Zur
Darstellung erhitzt man Bernsteinabfälle in einer
Retorte auf 280°, solange noch weiße
Dämpfe übergehen. Diese verdichten
sich in der
Vorlage zu kristallisierter Bernsteinsäure, einer dunkelbraunen, sauren
Lösung, und zu
Bernsteinöl. Als Rückstand bleibt
in der
RetorteBernsteinkolophonium, welches zurDarstellung von
Bernsteinfirnis dient. Der
Inhalt der
Vorlage
wird mit heißem
Wasser versetzt, filtriert und verdampft. Die rohe Bernsteinsäure reinigt man durch wiederholtes Umkristallisieren
und Behandeln mit
Tierkohle. Die
Ausbeute beträgt 4 Proz. und wird bedeutend vermehrt, wenn man den
Bernstein mit 5-6 Proz.
konzentrierter
Schwefelsäure
[* 6] befeuchtet; doch ist dann das
Kolophonium unbrauchbar. Vorteilhafter läßt
man rohen äpfelsauren
Kalk mitWasser und faulem
Käse bei 30-40° gären, zersetzt den gebildeten bernsteinsauren
Kalk mitSchwefelsäure und verdampft das
Filtrat. Bernsteinsäure bildet farb- und geruchlose
Kristalle,
[* 7] schmeckt sauer, etwas erwärmend,
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(Succinylsäure, Dicarbonäthylensäure, acidum succinicum); eine organische, in vielen Pflanzen fertig
gebildet vorkommende Säure, wurde zuerst im Bernstein entdeckt, läßt sich auch auf verschiedene Weise künstlich erhalten.
Sie wurde früher viel medizinisch verwendet, jetzt nur noch wenig. Behufs ihrer Darstellung im Großen wird Bernstein der
trockenen Destillation unterworfen, wobei sich Bernsteinöl (s. d.) und Bernsteinsäure verflüchtigen
und durch Abkühlung aufgefangen werden, während eine harzige Masse, das Bernsteinkolophonium (Colophonium Succini) zurückbleibt,
welches man hauptsächlich zur Bereitung von Bernsteinlack verwendet. Die so erhaltene B. ist noch braungefärbt und übelriechend
und muß durch weitere Behandlung gereinigt werden. Auch durch Gärung von äpfelsaurem Kalk bereitet
man zuweilen B. im Großen. Keine B. erscheint in farblosen und geruchlosen Kristallen. Die Verbindungen der B. mit Basen
werden bernsteinsaure Salze oder Succinate genannt. - Zollfrei.
Succinylsäure, eine zweibasische organische Säure von der Zusammensetzung C4H6O4 oder
COOH ·
CH2 · CH2 · COOH ^[COOH · CH2 · CH2 · COOH] die schon 1550 von Agricola durch trockne Destillation
des Bernsteins erhalten wurde. Sie findet sich in einigen Braunkohlen, Harzen, Terpentinölen, in pflanzlichen
und tierischen Säften. Sie bildet sich bei der Oxydation von Fetten mit Salpetersäure, bei der Gärung von apfelsaurem Calcium,
von weinsaurem Ammonium und von Zucker.
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Sie entsteht ferner bei zahlreichen chem. Prozessen auf synthetischem Wege. Zur Darstellung der Bernsteinsäure destilliert man Bernstein
aus eisernen Retorten, wobei man im DestillateBernsteinsäure, Wasser und Bernsteinöl (s. d.) erhält, während sog.
Bernsteinkolophonium (s. d.) geschmolzen zurückbleibt. Die rohe Säure ist
von beigemengten Ölen und Harzen tiefbraun gefärbt und kann nur durch wiederholtes Umkristallisieren aus heißem Wasser
unter Zusatz von Holzkohle und durch Erhitzen der Lösung mit etwas Salpetersäure (zur Zerstörung der
Verunreinigungen) vollkommen gereinigt werden. Eine andere Darstellungsweise gründet sich auf die Gärung von apfelsaurem
Calcium. (S. Apfelsäure.) Dasselbe wird mit Wasser angerührt, dann mit faulendem Käse als Fermentträger versetzt, worauf
man die Mischung 8 - 14 Tage lang an einem warmen Orte, am besten bei einer Temperatur von 20 - 30° stehen
läßt. Die Apfelsäure spaltet sich dabei bei normalem Verlauf der Gärung in Bernsteinsäure, Essigsäure, Kohlensäure und Wasser:
3C4H6O5 = 2C4H6O4 + C2H4O2 + 2CO2 + H2O.
^[3C4H6O5 = 2C4H6O4 + C2H4O2+ 2CO2 + H2.]
Nach beendigter Gärung hat sich ein körnig krystallinischer Niederschlag, ein Gemenge von bernsteinsaurem und
kohlensaurem Calcium gebildet, das mit Schwefelsäure zersetzt wird. Die vom schwer löslichen schwefelsauren Calcium abfiltrierte
Flüssigkeit liefert nach dem Verdampfen unreine Krystalle von Bernsteinsäure, die durch wiederholte Krystallisation gereinigt werden. Die
reine Bernsteinsäure krystallisiert in großen gut ausgebildeten, farblosen, rhomboidischen Prismen von intensiv
saurem Geschmack.
Sie ist löslich in 23 Teilen kaltem, in etwa 1 Teil heißem Wasser, leicht in Alkohol, schwierig in Äther,
schmilzt bei 180°, siedet bei 235° unter Verbreitung eines erstickend wirkenden Dampfes und geht dabei zugleich in Bernsteinsäureanhydrid
über, das durch Kondensation des Dampfes als Sublimat erhalten wird. Mit Basen verbindet sich die Bernsteinsäure zu bernsteinsauren
Salzen oder Succinaten; da sie eine zweibasische Säure ist, so bestehen zwei Reihen, neutrale und saure Salze; die neutralen
Salze der Alkalien und der Magnesia sind löslich und krystallisierbar, die der übrigen Basen fast ausnahmslos unlöslich. Die
Bernsteinsäure war früher offizinell und findet sich noch in der ersten Ausgabe der Pharmacopoea Germanica von 1872 als
Acidum succinicum oder Sal succini volatile aufgenommen, aber nicht mehr in der 2. Ausgabe.