Bethmann
-Hollweg
,
Moritz
August von, berühmter
Zivilist und
Forscher auf dem Gebiet des römischen
Rechts, Sohn J. J.
^[Johann
Jakob] Bethmann
-Hollwegs
, damaligen zweiten
Chefs des Bankierhauses Gebrüder
Bethmann, geb. zu
Frankfurt
[* 2] a. M., erhielt seine vorbereitende
Bildung unter K.
Ritters Leitung und auf dem
Gymnasium seiner Vaterstadt, bereiste 1811 und 1813 mit
Ritter die
Schweiz
[* 3] und
Italien
[* 4] und studierte seit 1813 zu
Göttingen,
[* 5] seit 1815 zu
Berlin
[* 6]
Jurisprudenz.
Noch als Student beteiligte er sich an der Entzifferung des von Niebuhr entdeckten Veroneser Gajus. Um Michaelis 1817 nach Göttingen zurückgekehrt, begab er sich auf Savignys Einladung im Frühjahr 1819 nach Berlin, um sich an der dortigen Universität als Privatdozent zu habilitieren. Ein Jahr darauf wurde er außerordentlicher Professor für Zivilrecht und Prozeß. 1829 auf seinen Wunsch nach Bonn [* 7] versetzt, legte er 1842 seine Professor nieder, um das Kuratorium der Universität zu übernehmen, das er bis 1848 verwaltete. 1840 war er bei der Huldigung Friedrich Wilhelms IV. geadelt worden. 1845 zum Mitglied des Staatsrats ernannt, wohnte er 1846 als Deputierter der rheinischen Provinzialsynode der Generalsynode zu Berlin bei, wie er, der orthodoxen Richtung angehörend, an kirchlichen Angelegenheiten überhaupt regen Anteil genommen hat.
Parlamentarisch thätig war er als Mitglied der Ersten Kammer 1849-50 und 1851-52, als Mitglied der Zweiten Kammer 1852-55. Im November 1858 wurde er vom Prinz-Regenten als Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten in das neue preußische Kabinett berufen, von welchem Posten er im Frühjahr 1862 nebst seinen Kollegen zurücktrat. Er starb auf seinem Schloß Rheineck bei Andernach am Rhein. Sein Hauptwerk ist: »Der Zivilprozeß des gemeinen Rechts in geschichtlicher Entwickelung« (Bonn 1864-74, 6 Bde.). Außerdem schrieb er: »Grundriß zu Vorlesungen über den gemeinen Zivilprozeß« (Berl. 1821; 3. Aufl., Bonn 1832);
»Versuche über einzelne Teile der Theorie des Zivilprozesses« (Berl. 1827);
»Gerichtsverfassung und Prozeß des sinkenden römischen Reichs« (Bonn 1834);
»Ursprung der lombardischen Städtefreiheit« (das. 1846);
»Über die Germanen vor der Völkerwanderung« (das. 1850);
»Über Gesetzgebung und Rechtswissenschaft als Aufgabe unsrer Zeit« (das. 1876).