 18 cm langen
Schwanz, und lebt in
Surinam, Guayana und dem nordöstl.
Brasilien.
[* 8] Eine dritte, gleichfalls brasil. Art, die graue Beutelratte
(Didelphys cinerea
Temminck, s.
Tafel:
Beuteltiere
[* 9] I,
[* 1]
Fig. 4), hat 50 cm Länge, wovon 28 cm dem
Schwanz zukommen. In der Gefangenschaft findet
man in der Regel nur die virginische Beutelratte
, die mit 25 M. bezahlt und mit Pferdefleisch ernährt wird. Besondere Freude
bereitet sie ihrem Pfleger nicht, da sie den ganzen
Tag über still daliegt und, aufgescheucht, nur die
Zähne zeigt.