Beleuchtun
gsapparate,
[* 1] medizinische.
Das
Bedürfnis, die
Krankheiten innerer
Organe und zunächst der zugänglichen Körperhöhlen
einer direkten
Beobachtung zu unterwerfen, hat im
Lauf der Zeit zu
Erfindung zahlreicher Beleuchtun
gsapparate
geführt, bei denen die Lichtquelle entweder außerhalb des
Körpers bleibt, oder selbst an die zu beleuchtende
Stelle hingeführt
wird. Die
Apparate ersterer Art lassen durch
Spiegel
[* 2] oder einfache weiße
Metall- oder Milchglasröhren
Licht
[* 3] in eine tiefer
gelegene Körperstelle einfallen und bringen dem Beobachter die erhellte
Stelle direkt zur
Anschauung.
Auf diesem Prinzip beruhen die kleinen, trichterförmigen Ohrenspiegel, welche Licht gegen das Trommelfell leiten, die ähnlich einfachen Nasenspiegel, die Milchglas- und Metallspekula für Beleuchtung [* 4] der Gebärmutter [* 5] und die mit Griffen versehenen metallenen gebogenen Rinnen, von denen mehrere zugleich eingeführte Mastdarm-Inspektion ermöglichen. Gleichfalls auf Benutzung einer Lampe [* 6] beruhen der Kehlkopfspiegel [* 7] und der Augenspiegel, [* 8] aber bei ersterm sieht man nicht mehr die Verhältnisse der Stimmbänder und der Rachenorgane direkt, sondern im umgekehrten Bild, welches in dem am Stiel eingeführten Metallspiegel entsteht, und im Augenspiegel sieht man entweder das durch die Kristalllinse vergrößerte Bild des Augengrundes oder gleich wie beim Kehlkopfspiegel, ein umgekehrtes Bild, welches im Brennpunkt einer vorgehaltenen Konvexlinse zu stande kommt.
Die Bilder, welche hier durch Spiegel oder Linsen in das Auge [* 9] des Beobachters gelangen, machen vorher einen Umweg, und man sollte annehmen, daß man durch ähnliche Mittel auch noch tiefere und entferntere Körperhöhlen, z. B. die Speiseröhre und den Magen, [* 10] zur Anschauung bringen könnte. Hier ergibt sich aber die außerordentliche Schwierigkeit, daß die Lichtquelle, d. h. die Lampe, außen bleibt und die Spiegel nicht gleichzeitig Licht in mehrfacher Brechung [* 11] in die Tiefe werfen und Bilder aus der Tiefe reflektieren können.
Aus diesem
Grund hat der
Wiener Instrumentenmacher
Leiter, angeregt durch
Nitze, eine größere Zahl von
Beleuchtun
gsapparaten konstruiert, welche die Lichtquelle selbst in enge und gewundene
Kanäle einbringen lassen und durch
ein
System von
Linsen und Prismen das
Bild nach außen leiten. Dieser
Zweck wird im allen
Fällen dadurch erreicht, daß durch
den
Strom einer galvanischen
Batterie eine Platinspirale zum
Glühen gebracht wird, welche die
¶
mehr
Lichtquelle bildet, u. daß die unvermeidlich entstehende Wärme [* 13] durch einen konstanten Strom kalten Wassers unschädlich gemacht wird.
[* 12] Fig. 1 zeigt ein Diaphanoskop, einen Apparat zur Durchleuchtung der Blasenwand. a und b sind zwei ungleich große, übereinander gestülpte und unten durch eine Kapsel abgeschlossene Glasröhren. Durch den Zwischenraum zwischen beiden fließt aus einem höher angebrachten Gefäß [* 14] c durch das Rohr d kaltes Wasser zu und durch das Rohr e in das Gefäß f ab. In dem innern Glasrohr b befindet sich der spiralig gewundene Platindraht g, dessen Enden mit den Kupferdrahtleitungen der galvanischen Batterie h verbunden sind.
Sobald der Platindraht durch den elektrischen Strom zum Weißglühen gebracht wird, entsteht ein intensives
Licht, welches durch beide Glasröhren und die Wasserschicht hindurchleuchtet, dessen Wärme jedoch durch den Wasserstrom vollkommen
abgekühlt wird. Die hiermit beabsichtigte Durchleuchtung durch die Wand der Blase und die Bauchdecken hat sich nicht bewährt,
wohl aber gestattet ein kleiner Beleuchtun
gsapparat dieser Art, verbunden mit einem optischen, in ein
Rohr eingeschalteten Apparat, eine sehr vollkommene Übersicht der ganzen Harnblase.
Für die Untersuchung der Nasen- und Rachenhöhle sowie des Kehlkopfes ist die Anwendung des angeführten Prinzips dem gewöhnlichen Kehlkopfspiegel weit überlegen; während bei dem letztern das Licht von außerhalb durch einen Reflektor auf einen Planspiegel geworfen und von diesem durch abermalige Brechung an die zu untersuchende Oberfläche gewendet werden muß, bedarf es hier nur geringer Verschiebungen, um jegliche Stelle mit hellem, direktem Licht zu bescheinen.
Zum zweiten wird die Technik außerordentlich erleichtert dadurch, daß der Planspiegel nicht zugleich als Reflektor dient und
man nicht genötigt ist, alle Bilder in grellster Lampenbeleuchtung
zu beobachten. Die Einrichtung selbst besteht aus einem
Griff, an welchem ein Stiel mit der Wasserleitung
[* 15] und doppelter galvanischer Leitung sitzt. Im stumpfen Winkel
[* 16] an dem Stiel
ist der Spiegel befestigt, welcher durch einen besondern galvanischen Strom erwärmt und vor dem Beschlagen
geschützt wird; unmittelbar neben demselben ist die Lichtquelle, welche je nach ihrer Stellung die Nasen- oder Kehlkopfshöhle
erleuchtet, deren Bilder dann in dem Planspiegel zur Beobachtung kommen.
[* 12]
Fig. 2 erläutert an einem schematischen Bilde den Vorgang;
man sieht den Stiel längs der Zunge eingeführt, hinter dem Gaumensegel geht der Spiegel schräg nach
hinten, an seinem obern Ende befindet sich die Lichtquelle, welche die hintere Wand des Gaumensegels und die drei Nasenmuscheln
aufs deutlichste erhellt.
Die schwierigste Aufgabe von allen, die Beleuchtung des Magens, ist gleichfalls durch Einführung eines kunstvollen gegliederten Rohrs gelungen, jedoch wegen mancher lästiger Umstände beim Gebrauch noch nicht allgemein anwendbar.
[* 12] ^[Abb.: Fig. 2. Schema des laryngoskopischen Apparats.]