3)
Herzog von
Sachsen-Meiningen,
Stifter der meining.
Linie des herzoglich sachsen-gothaischen Fürstenhauses, der dritte Sohn
HerzogErnsts des
Frommen von Gotha,
[* 17] geb. erhielt in den 1670 und 1681 mit seinen sechs
Brüdern geschlossenen
Vergleichen den größten Teil derjenigen
Landschaften, welche jetzt das Herzogtum
Meiningen
[* 18] bilden. Er verlegte 1680 seine
Residenz von
Ichtershausen nach
Meiningen, bestätigte die ernestinische
Landesordnung, führte einerlei Kirchengebräuche ein
und ordnete das
Kirchen-,
Schul-,
Justiz- und Rechnungswesen betreffende Generalvisitationen an. Er war ein sehr kirchlich gesinnter
Fürst; sein
Wahlspruch »In vulneribusChristi triumpho« bezeichnet seine religiöse
Richtung. Zu seinen
Schwächen gehörte sein Hang zur
Alchimie, welcher ihm ansehnliche
Summen kostete, sowie seine Liebhaberei am Soldatenwesen,
welche ihn veranlaßte, in den damaligen
Franzosen- und Türkenkriegen außer dem schuldigen Reichskontingent noch besondere
Kompanien zu stellen und sogar 1694 ein ganzes Kavallerieregiment in denDienst der
Generalstaaten zu geben.
Die zu den
Kräften des
Landes in keinem
Verhältnis stehenden
Ausgaben für das Militärwesen veranlaßten vielfache
Beschwerden
der
Stände. Er starb
Oxenstierna mußte mit Widerstreben einwilligen, da er Bernhard nicht entbehren konnte, und so erhielt dieser die
förmliche Belehnung mit dem besonders aus den eroberten bambergischen und würzburgischen Gebieten bestehenden
Herzogtum, mit dessen Verwaltung er zunächst seinen BruderErnst betraute. Nachdem er sodann wieder zum Heer nach Bayern gegangen
war und sich der Treue seiner zu Meutereien geneigten Soldaten durch reiche Spenden, besonders an die Offiziere, versichert hatte,
eroberte er das von den Kaiserlichen unter Aldringer nicht geschützte Regensburg,
[* 40] stand in der
Oberpfalz eine Zeitlang Wallenstein gegenüber, nach dessen Ermordung er vergeblich die Truppen desselben an sich zu ziehen suchte,
vereinigte sich sodann mit dem schwedischen GeneralHorn, wurde aber in der Schlacht bei Nördlingen,
[* 41] welche er trotz HornsWiderspruch
wagte, von dem überlegenen kaiserlichen Heer unter Gallas völlig geschlagen Diese Niederlage
kostete den Schweden
[* 42] den Ruhm der Unbesiegbarkeit und ihre Stellung in Oberdeutschland, Bernhard selbst sein Herzogtum.
Nachdem er 1635 mit Mühe
sich gegen den vorrückenden Feind gehalten hatte und zuletzt über den Rhein zurückgedrängt worden
war, sah er sich durch den steten Argwohn Oxenstiernas und durch das Ausbleiben von Unterstützung veranlaßt,
eine nähere Verbindung mit Frankreich einzugehen. Nach längern Verhandlungen kam zu St.-Germain en Laye ein Vertrag
zu stande, wonach Richelieu dem Herzog auf die Dauer des Kriegs 4 Mill. Livres jährliche Subsidiengelder zur Unterhaltung
eines Heers von 12,000 Mann zu Fuß und 6000 Reitern mit der nötigen Artillerie zusagte. In einem geheimen Artikel wurde ihm
das Elsaß unter der Bedingung, die katholische Religion dort nicht zu verdrängen, und für den Fall, daß jenes Land ihm beim
Abschluß des Friedens nicht erhalten werden könne, eine angemessene Vergütung zugesichert.
Damit wurde Bernhard, obgleich er dem Namen nach noch als schwedischer General gelten wollte, doch gänzlich von Frankreich abhängig,
mit welchem er aber wegen der Ausbezahlung der Subsidien bald in Streit geriet, zu dessen Beseitigung er im März 1636 selbst
nach Paris
[* 43] ging. In demselben Jahr operierte Bernhard im Elsaß und in Lothringen, wo er mehrere Plätze eroberte,
sah sich aber einerseits durch die Mahnungen des mißtrauischen Oxenstierna, anderseits durch die ihm allzu große Schranken
setzende PolitikRichelieus genötigt, mehr Freiheit und Selbständigkeit für sich in Anspruch zu nehmen, zu welchem Zweck er 1637 zu
Paris einen neuen Vergleich schloß.
Dem Wunsch des französischen Hofs gemäß wandte er sich dann gegen Hochburgund, wo jetzt der kaiserliche General Savelli kommandierte,
nahm mehrere Plätze ein und brachte (24. Juni)zwischenGray und Besançon
[* 44] dem Herzog von Lothringen eine nicht unbedeutende Schlappe
bei. Darauf zog er über Mömpelgard durch den Sundgau, setzte (27. Juli) bei Rheinau über den Rhein und verschanzte
sich auf der dortigen Rheininsel bei dem Dorf Wittenweier, zog sich aber, von Johann vonWerth heftig angegriffen, wieder zurück
und nahm im Mömpelgardschen seine Winterquartiere. Durch gute Verpflegung stärkte er seine Truppen so, daß er denFeldzug
von 1638, den glänzendsten seiner ganzen kriegerischen Laufbahn, sehr frühzeitig eröffnen konnte.
Schon18. Jan. brach er auf, setzte am 20. über den Rhein, bemächtigte sich Säckingens und Laufenburgs und belagerte Rheinfelden,
die wichtigste unter den Waldstädten. Hier wurde er von den Kaiserlichen unter Savelli und Johann vonWerth mit überlegener
Macht angegriffen, doch brachte ihnen Bernhard 21. Febr. eine gänzliche Niederlage bei; Savelli, Johann vonWerth und andre Generale gerieten
selbst in Gefangenschaft. Nachdem er darauf Rheinfelden, Röteln und Freiburg
[* 45] eingenommen (März), rüstete er sich, Breisach zu belagern,
das wichtige, für unüberwindlich gehaltene Bollwerk des südwestlichen Deutschland.
Umsonst bot der WienerHof alles auf, den wichtigen Platz zu retten. Die von dem kaiserlichen General Göz
versuchte Entsetzung wurde durch Bernhards Sieg bei Wittenweier vereitelt 4. Okt. der Herzog von Lothringen bei Thann
zurückgeworfen, ein zweiter Angriff der Kaiserlichen unter Göz fiel ebenfalls unglücklich aus, obgleich Bernhard damals
durch Krankheit beschwert war, und so mußte das von Reinach bis aufs äußerste verteidigte Breisach kapitulieren.
Aber während Richelieu die Absicht hatte, den äußerst wichtigen Platz für Frankreich zu gewinnen, war Bernhard willens, Breisach
für sich zu behalten und zum Mittel- und Stützpunkt einer selbständigen Herrschaft zu machen, weshalb
er auch die Kapitulation nur auf seinen
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mehr
eignen Namen abgeschlossen hatte. Umsonst erinnerte Richelieu, Breisach sei mit französischem Geld und Blut erobert und gehöre
nicht zum Elsaß, umsonst trug er dem Herzog die Hand
[* 47] seiner Nichte an: Bernhard schob seine Feldherrnpflichten vor und lehnte die
Heirat als eine nicht ebenbürtige ab. Selbst das Versprechen, Breisach nach seinem Tod an Frankreich zu überlassen,
wollte er nicht leisten. Aber auch die Anerbietungen, die man ihm von seiten des WienerHofs machte, wies er zurück. Er hatte,
wie es scheint, die Absicht, mit der verwitweten Landgräfin Amalie von Hessen sich zu vermählen und zwischen dem Kaiser und
dessen Gegnern eine dritte vermittelnde Macht zu bilden.
Nachdem Bernhard den Winter hindurch in Hochburgund verweilt hatte, begab er sich (Anfang April 1639) nach Breisach zurück. Allein
unter den Vorbereitungen zu dem neuen Feldzug gegen die Kaiserlichen starb er in Neuburg
[* 48] am Rhein. Der Verdacht, daß
er anGift, das ihm vielleicht auf Richelieus Betrieb beigebracht worden, gestorben sei, ist nicht erwiesen.
Über Bernhards Erbe stritten alle im Krieg begriffenen Mächte. Sein kurzes Testament bestimmte nur im allgemeinen, daß die
eroberten Lande ihrer Wichtigkeit wegen bei dem DeutschenReich verbleiben sollten; er wünschte, seine Brüder möchten sie
unter schwedischem Schutz übernehmen.
Der französische Hof berief sich den von seiten Schwedens erhobenen Beschwerden gegenüber auf den 1635 mit Bernhard geschlossenen
geheimen Vertrag. Bernhards Regimenter gingen indes später größtenteils zu den Schweden über und nahmen
an der letzten Entscheidung teil. Bernhards Leichnam, der vorläufig zu Breisach beigesetzt worden war, wurde nach
Weimar gebracht. Mosen, Genast und Gottschall haben Bernhards tragisches Schicksal dramatisch behandelt.
Als solcher hatte er seinen Sitz in Gent,
[* 53] sah sich aber beim Ausbruch der belgischen Revolution im September 1830 durch die Übermacht
der Insurgenten gezwungen, Stadt und Festung
[* 54] den Belgiern zu überlassen und
sich nach Antwerpen
[* 55] zurückzuziehen. Als Generalleutnant
mit der Führung des linken Flügels der holländischen Truppen betraut, schlug er 1831 die Insurgenten bei Löwen. 1848-53 war
er Oberbefehlshaber der holländischen Kolonialtruppen in Niederländisch-Indien.
7) König von Italien,
[* 59] Sohn Pippins, des 810 gestorbenen SohnsKarls d. Gr., ward von diesem zum König von Italien ernannt und 813 gekrönt.
Durch die von Ludwig dem Frommen 817 vorgenommene Teilung des Reichs unter seine Söhne und die Übertragung
des Kaisertums auf Lothar sich für benachteiligt haltend, griff Bernhard zu den Waffen,
[* 60] wurde aber unter dem Schein von Unterhandlungen
nach Châlon an der Saône gelockt und 818 geblendet, infolgedessen er 17. April starb. Ludwig der Fromme bereute diese grausame
That aufrichtig und nahm 822 eine öffentliche Kirchenbuße dafür auf sich.
Frommen von Sachsen-Gotha und der altenb. Prinzessin Elisabeth Sophie, studierte in Tübingen
[* 68] und Genf
[* 69] und vermählte sich 1671 mit
der Prinzessin Maria Hedwig von Hessen-Darmstadt. Als sein Vater starb (1675), führte Bernhard mit seinen sechs Brüdern die Regierung
gemeinsam. Aber nachdem bereits 1680 Teilungsverträge zwischen ihnen zu stande gekommen waren, ward ein
Hauptrozeß geschlossen, durch den auch ein besonderes Herzogtum mit der Residenz Meiningen erhielt. Als 1699 sein BruderAlbrecht
von Coburg
[* 70] starb, ward in einen Erbstreit mit seinen andern Brüdern verwickelt. Er starb nachdem er sein Gebiet
durch einige Erwerbungen vergrößert hatte.
Erich Freund, Herzog von Sachsen-Meiningen, geb. 17. Dez. 1800 zu Meiningen, folgte schon seinem
Vater, dem HerzogGeorg, dessen einziger Sohn er war, unter Vormundschaft seiner Mutter Luise Eleonore, geborener Prinzessin von
Hohenlohe-Langenburg (gest. Nachdem er auf den Hochschulen zu Jena und Heidelberg
[* 71] und durch
Reisen nach den Niederlanden, der Schweiz,
[* 72] Italien und England seine Bildung vollendet hatte, übernahm er die Regierung
selbst, worauf er sich 1825 mit Maria, der Tochter des Kurfürsten Wilhelm II. von Hessen, vermählte.
Schon 1823 ließ er eine neue Organisation der Landesbehörden und das Grundgesetz landständischer
Verfassung ins Leben treten. Als infolge des Aussterbens der sachsen-gothaischen Linie ihm 1826 die Fürstentümer Hildburghausen
und Saalfeld, die GrafschaftCamburg und die Herrschaft Kranichfeld zufielen, unternahm er eine abermalige Organisation des nun
aus sehr verschiedenen Bestandteilen zusammengesetzten Landes, die 1829 zu stände kam. Schon Anfang März 1848 gestand
er die Forderungen des Volks zu, ehe diese noch in unmittelbar drängender Weise laut geworden waren.
Außerdem erkannte er die Frankfurter Reichsverfassung unbedingt an, trat später der Union bei und beharrte auch nach deren
Aufgeben bei den Bestrebungen für Deutschlands
[* 73] Einheit. Im eigenen Lande wandte sich indes der Fürst seit
dem Herbst 1849 einer wenig konstitutionellen Regierungsweise zu, die namentlich durch häufigen Wechsel seiner Minister
auffiel. 1866 stellte er sich auf die Seite Österreichs und war das einzige Mitglied der 12. Kurie, welches in der Bundestagssitzung
vom 14. Juni für den österr.
BeimAusbruch des Dreißigjährigen Krieges machte Bernhard 1622 die Schlachten von Niesloch und Wimpfen, 1023 die
bei Stadtlohn mit, ging hierauf auf Reisen nach Holland und England, diente als Oberst unter Christian IV. von Dänemark und erlangte
nach dessen Niederlage die kaiserl. Begnadigung, kämpfte jedoch alsbald wieder unter FriedrichHeinrich von Oranien vor Herzogenbusch
mit. Als Gustav Adolf in Deutschland erschien, war Bernhard einer der ersten deutschen Fürsten, die sich ihm
zuwandten. Er zeichnete sich in dem Treffen bei Werben so aus, daß ihn der König mit drei Reiterregimentern nach
Hessen schickte. Danach zog Bernhard mit Gustav Adolf gegen Mainz,
[* 74] machte siegreiche Streifzüge im frank., schwäb.
und bayr. Kreis
[* 75] und vereinigte sich, zum Generallieutenant befördert, mit dem König wieder im Lager
[* 76] vor Nürnberg, wo er
an den Kämpfen gegen Wallenstein (3. und ruhmvollen Anteil nahm. Nach Gustav AdolfsAufbruch blieb Bernhard zur DeckungFrankens zurück, stieß aber von neuem zum Könige, als dieser im Oktober gegen Wallenstein nach
Sachsen zog. In der Schlacht bei Lützen, befehligte er den linken Flügel der Schweden, übernahm nach dem Tode des
Königs das Kommando und behauptete, obgleich selbst schwer verwundet, schließlich das Schlachtfeld.
Anfang 1633 übertrug ihm Oxenstierna neben Horn den Befehl über die Armee. Bernhard nahm Bamberg,
[* 77] Kronach, Höchstädt
[* 78] und Eichstätt ein und erhielt von Oxenstierna (mit Zustimmung der durch den Heilbronner Vertrag verbündeten oberdeutschen
Stände) das schon von Gustav Adolf ihm zugesicherte Herzogtum Franken als schwed. Lehn. Nach Niederschlagung einer gefährlichen
Meuterei rückte er an der Donau Aldringer entgegen, der kaiserl. Truppen nach Schwaben führen wollte.
Aldringer vermied aber jede Schlacht, und Bernhard zwang Regensburg durch eine furchtbare Beschießung zur Kapitulation
Er drang hierauf in Bayern ein, unterhandelte mit Wallenstein und machte nach dessen Ermordung 1634 einen vergeblichen Versuch,
dessen Truppen zu gewinnen. Um Nördlingen zu entsetzen, wagte Bernhard, dem WidersprücheHorns zum Trotz, eine
Schlacht mit dem weit stärkern österr. Heere unter Gallas und König Ferdinand erlitt aber eine schwere Niederlage,
durch welche ihm sein Herzogtum Franken verloren ging.
Nur langsam konnte er eine neue Armee sammeln, mit der er vor der Übermacht bis zum Rhein zurückweichen
mußte. Nach dem Allianzvertrage Schwedens mit Frankreich vom wurde Bernhard Oberfeldherr des franz. Hilfsheers, erlitt
aber am Rhein erhebliche Niederlagen durch die Kaiserlichen. Nach längern Verhandlungen brachte er 17./19. Okt. 1635 Richelieu
in St. Germain zu einem Vertrag, durch den ihm 4 Mill. Livres jährlicher Hilfsgelder zur Erhaltung eines
Heers von 12000 Mann deutscher Fußvölker und 6000 Reitern nebst der nötigen Artillerie, die er unter franz. Hoheit befehligen
sollte, ein bedeutender Jahrgehalt auf Lebenszeit und insgeheim als Belohnung die Landgrafschaft Elsaß und die Ballei Hagenau
[* 79] zugesagt wurden. Er eroberte noch 1636 Zabern
[* 80] im Elsaß und andere feste Plätze, hielt den mit einem
Heere von 40000 Mann inFrankreich eindringenden Gallas bei Dijon
[* 81] auf und besiegte endlich im Juni 1637 die Kaiserlichen unter
Karl von Lothringen so entscheidend, daß ihm jetzt der Weg zum Rhein offen stand. 1638 brach er schon
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im Januar gegen den Strom auf, eroberte Säckingen, Lauffenburg und Waldshut und belagerte Rheinfelden. Savelli und Johann
von Werth entsetzten zwar die Stadt, aber drei Tage darauf, 21. Febr., überfiel Bernhard sie und schlug sie bei Rheinfelden. Die Generale
Savelli, Johann von Werth, Enkefort und Sperreuter nebst 3000 Mann wurden gefangen, Rheinfelden, Röteln,
Neuenburg
[* 83] und Freiburg
mußten sich ergeben und Breisach ward belagert.
Während der kaiserl. General von Götz sich zum Entsatz näherte, griff ihn Bernhard, unterstützt durch 3000 Franzosen unter Turenne,
an, schlug ihn und Savelli 30. Juli bei Wittenweiher, dann den Herzog von Lothringen 5. Okt. bei Thann im Sundgau
und nötigte wenige Tage darauf Götz abermals zum Rückzüge. Nach einer viermonatigen Belagerung ergab sich Breisach Bernhard hatte
die Kapitulation in seinem eigenen Namen abgeschlossen und ließ sich als alleinigem Herrn huldigen.
Richelieu ließ kein Mittel unversucht, die Festung in franz. Hände zu bringen; er trug sogar dem Herzog
die Hand seiner Nichte, der Herzogin von Aiguillon an. Aber Bernhard verwahrte seine Festungen möglichst, besetzte sie mit deutschen
Soldaten und zeigte sich einer Vermählung mit der verwitweten Landgräfin Amalie von Hessen geneigt, um durch sie zu einer
Macht zwischen dem Kaiser und dessen Feinden zu gelangen. Nach der Einnahme von Landskron im Sundgau, Pontarlier
und Schloß Joux in Hochburgund war er eben im Begriff, über den Rhein nach Bayern vorzudringen, als ihn der Tod ereilte. Er
starb zu Neuenburg
am Rhein, nach seiner eigenen und anderer Meinung an Vergiftung durch seinen angeblich
von Frankreich bestochenen Arzt Blandini.
Jedoch ist der Verdacht unerwiesen. Bernhard hatte verordnet, daß die von ihm eroberten Länder bei dem DeutschenReiche verbleiben
sollten, und den Wunsch ausgedrückt, seine Brüder möchten sie unter schwed. Schutze übernehmen. Richelieu aber wartete
den Entschluß der Brüder nicht ab, sondern gewann die Anführer und Kommandanten durch Bestechung und
mit ihnen die Truppen und Festungen. Vergeblich bemühte sich der Herzog Wilhelm, das Elsaß für Deutschland zu retten. Bernhard verstand
es stets, mit den religiösen Interessen die eigenen zu verbinden, und oft mußten jene vor diesen zum Schaden der allgemeinen
Sache zurücktreten. Dennoch aber vereinigte sich in ihm innige Religiosität mit einem höchst lebendigen
reichsfürstl. und nationalen Pflicht- und Selbstgefühl. -
Karl, Herzog von Sachsen-Weimar, der zweite Sohn des GroßherzogsKarlAugust, geb. trat sehr jung
in die preuß. Armee und wohnte 1806 im Korps des Fürsten Hohenlohe der Schlacht bei Jena bei. Nach dem Anschlüsse seines
Vaters an den Rheinbund trat er in die sächs. Armee, nahm als Generalstabsoffizier im sächs. Kontingent
an dem Feldzuge von 1809 gegen Osterreich teil und focht mit Auszeichnung bei Wagram,
[* 85] wofür er zum Major ernannt ward. Um
nicht gegen Ruhland kämpfen zu müssen, nahm er 1812 Urlaub und bereiste Frankreich und Italien.
Unter seinem Vater, der ein Armeekorps der Verbündeten befehligte, wohnte er als Oberst dem Winterfeldzuge
von 1814 in den Niederlanden und Flandern bei, trat 1815 in den Dienst des Königs der Niederlande
[* 86] und nahm an den Schlachten
von Quatrebras und Waterloo rühmlichen Anteil. Nach Wiederherstellung des Friedens blieb er in holländ.
Diensten, wurde 1816 General und 1819 Provinzialkommandant von Ostflandern. 1825-26 unternahm er eine Reise nach Nordamerika,
deren Beschreibung von Luden (2 Bde., Weim.
1828) veröffentlicht ward.
Seit 1829 Divisionär, mußte Bernhard bei Ausbruch der Belgischen Revolution der Übermacht weichen, Gent aufgeben und sich nach
Antwerpen zurückziehen. Als Generallieutenant und Befehlshaber des linken Flügels unter dem Prinzen
von Oranien schlug er 1831 die Insurgenten bei Löwen. Die ihm in den folgenden Jahren vergönnte Muße benutzte er zu wissenschaftlichen
Studien und Reisen, unter anderm auch nach Rußland und dem Orient (1837). Seit 1848 wirkte er als General der Infanterie und
Oberbefehlshaber der holländ.-ind. Armee in Java, von wo er 1853 seiner angegriffenen Gesundheit halber
zurückkehrte. Er starb in Bad Liebenstein. Bernhard schrieb «Précis de la campagne de Java en
1811» (Haag 1834). -
Vgl. Starklof, Das Leben des Herzogs Bernhard (2 Bde., Gotha 1865-66).
von Clairvaux (spr. klärrwoh), der Heilige, Mystiker, geb. 1091 zu Fontaines bei Dijon,
trat 1113 in den Orden
[* 87] der Cistercienser, ward 1115 erster Abt der Mönchskolonie zu Clairvaux in Burgund und that viel für
die Ausbreitung des Ordens, weswegen die Cistercienser (s. d.) sich oft auch Bernhardiner nannten. Kraft
[* 88] seines persönlichen
Ansehens gewann er den größten Einfluß als freimütiger Sittenrichter der Geistlichkeit, treuer Ratgeber
der Päpste, Schiedsrichter der Fürsten und Bischöfe.
Seine begeisterte Predigt entflammte das Abendland 1146 zu einem Kreuzzug. Der kalten Spekulation und Dialektik der scholastischen
Philosophen hielt seine strenge Rechtgläubigkeit und wohl bisweilen schwärmerische, doch immer auf thätiges Christentum
dringende Mystik ein heilsames Gegengewicht. Weniger rühmlich war sein Benehmen gegen Abälard, dessen
Verdammung auf der Synode zu Sens (1140) er durchsetzte; auch gegen den BischofGilbert von Poitiers und andere ketzerische
Richtungen, wie die Albigenser, war er ein eifriger Verteidiger der kirchlichen Lehre,
[* 89] aber aller äußern Gewalt abgeneigt.
Bernhard starb und wurde von Alexander III. 1173 heilig gesprochen.
Unter seinen Schriften ist hervorzuheben der berühmte Traktat an Papst Eugen III. «De consideratione libri V» (hg. von Schneider,
Berl. 1850); ferner fünf lat. Hymnen, eine von P. Gerhardt (O Haupt voll Blut und Wunden) deutsch bearbeitet. Die unter B.s
Namen laufenden lat. Gedichte spricht ihm Hauréau, «Les
poèmes latins attribués à Saint-Bernard» (Par. 1890),
ab; die beste Ausgabe seiner Schriften besorgte Mabillon (2 Bde., ebd.
1667; neuer Abdruck ebd. 1839-40),
eine neuere Auswahl von Predigten Fernbacher (deutsch, im 6. Bde. von «Die Predigt
der Kirche», Lpz. 1889).-
Vgl. Neander, Der heilige und sein Zeitalter (Berl. 1813; neueste Aufl.
Gotha 1889);