[* 2] Vorrichtung zum
Ruhen in liegender
Stellung, speziell die Lagerstätte zur nächtlichen
Ruhe.
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Die Ägypter hatten hochbeinige Bettgestelle, welche mittels eines Trittes bestiegen werden mußten, mit Polstern belegt und
mit einem Mückennetz ringsum abgeschlossen waren. Charakteristisch sind die aus Stein, Holz
[* 4] oder Metall gearbeiteten halbkreisförmigen
Kopfstützen. Assyrer, Meder, Perser hatten ähnliche Betten mit bunten, prächtigen Teppichen und mit allerlei Zierat aus Metall,
Perlmutter, Elfenbein. Das Bett des Odysseus war ein verziertes vierfüßiges Rahmenwerk, bespannt mit Riemen
aus purpurn schimmernder Stierhaut und bedeckt mit Fellen und Teppichen, mit leinenem Überzug und wolligem Mantel als Decke.
[* 5]
Die Griechen hatten hölzerne Bettstellen, oft mit reichverzierten Füßen und lehnenartiger Erhöhung am Kopfende. Auf Gurten
ruhten die mit Wolle oder vegetabilischen Fasern gefüllte Matratze und ein rundes Kopfpolster, welche mit
Leinentüchern, wollenen Decken, Fellen oder einem Lederüberzug bedeckt wurden. Das Bett der Römer
[* 6] (lectus cubicularis) war
ähnlich konstruiert und oft mit großem Luxus ausgestattet. Ein Gestell aus Holz oder Bronze
[* 7] stand auf meist bronzenen Füßen,
die mit kostbarem Metall oder Elfenbein verziert waren, und trug auf Gurten die mit Schilf, Heu, Wolle oder
Federn von Gänsen oder Schwänen gefüllte Matratze (culcita, torus); am Kopfende lagen kleine Kissen (pulvinus, cervicalia).
Über die Matratze breitete man Decken (stragula) aus kostbaren Stoffen und oft reichgestickt oder purpurfarben. Ebenso reich
waren die Behänge (toralia), welche von der Matratze bis auf den Fußboden reichten. Die hintere Seite
des Bettes war oft mit einer Lehne (pluteus) versehen. Außer diesen Schlafbetten hatten die Römer das Ehebett (lectus genialis),
das niedrige Krankenlager (scimpodium), das Paradebett der Toten (l. funebris), das Ruhebett (l. lucubratorius), auf welchem
man las, meditierte oder liegend schrieb, u. das niedrige, sofaartige Speisebett
(l. triclinaris). Die Abbildung zeigt einige antike Bettgestelle.
Die alten Deutschen mögen auf dem Boden, auf einer mit Tierfellen bedeckten Laubschicht, auch in kastenartigen, mit Laub, Moos
etc. gefüllten Gestellen geruht haben. Noch im frühen Mittelalter bedeckte man den Fußboden mit Teppichen,
belegte diese mit Kissen, welche mit Federn (plumît) oder fester mit Wolle oder Haaren gestopft waren (matraz), und benutzte
Pelze als Decken. Die Bettstellen waren ursprünglich den römischen sehr ähnlich und aus Bronze gefertigt.
Man legte sich damals meist nackt ins und hüllte sich in das große, über die Kissen gebreitete Leintuch
(Leilachen, linde Wat, Linten). Vom 13. Jahrh. an entwickelte sich größerer Luxus, die hölzernen Bettstellen wurden mit
eingelegter Arbeit verziert, geschnitzt und bemalt. Damals entstanden auch bereits die Spannbetten, die am Tag als Sofa dienten.
Auf
einem vierfüßigen, mit Stricken überspannten Gestell lag das lederne, mit seidenen Stoffen überzogene
und mit Federn gefüllte Unterbett, welches mit der gesteppten Decke (Kulter) bedeckt wurde.
Auf dieses Möbel
[* 8] wurde für die Nacht ein leinenes Betttuch (Lilachen) gebreitet und noch einige Kissen, namentlich das sogen.
Ohrkissen, hinzugefügt. Zum Füllen der Kissen dienten zur Zeit der Minnesänger besonders Eider- und Adlerdaunen.
Als Zudecken dienten seidenbezogene, pelzgefütterte Decken. Bei den gewöhnlichen Betten benutzte man als Unterlage bis in
das 12. Jahrh. hinein nur Stroh. Unterbetten und Matratzen findet man erst viel später. Ein eignes Bett benutzten damals nur
ganz vornehme Leute; das Gefolge, die Ritter mußten zu zweien oder dreien ein schmales Lager
[* 9] teilen.
Das Hauptbett für das Ehepaar bildete das hervorragendste Möbel der Kemnate. Bereits damals wurden die Vorhänge und die
Betthimmel Mode, und an letztern befestigte man Hängelampen als Nachtlicht. Das Kopfende des Bettes wurde stets an die Wand
gestellt, so daß man von beiden Seiten in das Bett steigen konnte. Dabei aber ließ man zwischen
und Wand an der einen Seite einen nicht zu breiten Raum (la ruelle) als Empfangsort für intime Freunde, der Anfang des spätern
Boudoirs.
Wirkliche Alkoven kamen erst im 16. Jahrh. in Gebrauch. Allmählich stieg der Luxus, die Ausstattungsstücke der Betten vermehrten
sich, und die Größe des Bettes wuchs derart, daß es im 15. J. wie ein Haus in der Stube stand, groß
genug, eine ganze Familie aufzunehmen. An den Höfen hatte man Paradebetten, welche nicht benutzt, sondern in Prunkgemächern
aufgestellt wurden. Dort wurden diejenigen vornehmen Personen, namentlich fremde Gesandte, empfangen, welche zwar
nicht zum Betreten des Schlafzimmers berechtigt waren, aber doch vor den übrigen Höflingen ausgezeichnet werden sollten.
In diesen Prunkzimmern fand das sogen. grand lever statt, das petit lever dagegen im Schlafzimmer.
Ähnlich, wenn auch mit minderm Luxus ausgestattet, waren die Betten des wohlhabenden Bürgerstandes. Allmählich veränderte
sich aber die Form des Bettgestelles; dasselbe nahm nach und nach die Gestalt eines Kastens an (Bettlade),
in welchem dann die Bettstücke aufgetürmt wurden. Im 18. Jahrh. kamen die schweren Federbetten
auf. Freilich trat in dieser Zeit mehr und mehr ein Unterschied zwischen den Betten in Deutschland,
[* 10] Frankreich und England hervor.
In den letztgenannten Ländern blieb die Bettstelle groß, die Lagerstätte luftig, zum Zudecken wurden
Decken und leichte Federkissen (Plümeaus) benutzt, zum Schlafzimmer die beste, sonnigste Stube des Hauses bestimmt. In Deutschland
dagegen finden wir einen bedauerlichen Rückschritt. Die Bettstellen wurden sehr kurz und schmal, als Unterlage und zum Zudecken
diente ein dickes Federbett, während die schlechteste Stube des Hauses noch gerade gut genug zur Schlafkammer erschien. Auch
heute noch verwendet der Deutsche
[* 12] weniger Sorgfalt auf seine nächtliche Lagerstätte als der Engländer und Franzose, namentlich
findet man inFrankreich in den Gasthöfen der kleinen Städte, ja selbst der größern Dörfer gute Betten,
was in Deutschland noch immer nicht überall der Fall ist. Man verkennt noch vielfach und namentlich auf dem Land, wo man in
einigen Gegenden kastenartige, in die Wand eingebaute Löcher als Schlafstelle benutzt, daß ein richtig konstruiertes Bett, welches
ein volles Ausstrecken des ermüdeten Körpers gestattet und welches die nötige Erwärmung bietet, ohne
die ebenso unentbehrliche Ausdünstung des Körpers zu verhindern, eine der notwendigsten Voraussetzungen für die Erhaltung derGesundheit bildet.
Die in Frankreich und England gegebenen Vorbilder sind indes nicht ohne Wirkung geblieben. Die Herrschaft der großen, genügend
breiten und langen Bettstellen gewinnt täglich an Ausdehnung;
[* 13] das ungesunde Unterbett macht der reinlichen,
luftigen und doch genügend erwärmenden Roßhaarmatratze Platz; die als Unterlage benutzten Sprungfedermatratzen verschaffen
dem Lager die erwünschte Elastizität, und als Zudecke benutzt man mehr und mehr eine leichte Wattdecke, der im Winter ein
Federkissen hinzugefügt wird.
[* 2] im weitern Sinne jede zum Ruhen in liegender Stellung bereitete, insbesondere die mit Polstern, Decken u.dgl. versehene
Lagerstätte zum Schlaf. Ursprünglich hatte in den indogerman. Häusern das Bett wahrscheinlich
seinen Platz über
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dem Herde in einer Art Hängeboden, wie dieses in vielen ländlichen Gebäuden noch heute üblich ist. Im Sommer errichtete
man das Lager auf dem Fußboden des Wohnraumes, wo es in Pompeji
[* 16] zumeist als einfache Aufmauerung erscheint. Je nach dem Kulturstande
und den Sitten änderte sich die Form des Lagers. Es bleibt entweder eine in einer gewissen Höhe über
dem Fußboden angebrachte, mehr kastenartige Vorrichtung, wie die Bühne oder Bucht des niedersächsischen, die Hochwand des
bremischen Bauernhauses, der Müchás der Griechen, oder es wird zum mehr oder minder auf dem Fußboden beweglichen Geräte.
Ist dieses ganz aus Holz gezimmert, so daß nur durch Polster das Lager weicher gestaltet wird, und dient
es zugleich zum Sitzen, so nennt man es Bank;
sind an Stelle des Sitz- oder Liegebrettes Gurte angeordnet, die eine Matratze
tragen, so entsteht die Pritsche oder bei reicherer Ausstattung der Diwan;
ist das Lager mehr zum Ausruhen in halbsitzender
Stellung bestimmt und daher mit Kopf- und Seitenlehne versehen, so wird es zur Chaiselongue, dient es außerdem zum Sitzen
für mehrere und zum gestreckten Ausruhen, so bildet sich das Sofa oder Kanapee;
erst wenn sich Fuß- und Kopflehne vorfinden
und das Lager für das Schlafen, namentlich in der Nacht, bestimmt wird, nennt man es in engerm Sinne
Bett. Die noch meist hohen, durch Tritte zugänglichen Bett der alten Ägypter besaßen zur Schonung des Haarputzes noch besondere
Kopfstützen.
Ebensolche findet man in Japan.
[* 17] Man pflegt hier, wie in allen südl. Ländern, das Bett zum Schutz gegen Insekten
[* 18] mit einem Netze zu umgeben. Bei den Griechen scheint die Kline zumeist sowohl als Nachtlager als für den
Gebrauch bei Tage gedient zu haben. Zu HomersZeiten aß man noch sitzend, später aber führte sich die Sitte allgemein ein,
halb liegend zu speisen. Somit wurde die Kline neben dem Tisch zum wichtigsten Hausgerät der antiken
Wohnung. Dementsprechend war sie, wie in Pompeji erhaltene Beispiele lehren, kostbar geschmückt, in Bronze gegossen mit edlen
Stoffen eingelegt.
Großen Wert legte man auf die Schönheit der Kissen und Decken. Die Römer unterscheiden zwischen dem Schlafbett (lectus cubicularis),
dem Ehebett (lectus genialis), dem niedrigen Krankenlager (scimpodium), dem Paradebett des Toten (lectus
funebris), ferner dem hauptsächlich bei der Mahlzeit benutzten kostbaren lectus tricliniaris. Im Mittelalter benutzte man
die Wandbänke, die zum Teil gemauert wurden, oder den Boden zum Ausbreiten von Kissen für das Lager; ferner Spannbetten nach
Art der Pritschen, die auf vier Füßen (Stollen) standen und am Sitz durch Querleisten (Spangen) zusammengehalten
wurden.
Die Matratze lag auf Gurten (Strangen), ein Betttuch (Leilachen), eine Decke (Kulter), ein Kissen (Pfellel, Ohrkissen) gehörten
zur vollständigen Ausrüstung. Die Bettvorhänge wurden in der frühern Zeit des Mittelalters meist an der Decke oder an eisernen
Armen, die von der Wand ausgingen, befestigt. In der got. Epoche aber bildete sich das Bett zum
Himmelbett aus, und zwar in doppelter Weise, indem es entweder ganz mit Geweben umschlossen und oben desgleichen gedeckt wurde,
oder indem es sich in einen rings von hölzernen Wänden umgebenen Kasten verwandelte, der einem kleinen Zimmer glich und
vorn eine Öffnung als Eingang hatte.
Im 16. Jahrh. war, zumal bei den Vornehmen, das mit Schnitzwerk verzierte Himmelbett sehr beliebt. Federbetten als
Decke kamen erst im 18. Jahrh. auf. Doch verschwand das Himmelbett in dieser Zeit, das
Bett wurde wieder offen, behielt aber noch als Staatsbett der Vornehmen die vier Pfosten mit Umhängen, woneben
aber auch die Form des halben Himmels bestand, welchem die Pfosten am Fußende fehlten. Dieses mit zurückgeschlagenen Vorhängen
vorn offene Bett wurde Staats- und Paradebett sowohl am franz. Hofe wie in der vornehmen Gesellschaft.
Auf demselben liegend empfing die Dame des Hauses in einem besondern Paradegemach (chambre de lit) ihren
Besuch. Später nahmen die Könige von Frankreich diese Sitte im sog. Lever auf. Während in Frankreich das Bett heute noch zumeist
mit einem halben Himmel
[* 19] versehen wird und allezeit zu den Hauptstücken der Ausstattung gehörte, auf dessen Schmuck besonderer
Wert gelegt wird, war es im verarmten Deutschland, immer mehr zum Gebrauchsgegenstand werdend, immer kleiner
und unscheinbarer ausgebildet worden.
Erst mit dem wachsenden Wohlstande in diesem Jahrhundert ist es wieder zu Ehren gekommen. Man liebt in Deutschland jetzt zumeist
das Kastenbett aus Holz, welches etwa 1-2 m mißt. Kopf- und Fußteil werden kunstvoll verziert, Himmel selten angeordnet,
da sie die Lüftung erschweren. Die Sprungfedermatratzen haben sich jetzt fast überall eingeführt und
haben nebst den Steppdecken und Wolldecken die schweren und dumpfen Federkissen verdrängt. Nur auf die Füße deckt man
besondere Federkissen (Plumeaus).
Die Engländer und Amerikaner ziehen Metallbetten vor, die leichter zu bewegen und sicherer gegen Ungeziefer zu bewahren
sind. Durch Verzierung mit getriebenen und gegossenen Messing- und Kupferteilen erhalten diese ein schmuckes
Ansehen. Überall bildet jetzt das Bett den Gegenstand der Aufmerksamkeit für das Kunstgewerbe sowohl wie für die Technik,
namentlich sind auch für die Krankenbetten mit ihren besondern Vorrichtungen zur Hebung,
[* 20] Lagerung und Wartung der Kranken zahlreiche
Neuerungen eingeführt worden, wobei man im allgemeinen von der Ansicht ausgeht, daß ein flaches, nicht
zu weiches, aber elastisches, zugfreies, den Luftwechsel gestattendes Bett das gesundeste Nachtlager biete.
Die Sprungfedermatratzen, welche den Luftwechsel nach unten erschweren und viel Raum zur Absetzung von schädlichen Stoffen
bieten, hat man in neuerer Zeit mit Erfolg durch ein großmaschiges, elastisches Netz aus Draht,
[* 21] resp.
federnden Drahtspiralen ersetzt. Wegen seines reichen künstlerischen Schmuckes ist berühmt das Himmelbett König Ludwigs
XIV. im Schlosse Versailles,
[* 22] unter Ludwig Philipp erneuert und unter König Ludwig II. von Bayern
[* 23] für Schloß Herrenchiemsee
nachgebildet.