Titel
Berengar
,
1) Berengar
I., König von
Italien,
[* 2] Sohn des
Grafen
Eberhard von
Friaul und der
Gisela, Tochter
Kaiser
Ludwigs des
Frommen,
seit 874 Nachfolger seines
Vaters als
Markgraf von
Friaul, bemächtigte sich als Urenkel
Karls d. Gr. nach der Absetzung
Karls
des
Dicken
Italiens
[* 3] und ließ sich 888 durch den
Bischof
Anselm von
Mailand
[* 4] in
Pavia zum lombardischen König
krönen. Als jedoch der König
Arnulf von
Deutschland
[* 5] mit einem
Heer anrückte, huldigte ihm Berengar
zu
Trient
[* 6] als König von
Italien.
Vom
Herzog
Guido von
Spoleto an der Trebia geschlagen, mußte Berengar
Arnulf um
Hilfe bitten, der 894 nach
Italien
zog und Oberitalien
[* 7] besetzte. Nach
Arnulfs Abzug (895) fiel Berengar
wieder von ihm ab und teilte sich mit
Guidos Sohn
Lambert in
die Herrschaft über
Ober- und Mittelitalien. Nach dem
Tod
Lamberts (898) wollte er sich des ganzen Langobardenreichs bemächtigen,
wurde aber 899 von den
Magyaren an der
Brenta geschlagen und 905 von
Ludwig von
Burgund aus
Italien vertrieben.
Doch gelang es ihm, diesen in
Verona
[* 8] zu überfallen und zu blenden, worauf er 916 das
Ziel seiner
Wünsche erreichte und von
Papst
Johann X. zum
Kaiser gekrönt wurde. Über acht Jahre behauptete sich in dieser
Würde, aber unter
beständigen Empörungen, deren
Anstifter, die
Markgrafen von
Ivrea und
Toscana sowie der
Bischof
Lambert von
Mailand, 919 dem König
Rudolf II. von Oberburgund die
Krone
Italiens antrugen.
Rudolf schlug 29. Juli 923 bei
Piacenza Berengar
vollständig, und als dieser die
Ungarn
[* 9] zu
Hilfe rief, entfremdete er sich dadurch auch die wenigen, die ihm treu geblieben. Selbst in
Verona,
das stets zu ihm gehalten, entstand eine
Verschwörung. Berengar
fiel durch
Meuchelmord 924.
Vgl.
Dümmler,
Gesta Berengarii
imperatoris
(Berl. 1871);
dieses Werk enthält auch den »Panegyricus Berengarii«
, das vortreffliche
lateinische Gedicht eines ungenannten Verfassers (zwischen 916-922), nebst
Erläuterung.
2) Berengar
II., Sohn des
Markgrafen
Adelbert von
Ivrea und der
Gisela, der Tochter des vorigen, ward 925 als Nachfolger
seines
Vaters
Markgraf von
Ivrea, empörte sich gegen
Hugo, König von
Italien, dessen
Nichte Willa er geheiratet hatte, mußte
aber 940 zu König
Otto I. nach
Deutschland fliehen. 945 mit einem kleinen
Heer zurückgekehrt, ward er
von den
Städten und
Baronen des
Landes als Befreier begrüßt. Nach der
Abdankung
Hugos (946) erhielt zwar dessen Sohn
Lothar
den Königstitel, allein Berengar
herrschte für ihn, bis 950
Lothar plötzlich starb und die lombardischen
Großen und seinen Sohn
Adelbert zu
Königen wählten.
Als
Lothars junge
Witwe
Adelheid sich weigerte,
Adelbert zu heiraten, sperrte Berengar
dieselbe 951 in einen
Turm
[* 10] des
Schlosses
Garda. Die Gefangene entkam jedoch und rief den König
Otto I. um
Hilfe an. Von diesem besiegt, mußte sich Berengar
bequemen, 952 auf
dem
Reichstag zu
Augsburg
[* 11] das
Königreich
Italien mit Aufopferung der Markgrafschaft
Verona und des Herzogtums
Friaul als deutsches
Lehen anzunehmen.
Bald griff er aber wieder zu den
Waffen
[* 12] und belagerte den
Markgrafen Azzo zu
Canossa.
Ein deutsches
Heer unter
Liudolf, dem Sohn
Ottos I., trieb ihn 957 in die
Festung
[* 13]
San Giulio, wo er bald darauf von seinen eignen
Leuten ausgeliefert, von
Liudolf aber großmütig entlassen wurde. Nichtsdestoweniger riß er nach
Liudolfs
Tod (957)
Italien wieder
an sich. Allein seine Grausamkeit veranlaßte die
Italiener, in Übereinstimmung mit dem
Papste den deutschen
König um
Befreiung von dem
Tyrannen anzugehen. Als hierauf
Otto erschien, weigerten sich Berengars
Truppen, für ihn zu kämpfen; 961 zu
Pavia abgesetzt, floh er nach der Bergfeste
San
Leone im Gebiet von Montefeltro, wo der
Hunger ihn zwang,
sich 964 zu ergeben.
Otto schickte den Gefangenen nach
Bamberg,
[* 14] wo derselbe 966 starb. Seine Gemahlin Willa ging in ein
Kloster,
seine
Söhne starben in der
Verbannung.