Barthélemy
Saint-Hilaire (spr. ssängt-ilar), Jules, franz. Gelehrter und Staatsmann, geb. zu Paris, [* 3] erhielt nach vollendeten Studien eine Stelle im Finanzministerium, war aber auch zugleich als liberaler Publizist (Mitarbeiter am »Globe«, »National« etc.) thätig, bis er Ende 1833 der Publizistik entsagte, um sich ausschließlich wissenschaftlichen Arbeiten zu widmen. Seine Übersetzung des Aristoteles (s. unten) verschaffte ihm die Professur der griechischen und römischen Philosophie am Collège de France, die er zu Anfang 1838 antrat. ¶
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Im März 1839 wurde er zum Mitglied der Akademie erwählt und bekleidete 1840 vier Monate lang das Generalsekretariat des Ministers
des Unterrichts. Nach der Februarrevolution 1848 in die Konstituante und Legislative gewählt, hielt er sich zur Partei der Gemäßigten
und ward Mitglied, bald darauf Präsident der Kommission des öffentlichen Unterrichts, beim Staatsstreich
von 1851 aber auf kurze Zeit verhaftet und nach Mazas abgeführt. Napoleon III. den Eid verweigernd, legte er 1852 seine Professur
nieder und wandte sich wieder ausschließlich seinen litterarischen Beschäftigungen, insbesondere dem Studium des Sanskrits
und der altindischen Philosophie, zu. Mit Lesseps war Barthélemy
1855-58 für die Ausführung des Suezkanals thätig. 1871 in
die Nationalversammlung zu Bordeaux
[* 5] gewählt, wirkte er daselbst für die Ernennung seines Freundes Thiers zum Chef der Exekutivgewalt
und stand demselben bis zu dessen Sturz als Generalsekretär treu zur Seite. 1876 ward er zum Senator auf Lebenszeit erwählt
und gehörte als solcher, wie vorher in der Nationalversammlung, zum linken Zentrum.
In dem Kabinett Ferrys vom übernahm er das Portefeuille des Auswärtigen, nahm aber beim Rücktritt Ferrys (November
1881) ebenfalls seine Entlassung. Als Gelehrter hat sich Barthélemy
besonders um die Geschichte der griechischen
und als gründlicher Kenner des Sanskrits um jene der indischen Philosophie verdient gemacht. Seine litterarische
Hauptleistung ist die französische Übersetzung der Werke des Aristoteles, die 1837-83 erschien. Außerdem veröffentlichte
er: »De la logique d'Aristote« (1839, 2 Bde.; Preisschrift);
»De l'école d'Alexandrie« (1845);
»Du Bouddhisme« (1855);
»Le [* 6] Bouddha et sa religion« (3. Aufl. 1866);
»Mahomet et le Coran« (1865);
»Philosophie des deux Ampère« (2. Aufl. 1869);
»A la démocratie française« (1874);
»De la métaphysique, sa nature et ses droits« (1879; deutsch von Goergens, Leipz. 1879) u. eine Übertragung der Ilias in Versen (1869, 2 Bde.).