Basidiomyceten
355 Wörter, 2'637 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Basidiomyceten
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Basidiomyceten,
artenreiche Gruppe der Pilze, mit eigentümlicher Sporenbildung. Von einem fadig verzweigten Mycelium,
dessen Hyphen mit Querscheidewänden versehen sind, werden sehr mannigfaltig gestaltete Fruchtkörper
gebildet, und auf diesen findet die Sporenentwicklung statt; es werden dabei von einzelnen Mycelfäden, die an der Spitze
meist etwas keulenförmig angeschwollen sind und die man Basidien nennt, einzeln oder kettenförmig Sporen, Basidiosporen, abgeschnürt.
Je nach der Anzahl der abgeschnürten Sporen und auch nach der Lebensweise der hierher gehörigen Pilze
teilt man die Basidiomyceten
gewöhnlich in vier größere Familien ein:
1) Uredineen (s. d.) oder Rostpilze, die man häufig als Äcidiomyceten als eigene Gruppe aufführt, auf den verschiedenartigsten Pflanzen schmarotzende Pilze. Das Mycel derselben lebt endophyt und bildet Sporenlager, die aus der Oberhaut der von dem Pilze befallenen Pflanzenteile hervorbrechen und aus einer großen Anzahl dicht nebeneinander stehender Basidien erzeugt werden (s. Tafel: Pflanzenkrankheiten, [* 3] Fig. 5 g); die Sporen werden einzeln oder reihenweise von den Basidien abgeschnürt. Hierher gehören eine große Anzahl für Kulturpflanzen sehr schädliche Parasiten.
2) Hymenomyceten (s. d.) oder Hautpilze, meist nicht schmarotzende Pilze, bei denen an jeder Basidie vier Sporen gebildet werden. Die Basidien stehen an bestimmten Stellen, und zwar stets auf der Außenseite der sehr verschiedenartig gestalteten Fruchtkörper; sie bilden an ihrem Scheitel vier pfriemenartige kurze Ästchen, die den Namen Sterigmen (s. Tafel: Pilze IV, [* 4] Fig. 4 d, e) tragen, von denen jedes eine Spore abschnürt. Die Stellen, an denen die Basidien gebildet werden, sind mit einem hautartigen Überzug versehen, von dem aus sich die Basidien erheben und der den Namen Fruchthaut oder Hymenium führt. In diese Familie gehört die große Mehrzahl derjenigen Pilze, die man im gewöhnlichen Leben als Schwämme [* 5] bezeichnet.
3) Tremellineen oder Zitterpilze. Diese unterscheiden sich von den Hymenomyceten nur durch die knorpel- oder gallertartige Beschaffenheit der Fruchtkörper. Sie wachsen meist an abgestorbenem Holze. Die hierher gehörigen Arten haben kein allgemeineres Interesse.
4) Gasteromyceten (s.d.) oder Bauchpilze. Bei diesen befindet sich das Hymenium niemals an der Außenseite, sondern stets im Innern des Fruchtkörpers, der meist eine kugelige, bauchartige Gestalt hat. Die keulenförmig angeschwollenen Basidien bilden an ihrem Scheitel mehrere Sporen. Hierher gehören unter andern die unter dem Namen Bovist (s. d.) bekannten Pilze.