Beddoes
(spr. beddōs),
Thomas Lovell, engl. Dichter, geb. zu
Clifton als Sohn des Naturforschers
Thomas Beddoes
(gest.
1806), kam zuerst in die
Schule zu
Bath, dann in das
Charter
House zu
London
[* 2] und trat 1820 als
Student in das
Pembroke
College zu
Oxford
[* 3] ein, wo er bald durch seine später von ihm unterdrückte Gedichtsammlung »The
improvisatore« (1821) und die dramatische
Komposition »The bride's tragedy« (1822) Aufsehen erregte. In letzterer
besonders bewies er trotz mancher Wunderlichkeiten dramatische
Kraft,
[* 4]
Leidenschaft und Gedankentiefe, die
zu großen
Hoffnungen berechtigten; aber im Innern unglücklich und von unstetem
Wandertrieb erfüllt, hat Beddoes
denselben nur
unvollkommen entsprochen. Um sich ganz seinen Lieblingswissenschaften, der
Physiologie und
Anatomie, zu widmen, ging er 1825 nach
Göttingen,
[* 5] später nach
Würzburg,
[* 6] führte dann, im
Besitz eines bedeutenden
Vermögens, ein Wanderleben,
bald in
Straßburg
[* 7] und Zürich,
[* 8] bald in
Frankfurt
[* 9] oder
Berlin
[* 10] verweilend, bis er 1846 nach
England zurückkehrte. 1847 war er indessen
schon wieder in
Frankfurt, wo
er an den freiheitlichen
Bewegungen von 1848 den regsten
Anteil
¶
mehr
nahm. Infolge eines Sturzes vom Pferd,
[* 12] bei dem er beide Beine brach, mußte er sich amputieren lassen, unterlag aber der Operation
kurze Zeit darauf zu Basel,
[* 13] wohin er sich der Luftveränderung wegen hatte schaffen lassen, An poetischen Erzeugnissen
hat Beddoes
nur noch ein dramatisches Gedicht: »Death's jestbook, or the fool's tragedy«, hinterlassen, noch
wunderlicher als die frühern Werke, aber zugleich noch mehr als diese voll überraschender Geistesblitze. Sein dichterischer
Nachlaß erschien unter dem Titel: »Poems, with a memoir« (1851, 2 Bde.)
und enthält außerdem oben genannten »Death's jestbook« eine Reihe schwermutsvoller lyrischer Poesien und mehrere dramatische
Fragmente.
Vgl. Kelsall in der »Fortnightly Review«, Juli 1872.