Benjowski
,
Moritz
August,
Graf von, ein merkwürdiger Abenteurer, geb. 1741 im Städtchen Werbowa im ungarischen
Komitat
Neutra als Sohn eines kaiserlichen
Generals der
Kavallerie, diente als österreichischer
Leutnant im Siebenjährigen
Krieg bis 1758 und
trat dann den
Besitz einer ererbten Starostie in
Litauen an, wurde aber durch habsüchtige Verwandte derselben
beraubt. Benjowski
lebte darauf eine Zeitlang als Flüchtling in
Hamburg,
[* 2]
Amsterdam
[* 3] und
Plymouth,
[* 4] wo er nautischen
Studien oblag. 1767 trat
er in die
Dienste
[* 5] der polnischen
Konföderierten und ward 1768 Oberst und
Generalquartiermeister.
Nachdem er tapfer und kühn, öfters auch glücklich gegen die Russen gekämpft hatte, fiel er 1769 in russische Gefangenschaft und ward nach Kamtschatka gebracht. Hier gewann er die Gunst des Gouverneurs Nilow, der ihm sogar seine Tochter Aphanasia zur Gemahlin gab, stiftete aber mit den übrigen Verbannten eine Verschwörung an, die zum Ausbruch kam. Die Verschwornen töteten den Gouverneur, plünderten die Kronkasse, nahmen einige Kanonen und Mörser aus dem Arsenal, beladen damit ein Floß und schifften, 96 Mann stark, zur Mündung des Flusses Bolschaja. Am 11. Mai erreichten die Flüchtlinge den Tschekawinskischen Hafen.
Von da ging Benjowski
auf der Krongaleote St.
Peter, die sie aus dem
Eis
[* 6] herausgehauen, mit 70 Mann in
See und erreichte 2. Sept. nach Unterdrückung einer
Meuterei unter dem Schiffsvolk die
Insel
Formosa, 24. Sept.
Macao. Hier verkaufte
er die
Galeote dem portugiesischen
Gouverneur, der ihn mit allen seinen
Gefährten auf zwei französischen
Schiffen
nach
Ile de France bringen ließ. Benjowski
machte der französischen
Regierung den
Vorschlag,
Madagaskar
[* 7] zu erobern
und dort eine
Kolonie anzulegen.
Da man auf seinen
Vorschlag einging, begab sich Benjowski
im
Februar 1774 nach
Madagaskar, gründete eine
Kolonie zu
Foulpoint und wußte
sich das Vertrauen einiger einheimischer
Stämme in dem
Grad zu gewinnen, daß sie ihn 1776 zu ihrem König
erwählten.
Als er aber in
Frankreich um Unterstützung für seine
Kolonie nachsuchte, ward er als Abenteurer erkannt und verfolgt.
Er trat nun wieder in österreichische
Dienste und focht 1778 bei
Habelschwerdt mit gegen die
Preußen.
[* 8] 1783 suchte er in
England
eine
Gesellschaft zur
Kolonisation von
Madagaskar zu stande zu bringen, fand auch in
London
[* 9] und in
Baltimore
[* 10] Unterstützung und landete 1785 wieder in
Madagaskar.
Als er jedoch hier Feindseligkeiten gegen die Franzosen anfing, schickte die Regierung von Ile de France aus Truppen gegen ihn. In einem Gefecht gegen dieselben wurde er tödlich verwundet und starb wenige Tage darauf. Seine Autobiographie (zuerst in engl. Sprache, [* 11] Lond. 1790, 2 Bde.) wurde übersetzt von Forster (Leipz. 1791, 2 Bde.) und von Ebeling (Hamb. 1791, 2 Bde.). Aus ihnen entlehnte Kotzebue 1791 sein Drama »Die Verschwörung in Kamtschatka«.