Bersēzio,
Vittorio, ital. Erzähler und Journalist, geb. 1830 zu Peveragno in Piemont, studierte die Rechte zu Turin, [* 3] nahm teil an den nationalen Kämpfen von 1848 bis 1849 und betrat hernach auf Wunsch seines Vaters die Advokatenlaufbahn, wandte sich aber bald ausschließlich der Schriftstellerei zu. Zunächst versuchte er mit geringem Erfolg sein Glück als dramatischer Dichter, half dann das Journal »L'Espero« mitbegründen und redigierte ein Jahr lang das »Fischietto«.
Nachdem er sich hierauf für einige Jahre in die Einsamkeit seiner ländlichen Heimat zurückgezogen und hier sein erstes bedeutendes Werk: »Il novelliere contemporaneo«, geschrieben, welchem andre Erzählungen folgten, hielt er sich 1857 und 1858 wiederholt in Paris [* 4] auf, gründete dann die »Gazzetta piemontese«, die er noch gegenwärtig redigiert, und der er später die Wochenschrift »Gazzetta letteraria« beifügte, und veröffentlichte in der Folge noch eine Reihe von Romanen: »I segreti d'Adolfo«, »La mano di neve«, »Mina«, »La fanilla«, »L'odio«, »Gli angeli della terra« (deutsch, Leipz. 1884),
»L'amor di patria«, »La corruttela« (deutsch: »Korruption«, Wien [* 5] 1877),
»Arme
Johanna« (deutsch, Leipz. 1883) u. a. Zugleich versuchte
er mit größerm
Glück als früher im ernsten
Drama sich auf dem Gebiet des
Lustspiels.
Großen Erfolg hatte z. B.
»Una bolla
di sapone«
(1864); seine besten Lorbeeren aber erntete er mit piemontesischen Dialektkomödien,
unter welchen »Le
[* 6] miserie d' Monsù Travet« (u. d. T.:
»Bartholomäus'
Leiden«
[* 7] auch auf deutschen
Theatern aufgeführt) als sein Meisterstück zu bezeichnen ist. Als Erzähler wie
als Komödiendichter glänzt Bersezio
vornehmlich durch die Lebhaftigkeit und
Treue seiner
Darstellung piemontesischen
Lebens. Als
Geschichtschreiber trat er neuestens auf mit dem Werk »Il
regno di
Vittorio
Emanuele II; trent' anni di vita italiana«
(Turin 1878-81, Bd. 1-3).