Titel
Berger
,
1) Albrecht Ludwig von, ein Opfer des französischen Despotismus, geb. zu Oldenburg, [* 2] studierte die Rechte, war Regierungsassessor zu Eutin, dann herzogl. oldenburgischer Kanzleirat und Landvogt in Oldenburg und 1813 beim Abzug der Franzosen mit seinem Freund Finckh Beisitzer der Kommission, welche die französische Behörde bei ihrem Abzug 19. März zurückließ. Nach der Rückkehr der Franzosen wurden beide wegen patriotischer Äußerungen vor das Kriegsgericht in Bremen [* 3] unter Vandammes Vorsitz gestellt, zum Tod verurteilt und erschossen. Ihre irdischen Überreste ließ der Großherzog von Oldenburg nach der Rückkehr in sein Land in der fürstlichen Gruft beisetzen.
Vgl.
Gildemeister, Finckhs und Bergers
Ermordung
(Brem. 1814).
2) Johann Erich von, Philosoph, geb. 1772 zu Faaborg auf Fünen als Sohn eines dänischen Generals, studierte anfänglich in Kopenhagen, [* 4] später in Göttingen [* 5] die Rechte und Staatswissenschaften, hierauf, durch Reinhold und nach dessen Abgang durch Fichte [* 6] angeregt, zu Jena [* 7] Philosophie und auf den Rat Schellings Naturwissenschaften, worauf er sich als Landwirt in Holstein niederließ. Seit 1809 hörte er bei Gauß in Göttingen Astronomie [* 8] und ward 1814 als Professor der Astronomie und Philosophie nach Kiel [* 9] berufen, wo er 1835 starb.
Sein System, das er nach mehreren kleinern Schriften: »Philosophische Darstellung der Harmonien des Weltalls« (Altona [* 10] 1808),
»Über den scheinbaren Streit der Vernunft wider sich selbst« (das. 1818),
in seinem Hauptwerk: »Allgemeine Grundzüge der Wissenschaft« (das. 1817-1827, 4 Bde.), niederlegte, war eine Art Identitätsphilosophie, bei welcher der Begriff der Bewegung, welche den Zusammenhang des natürlichen Werdens (der Dinge) und des idealen Werdens (als höchsten Endziels der Geisterwelt) vermittelt, die Hauptrolle spielt, was auf die nachher entwickelte Philosophie seines einstigen Zuhörers Trendelenburg (s. d.) nicht ohne Einfluß geblieben ist.
Vgl. Ratjen,
Joh.
Erich v. Bergers
Leben
(Altona 1835).
3)
Ludwig, Klavierspieler und
Komponist, geb. zu
Berlin,
[* 11] war daselbst
Schüler des
Kapellmeisters
Gürrlich in der
Komposition und ging 1801 nach
Dresden,
[* 12] um seine
Studien unter
Naumann zu vollenden, der jedoch gerade um jene
Zeit starb. Berger
komponierte eine Trauerkantate für die Totenfeier des
Meisters, welche sich außerordentlichen
Beifalls erfreute. Nach
Berlin zurückgekehrt, genoß
er den
Unterricht
Clementis und machte dann mit demselben eine Kunstreise
nach
Petersburg,
[* 13] wo er sechs Jahre verweilte. Im J. 1812 ging er nach
Stockholm,
[* 14] wo sich
Frau v. Staël sehr für ihn interessierte,
dann nach
London,
[* 15] wo er wiederum mit
Clementi zusammentraf und von diesem in die
Öffentlichkeit eingeführt
wurde. 1815 kehrte er nach
Berlin zurück, um hier bis zu seinem
Tod mit größtem Erfolg als
Lehrer zu wirken.
Unter seinen zahlreichen
Schülern glänzen
Mendelssohn und
Taubert. Von seinen
Kompositionen stehen die für
Klavier
(Sonaten,
Variationen,
Rondos,
Etüden etc.) obenan und werden noch jetzt gesucht. Außer diesen schrieb
er
Lieder mit Klavierbegleitung (darunter »Die schöne Müllerin«) und
größere Werke, die aber meist
Manuskript geblieben sind.
4) Johann Nepomuk, österreich. Staatsmann, geb. zu Proßnitz in Mähren, [* 16] studierte zu Olmütz [* 17] und Wien [* 18] die Rechte, daneben auch Philosophie und Mathematik und erlangte 1841 die juristische Doktorwürde. 1844 ward er Assistent der Lehrkanzel für Natur- und Kriminalrecht am Theresianum zu Wien. Er lieferte gediegene Abhandlungen in die »Zeitschrift für österreichische Rechtsgelehrsamkeit« von Kudler und Stubenrauch und in Wildners »Juristen«, namentlich »Über den Begriff und das System des bürgerlichen und Privatrechts« und »Über die Grundbegriffe der Rechtsphilosophie«, und unter dem Pseudonym Sternau einige belletristische Sachen.
Nach den Märzstürmen von 1848 ward er als zweiter
Präsident des
Wiener Schriftstellervereins vom
Ministerium besonders bei
den Beratungen über die
Preßgesetze von 1848 zugezogen. Dann ins
Frankfurter
Parlament gewählt, nahm er vom Juni 1848 bis
April 1849 auf der äußersten
Linken in der Paulskirche Platz und galt für einen der scharfsinnigsten
und schlagfertigsten Redner. Berger
verließ das
Parlament kurz vor dessen Umzug nach
Stuttgart
[* 19] und ward in
Wien
Advokat. Im März 1861 in
den niederösterreichischen
Landtag gewählt, ward Berger
von diesem 1863 in das Abgeordnetenhaus des
Reichsrats
gesendet.
Dort zählte er zu den hervorragenden Persönlichkeiten der liberalen
Partei und nahm als Mitglied von
Ausschüssen,
Referent
über wichtige
Gesetzentwürfe wie auch als Redner in den Plenarversammlungen einen bedeutenden
Anteil an der parlamentarischen
Arbeit. Als Vertreter der Ausgleichsidee und des
Konstitutionalismus wurde Berger
als
Minister ohne
Portefeuille in das sogen. Doktorenministerium berufen;
infolge von
Differenzen mit der Mehrheit seiner
Kollegen über die Verfassungsrevision
und Einführung direkter Reichstagswahlen nahm er im
Januar 1870 seine Entlassung. Berger
starb Er schrieb: »Die
Preßfreiheit
und das
Preßgesetz«
(Wien 1848);
»Die österreichische Wechselordnung vom 25. Jan. 1850« (das. 1850);
»Kritische Beiträge zur Theorie des österreichischen allgemeinen Privatrechts« (das. 1856);
»Über die Todesstrafen« (das. 1864);
»Zur Lösung der österreichischen Verfassungsfrage« (das. 1861).
5)
Louis, Industrieller und preuß.
Abgeordneter, geb. zu
Witten, widmete sich früh der metallurgischen
Industrie,
machte große
Reisen in europäische
Länder, begründete in
Witten eine große Gußstahlfabrik, welche 1872 in
eine
Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, worauf sich Berger
auf eine
Villa in Horchheim bei
Koblenz
[* 20] zurückzog, seit 1865 Mitglied
des Abgeordnetenhauses, 1874-81 des
Reichstags. Er schloß sich der
Fortschrittspartei an, trennte sich aber im
Reichstag von
derselben bei der
Abstimmung über das Militärkompromiß, das er genehmigte, und stand mit
Löwe an der
Spitze einer besondern
Gruppe, welche eine Zwischenstellung zwischen den
Nationalliberalen und der
Fortschrittspartei
¶
mehr
einnahm. Er beteiligte sich besonders an den Beratungen über Eisenbahn-, Post- und Bergwesen. Er ist ein Verteidiger des Schutzzolles.
6) Johann, Schachspieler, besonders ausgezeichnet im Problemfach, geb. 1845, Lehrer der Handelswissenschaften an der Akademie
zu Graz.
[* 22] Schon 1863 gewann er im Düsseldorfer Problemturnier den ersten Preis, und diesem Sieg folgte eine
stattliche Reihe weiterer, von denen wir diejenigen in den deutschen Ausschreiben von 1876, 1877 und 1878 besonders hervorheben.
Als praktischer Spieler hat sich Berger
im Grazer Kongreß von 1870 als Hauptsieger ausgezeichnet. Die Theorie des Schachspiels hat
Berger
um zahlreiche treffliche Analysen bereichert.