Titel
Baudin
(spr. bodäng), 1) franz. Admiral, geb. 1784 zu Sedan, [* 2] verlor 1808 als Schiffsleutnant im Indischen Meer im Kampf gegen die Engländer einen Arm und ward 1812 Fregattenkapitän. Als er im Juni 1812: 14 mit Munition beladene Fahrzeuge nach Toulon [* 3] geleitete, ward er von englischen Kreuzern verfolgt, rettete sich in den Hafen von St.-Tropez und griff hierauf mit seinem Schiff [* 4] eine vereinzelte englische Brigg an, über die er nach einem harten Kampf den Sieg davontrug.
Nach der
Restauration der
Bourbonen pensioniert, gründete er in
Havre
[* 5] ein Handlungshaus, das aber infolge der
Julirevolution
fallierte. Baudin
trat daher wieder in die
Kriegsmarine, ward 1838
Konteradmiral und erhielt den Oberbefehl
über das gegen
Mexiko
[* 6] bestimmte
Geschwader von 23
Schiffen. Nach vergeblichen Unterhandlungen eröffnete er das
Feuer gegen das
Fort
San Juan d'Ulloa bei
Veracruz, das für uneinnehmbar galt, sich aber schon am andern
Tag ergab.
Die von ihm geschickt und mutig geleiteten
Operationen führten 5. Dez. zur Entwaffnung von
Veracruz und zur
Niederlage der Mexikaner unter
Santa Anna. 1839 erhielt Baudin
den
Rang eines Vizeadmirals, ging 1840 in einer diplomatischen Sendung
nach
Buenos Ayres
[* 7] und erhielt den Oberbefehl über die
Flotte in den
Meeren von
Südamerika.
[* 8] 1841 bekleidete er
kurze Zeit das Marineministerium, war dann bis 1847 Seepräfekt in
Toulon und erhielt 1848 den Oberbefehl über die
Flotte
im
Mittelmeer. Hier intervenierte er 15. Mai im
Kampf der
Lazzaroni und königlichen
Truppen gegen das
Volk in
Neapel
[* 9] und schützte 18. Sept.
Messina
[* 10] gegen die
Gewaltthätigkeit
Filangieris. Im Juli 1849 durch
Parseval-Deschênes abgelöst, zog er sich nach
Ischia
[* 11] bei
Neapel zurück, wo er, zum
Admiral ernannt, starb.
2) Alphonse, franz. Arzt, Opfer des Napoleonischen Staatsstreichs vom geb. 1811 in der Nähe von Nantua (Ain) als Sohn schlichter Landleute, studierte in Paris [* 12] Medizin und ließ sich dort als Arzt nieder. Als phantastischer Philanthrop und sozialistischen Prinzipien zugeneigt, stand er in intimen Beziehungen zu Blanqui und that sich insbesondere in der Société des Saisons und andern geheimen politischen Umsturzgesellschaften als Redner hervor. Nach der Februarrevolution nahm er an den Unruhen vom Anteil, wurde verhaftet, mußte jedoch wegen mangelnder Beweise freigelassen werden. In die Nationalversammlung gewählt, schloß er sich der Bergpartei an, unterzeichnete die von Ledru-Rollin eingebrachte Anklage gegen den Präsidenten der Republik und seine Minister wegen Verletzung der Konstitution, protestierte 30. Okt. gegen den Belagerungszustand und war einer der wenigen Unterzeichner des Appells an das Volk. Am nach dem Staatsstreich, begab er sich nach dem Faubourg St.-Antoine und bestieg hier, die Verfassungsurkunde als Waffe schwingend, eine Barrikade, wurde aber von den Truppen erschossen. Sein Tod ward in den letzten Jahren des Kaiserreichs als ein Opfertod für Freiheit u. Recht demonstrativ gefeiert; auf dem Kirchhof Montmartre wurde ihm ein Denkmal erichtet.