Beneke
,
Gottfried von Viterbo

* 5
Göttingen.Friedrich Eduard, Philosoph, geb. zu Berlin, [* 2] machte den Feldzug von 1815 als freiwilliger Jäger mit und lag seit 1816 in Halle [* 3] und Berlin philosophischen Studien ob, deren Richtung die beiden Schriften: »Erfahrungsseelenlehre als Grundlage alles Wissens« (Berl. 1820) und »Erkenntnislehre nach dem Bewußtsein der reinen Vernunft« (Jena [* 4] 1820) bezeichneten. Kurz darauf habilitierte er sich in Berlin als Privatdozent; da er aber 1822 in Berlin eine »Grundlegung zur Physik der Sitten« hatte erscheinen lassen, in welcher man Materialismus witterte, wurde ihm die Fortsetzung seiner Vorlesungen untersagt. Um Mißdeutungen vorzubeugen, gab er die »Schutzschrift für meine Grundlegung zur Physik der Sitten« (Leipz. 1823) heraus und siedelte 1824 nach Göttingen [* 5] über, wo er als Privatdozent lehrte.
Litterarische Früchte seines dortigen Aufenthalts sind: »Beiträge zu einer rein seelenwissenschaftlichen Bearbeitung der Seelenkrankheitskunde« (Leipz. 1824);
»Psychologische Skizzen« (Bd. 1: »Zur Naturlehre der Gefühle«, Götting. 1825; Bd. 2: »Über das Vermögen der menschlichen Seele«, das. 1827);
»Das Verhältnis von Seele und Leib« (das. 1826).
Im J. 1827 kam er als akademischer Lehrer wieder nach Berlin, und nach Hegels Tod erhielt er im Frühjahr 1832 eine außerordentliche Professur der Philosophie. Seit vermißt, ward er als Leiche in dem Schiffskanal bei Charlottenburg [* 6] gefunden. Seine übrigen Schriften sind: »Lehrbuch der Psychologie als Naturwissenschaft« (Berl. 1833; 4. Aufl. von Dreßler, 1877);
»Die Philosophie in ihrem Verhältnis zur Erfahrung, zur Spekulation und zum Leben« (das. 1833);
»Erziehungs- und Unterrichtslehre« (das. 1835 bis 1836, 2 Bde.; 4. Aufl. von Dreßler, das. 1876);
»System der Metaphysik und Religionsphilosophie« (das. 1840);
»Grundlinien der Sittenlehre« (das. 1837-41, 2 Bde.);
»Grundlinien des Naturrechts, der Politik und des philosophischen Kriminalrechts« (das. 1838, Bd. 1; mit dem vorigen zusammen auch u. d. T.: »Grundlinien des natürlichen Systems der praktischen Philosophie«);
»System der Logik als Kunstlehre des Denkens« (das. 1842, 2 Bde.);
»Pragmatische Philosophie oder Seelenlehre in der Anwendung auf das Leben« (das. 1850, 2 Bde.);
»Lehrbuch der pragmatischen Philosophie« (das. 1853).
Zur weitern Ausführung des in letzterer
Schrift Behandelten gab er seit 1851 die
Zeitschrift
»Archiv für die pragmatische
Psychologie etc.« (1851-53) heraus. Diejenige Seite der philosophischen Thätigkeit
Benekes
, auf die er selbst den größten Wert legt, und die in gewissem
Sinn die Grundlage seines
Systems
bildet, ist die
Psychologie. Er verwirft nicht, wie
Herbart, die Seelenvermögen, will sie aber, als reiner Empirist jeder
metaphysischen Begründung der
Psychologie abhold, bloß aus der
Erfahrung geschöpft wissen. Vielfach sind die vorgetragenen
Sätze rein Herbartisch, und es ist nur statt der Herbartischen eine neue
Terminologie eingeführt. Benekes
pädagogisches
System enthält viel Treffendes und hat neben demjenigen
Herbarts den meisten Beifall gefunden.
Vgl.
Raue, Die
neue
Seelenlehre Benekes
(5. Aufl., bearbeitet von Dreßler, Leipz.
1876).