Belize
(Balize, seit 1853 Britisch-Honduras), eine brit. Kolonie in Mittelamerika, auf der Ostküste der Halbinsel Yucatan, an der Hondurasbai (s. Karte »Westindien [* 2] etc.«),
zwischen
Yucatan
(Mexiko)
[* 3] im N.,
Guatemala
[* 4] im
S. und W., mit einem
Areal von
19,585 qkm (356 QM.). Die
Küste ist von Felsenriffen und
Sandbänken umgeben, das vom Belizefluß
durchströmte Land ganz
flach, teilweise sumpfig, mit Waldungen bedeckt, aber feucht und trotz der herrschenden starken
Hitze im ganzen nicht ungesund.
Der
Boden ist im
Küstenland vorherrschend sumpfig, im Innern ergiebiger, und namentlich zieht sich am
Rande der zahllosen
Flüsse
[* 5] und
Bäche ein unerschöpflich reicher
Boden hin.
Die Wälder liefern Mahagoniholz (Kampescheholz jetzt nur wenig), dann die sogen. Tannen (Cedrela) und viele andre brauchbare Holzarten. Die Kultur des Bodens hat kaum begonnen, bis auf wenige Stellen ist alles wüster Urwald; einheimisch sind bloß Bananen und Maniok. Den größten Teil der Lebensmittel liefern das Meer und die angrenzenden Provinzen von Zentralamerika. Die Bevölkerung [* 6] hat neuerdings durch Einwanderungen aus Yucatan zugenommen und betrug 1881: 27,452 Seelen; sie besteht aus wenigen Weißen (kaum 1600), vielen Negern, Mulatten und hierher verpflanzten besonders arbeitstüchtigen Kariben etc.; Indianer sind im ganzen nicht zahlreich.
An der Spitze der Regierung steht ein Gouverneur, ihm zur Seite ein gesetzgebender und vollziehender Rat von fünf vom Gouverneur ernannten und mindestens vier durch die Bevölkerung gewählten Mitgliedern. Die Einwohner sind zumeist Katholiken; die Protestanten sind in mehrere Sekten zersplittert. In der Kolonie bestehen 14 durch Staatsmittel unterstützte Schulen, welche durch die religiösen Gemeinden errichtet wurden, und von Wohlthätigkeitsanstalten ein Hospital, ein Armenhaus und eine Irrenanstalt.
Das
Militär besteht aus einer Abteilung
Artillerie und 2
Kompanien des westindischen Negerregiments. Die
Einnahmen der
Kolonie
stellten sich 1883 auf 52,278 Pfd. Sterl. (gegen 32,674 im Jahr 1870), die
Ausgaben auf 40,344 Pfd. Sterl.
(1870: 26,220). Während letztere namentlich auf
Besoldungen, öffentliche Bauten etc. entfallen, fließen die
Einnahmen aus
den
Zöllen, den
Strafen, den Marktabgaben, einer
Taxe auf Vieh etc. Die
Schuld der
Kolonie betrug 1869 noch 34,121 Pfd. Sterl.,
ist aber vollständig getilgt worden. Die Hauptbeschäftigung der Einwohner ist das
Fällen des Mahagoniholzes,
das hauptsächlich durch
Kariben und zwar zum Teil in Wäldern, die in den Gebieten von
Guatemala und
Honduras
[* 7] liegen, betrieben
wird. Für den
Handel liefert das Land nichts als dieses
Holz;
[* 8] früher betrieben jedoch die Kaufleute von Belize
einen lebhaften
Zwischenhandel mit den
¶
mehr
naheliegenden spanischen Republiken, namentlich mit Honduras, und führten einen großen Teil der Handelserzeugnisse derselben nach Europa. [* 10] Seit der Eröffnung der Panamaeisenbahn ist dieser Verkehr sehr gesunken. Der Wert der Ausfuhr betrug 1883: 302,870 Pfd. Sterl. (1870: 171,988), der der Einfuhr 268,973 Pfd. Sterl. (1870: 184,338). Unfern der Küste liegt die größere Insel Turneff und von dieser östlich zwei riffähnliche Eilande, St. George Cay und die Halbmondinsel, auf der ein Leuchtturm steht. - Der Ursprung der Kolonie ist nicht sicher bekannt; doch ist die von den Spaniern unbesetzt gebliebene Küste zuerst wohl von Schleichhändlern und Piraten besucht worden, von denen die ersten Ansiedelungen (1638 und 1640) herrühren.
Die Kolonisten fingen bald an, Kampescheholz zufällen und auszuführen, und fanden in den darüber mit den Spaniern entstandenen Händeln Schutz bei der englischen Regierung, die im Pariser Frieden 1763 ihnen die Erlaubnis der Niederlassung und des Holzfällens im Land erwirkte, doch unter der Bedingung, keine Festungswerke anzulegen, ein Verbot, das die Kolonisten dadurch umgingen, daß sie Erde auf ihren Schiffen in das Land brachten und darauf, als auf englischem Grund, später ein Fort errichteten.
Die Grenzbestimmungen blieben übrigens unerörtert, und die Engländer breiteten sich ziemlich beliebig aus, bis die Konvention
von 1786 die jetzigen Grenzen
[* 11] feststellte. Durch Gesetz vom wurde die Niederlassung Belize
zur Kolonie
Britisch-Honduras erhoben. Für den Holzgewinn wie für den Schleichhandel ist die Kolonie jetzt nur von geringer Bedeutung;
allein sie eignet sich trefflich zu einem Beobachtungspunkt für die politischen Ereignisse in Zentralamerika.
Die Stadt Belize
, die Hauptstadt der Kolonie, an der Küste zu beiden Seiten des Südarmes des gleichnamigen,
mit Kähnen 250 km aufwärts befahrbaren Flusses, zählt ca. 500 hölzerne Häuser, die am Fluß in einer Reihe auf Pfählen erbaut
sind, und etwa 6600 Einw. Sie ist Sitz der Regierungsbehörden, eines deutschen Konsuls und der Besatzung und hat einen
nur schwer zugänglichen Hafen. Etwa 4 km entfernt liegt nahe am Meer das Fort St. George. Die Umgegend der Stadt ist voll Seen
und Sümpfe und bietet wenig anbaufähigen Boden, doch ist das Klima
[* 12] ziemlich gesund. Emigranten aus Yucatan haben an der Bai von
Chetumal die gegen 5000 Bewohner zählende Ansiedelung Corozal gegründet.