Höchst wirksam war auch seine Lehrthätigkeit. Er starb wahrscheinlich schon 1518. Von seinen zahlreichen
Schriften sind zu
nennen: »De laude, antiquitate, imperio, victoriis rebusque gestis veterum Germanorum« (1508);
»Proverbia
germanica collecta atque in latinum traducta« (zuerst 1508; bearbeitet von Suringar,
Leid. 1879);
»Triumphus Veneris« und
die »Facetiae« (1506), welche die schärfsten
Angriffe gegen die
Geistlichkeit und die
Kirche, teilweise auch sehr unsaubere
Erzählungen enthalten;
Ferd. Aug., einer der Führer der socialdemokratischen
Partei in Deutschland, geb. zu Köln, erhielt in der Dorfschule des
nahe gelegenen Brauweiler, dann
in der Bürgerschule zu Wetzlar seinen Jugendunterricht, erlernte nachher das Drechslerhandwerk, kam 1860 nach Leipzig und
ließ sich 1864 dort als Drechslermeister nieder. Seit 1861 hatte sich Bebel mit großem Eifer der deutschen Arbeiterbewegung
angeschlossen, die seit Lassalles Auftreten einen wesentlich socialistischen Charakter angenommen hatte. Bebel leitete
in diesem Sinne den LeipzigerArbeiterbildungsverein, dessen Präsident er seit 1865 war.
Auch als Mitglied des ständigen Ausschusses der deutschen Arbeitervereine übte er in socialdemokratischem Sinne Einfluß.
Der 17. Wahlkreis des Königreichs Sachsen (Glauchau-Meerane) wählte ihn 1867 in den Norddeutschen Reichstag, ins Zollparlament
und 1871 in den DeutschenReichstag. Hier sowohl wie in der Presse
[* 14] zeigte sich Bebel als einer der begabtesten
Führer seiner Partei, die sich im Unterschiede von der sog. Lassalleschen, national gesinnten,
bis 1875 die Eisenacher Arbeiterpartei nannte, und die mit dem von Marx in London
[* 15] geleiteten InternationalenArbeiterbund in
engerer Beziehung stand. (S. Socialdemokratie.) 1872 der Vorbereitung des Hochverrats gegen das Deutsche Reich
angeklagt, wurde er nebst Liebknecht zu zwei Jahren Festungshaft und wegen Beleidigung des DeutschenKaisers zu neunmonatiger
Gefängnisstrafe verurteilt.
Das ihm gleichzeitig aberkannte Reichstagsmandat erhielt er bei einer Neuwahl im Jan. 1873 von seinem alten Wahlkreise wieder. 1877 nahm
er ein Mandat für Dresden an, und 1881 wurde er von Leipzig-Land auch in den sächs. Landtag gewählt.
Bei der Reichstagswahl dieses Jahres unterlag er viermal in der Stichwahl, erhielt aber 1883 in einer Nachwahl das Mandat für
den ersten Hamburger Wahlkreis, den er bis März 1893 vertrat. Auf Grund des Socialistengesetzes aus Leipzig ausgewiesen, nahm
Bebel seinen Aufenthalt in Plauen
[* 16] bei Dresden. 1886 wurde er nebst andern socialistischen Führern wegen
Geheimbündelei zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. Nach Erlöschen des Socialistengesetzes siedelte er nach
Berlin
[* 17] über, infolgedessen er sein sächs. Landtagsmandat niederlegte (Sept.
1891), beteiligte sich dort an der Redaktion des socialistischen Hauptorgans, des «Vorwärts», und gehört
dem Parteivorstand (seit 1892 neben Singer als Vorsitzender) an. Bei der Neuorganisation der Partei im Herbste 1890 trat er
für die Wirksamkeit der Partei auf gesetzlichem Boden, insbesondere durch Beteiligung am Parlamentarismus, ein.
Auf den internationalen Kongressen in Paris
[* 18] 1889, Brüssel
[* 19] 1891 und Zürich
[* 20] 1893 spielte er eine hervorragende Rolle. 1893 zweimal
in den Reichstag gewählt, nahm er das Mandat für Straßburg
[* 21] (Stadt) an. Auf dem Parteitag 1894 geriet er in betreff der Landagitation
mit den bayr. Parteigenossen unter von Vollmar in einen harten Konflikt, der sich auch noch später fortsetzte. Auch in Agitationsschriften
und größern Arbeiten hat Bebel gewirkt: «Unsere Ziele», «Der deutsche Bauernkrieg» (Braunschw. 1876),
«Die
parlamentarische Thätigkeit des DeutschenReichstags und der Landtage» (Berl. 1876),
«Christentum und Socialismus», «Die Frau
in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft» (Zür. 1883; 23. Aufl.
u. d. T. «Die Frau und der Socialismus», Stuttg. 1894),
«Die mohammed.-arab. Kulturperiode im Orient und
Spanien»
[* 22] (Stuttg. 1884; 2. Aufl. 1889),
Heinr., Humanist, geb. 1472 als Sohn eines armen Bauern zu Ingstetten bei Justingen, studierte in Krakau und
Basel,
wurde 1497 Professor der Beredsamkeit und Poesie in Tübingen, wo er bis zum Tode (nach 1518) lehrte; 1501 krönte
ihn Kaiser Maximilian zum Dichter. Außer grammatischen und metrischen Lehrbüchern schrieb er viele polit.-histor. Reden,
Gedichte und Abhandlungen, die den Kaiser und das deutsche Kaisertum feiern und in patriotischen Streit mit ital. Gelehrten
verwickelten. Die Liebe zum Volksleben, die ihn auszeichnet, veranlaßte ihn Sprichwörter zu sammeln
(«Proverbia Germanica», Neuausg. von Suringar, Leid. 1879) und das Volkslied«Ich stand an einem Morgen» («Vulgaris Cantio»,
1507) ins Lateinische zu übertragen.
Aus dem Volksmunde stammen großenteils B.s vielgelesene «Facetiae» (1508
u. ö.),
eine Sammlung von meist derben Schwänken, Anekdoten und Scherzen, die ihre Spitze gern gegen
die Geistlichkeit richten. Sein «Triumphus Veneris» (6 Bücher in Hexametern, 1509) führt alle Stände von Papst bis Landsknecht
als Sklaven der Venus vor. Auch eine kleine pädagogische Schulkomödie, «Comoedia, vel potius dialogus de optimo studio scholasticorum»
(1504), hat Bebel verfaßt. –