Bartfinne
(Bartgrind, Feigmal, Acne mentagra, Sycosis), eine tiefgreifende Entzündung der Haarbälge und Talgdrüsen der starken Barthaare, wobei die Haut [* 2] stark geschwollen und gerötet ist und zahlreiche rote Knötchen sowie Eiterbläschen, von einem Barthaar durchbohrt, hervortreten. Diese Eiterbläschen, welche manchmal die Größe einer Erbse erreichen, bersten nach einigen Tagen und trocknen zu einer Kruste oder einem Grind ein, während immer neue Knötchen und Pusteln aufschießen.
Die
Krankheit erstreckt sich bald nur auf eine kleine Hautstelle, bald breitet sie sich über die ganze mit
Bart versehene
Gesichtshaut aus. Sie hat eine unbegrenzte Dauer, besteht oft viele Jahre und heilt nur bei eingreifender Behandlung. Die
Ursachen der Bartfinne
sind in den meisten
Fällen gänzlich unbekannt. Seit
Plinius ist die
Krankheit für ansteckend
gehalten worden, da sie nach seiner
Erzählung von
Ägypten
[* 3] nach
Rom
[* 4] verschleppt und dort durch
Küssen verbreitet sein soll.
Dies gilt indessen nur für wenige Fälle von Bartflechten, nämlich für die Sycosis parasitica, welche durch Eindringen mikroskopischer Fadenpilze (Oidium) in die Haarbälge bedingt wird. Ob Plinius diese Form oder nicht vielmehr einen syphilitischen Hautausschlag gemeint hat, ist nicht sicher entschieden. Die Behandlung verspricht den besten Erfolg nach der Vorschrift von Hebra: Die vorhandenen Borken werden durch Einreiben mit Öl und durch das Auflegen eines stark mit Öl getränkten Lappens aufgeweicht und abgelöst.
Der Kranke muß alle Tage trotz seines Sträubens rasiert werden. Die nach dem Rasieren zu Tage tretenden Haare [* 5] werden ausgezogen (Epilation), die Pusteln sind sämtlich durch einen Einschnitt zu öffnen und zu entleeren. Die kranken Hautstellen müssen öfters, im Notfall alle Tage, skarifiziert, d. h. mit zahlreichen oberflächlichen Einschnitten versehen, werden, um durch die Blutung die entzündliche Infiltration herabzusetzen. Die kranke Hautstelle ist Tag und Nacht mit feuchten Leinwandläppchen, auf welche man auch weiße Präzipitatsalbe oder eine Schwefelpaste streichen kann, bedeckt zu halten. Wird diese Behandlung konsequent durch geführt, so heilen selbst hartnäckige und veraltete Fälle nach wenigen Wochen vollständig aus. Der Bartwuchs ist nur ausnahmsweise und bei leichtesten Fällen zu erhalten.