Bethlen
Gábor
(d. i.
Gabriel
Bethlen), der berühmteste
Sproß eines altungar., in
Ungarn
[* 2] und Siebenbürgen reich begüterten
Geschlechts, geb. 1580. Er warf sich nach wechselvollen Kämpfen 1613 gegen seinen frühern Parteigenossen,
den Fürsten
Gabriel
Báthory, mit türk. Hilfe zum Beherrscher Siebenbürgens auf. Es gelang ihm zunächst,
die
Türken aus dem
Lande zu bringen und mit
Österreich
[* 3] ein leidliches Verhältnis anzubahnen. Als aber nach dem
Tode des
Kaisers
Matthias
Böhmen
[* 4] Ferdinand II. den Gehorsam aufsagte, gesellte sich den Feinden Habsburgs zu. Im Aug. 1619 brach er, von
den
Türken begünstigt, in
Ungarn ein, eroberte weite
Striche des
Landes und neben andern Plätzen 20. Okt. das feste
Preßburg
[* 5] mit der Stephanskrone, bedrohte
Wien
[* 6] und ließ seine
Wahl zum König
Ungarns durch dessen
Stände zu.
Die
Niederlage der
Böhmen am
Weißen Berge bei
Prag
[* 7] wirkte jedoch lähmend auf seine Thätigkeit; er schloß den
Frieden zu
Nikolsburg, der ihm gegen Verzicht auf
Ungarn und den königl.
Titel sieben oberungar.
Gespanschaften nebst Kaschau, Tokay und Munkacs, ferner die Herzogtümer Oppeln [* 8] und Ratibor [* 9] brachte. Doch schon im Herbst 1622 eröffnete wieder den Krieg, ward jedoch durch die Siege der Kaiserlichen im Reich zum Wiener Frieden bewogen in dem er zwar auf die schles. Herzogtümer verzichtete, dafür aber das nahe gelegene Ecsed erhielt. 1626 ward er als Gemahl Katharinas von Brandenburg [* 10] (seine erste Gemahlin war 1622 kinderlos gestorben) noch einmal in den Mittelpunkt einer großen prot.
Koalition gestellt, in der England, Dänemark, [* 11] Holland und die deutschen Protestanten sich mit ihm zu einem allseitigen Angriff auf die habsburg. Mächte anschickten. Die Niederlagen Christians von Dänemark bei Lutter am Barenberge und Mansfelds an der Dessauer Brücke [* 12] gegen Tilly und Wallenstein durchkreuzten auch diesen Plan und bewogen zum Frieden von Leutschau (Dez. 1626), der jene beiden ersten bestätigte. Schon war er in die neue große Angriffsbewegung gegen Habsburg eingeweiht, die von seinem Schwager Gustav Adolf ausgehen sollte, als ihn eine Krankheit hinwegraffte Seinem Fürstentum ist trotz der unaufhörlichen Kriege durch seine auf die Entwicklung der natürlichen Hilfsquellen und des geistigen Lebens gerichtete Verwaltung zum Segen gewesen. An seiner Universität in Weißenburg [* 13] wirkten namhafte deutsche Lehrer, unter andern eine Zeit lang Martin Opitz.
Demselben Geschlechte gehören an: Johann Bethlen, Kanzler von Siebenbürgen, geb. 1613, gest. 1678, bekannt durch sein Geschichtswerk «Rerum transsylvanicarum libri IV» (Amsterd. 1664; Klausenb. 1789), das die Geschichte Siebenbürgens von 1629 bis 1663 enthält. Der Verfasser ließ die Fortsetzung dieses Werkes bis 1673 in der Handschrift zurück, die von Horányi (2 Bde., Wien 1782, 1783) herausgegeben wurde. - Wolfgang Bethlen, ebenfalls siebenbürg. Kanzler, gest. 1679 im ¶
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40. Lebensjahre, schrieb in 16 Büchern die Geschichte Siebenbürgens von der Mohácser Schlacht bis 1609, die, von Benko u. d. T. «Wolfgangi de Bethlen historia de rebus transsylvanicis» (6 Bde., Hermannst. 1782 fg.) herausgegeben, eine Hauptquelle für die ungar.-siebenbürg. Geschichte ist.