Bartadler
,
s. v. w. Bartgeier.
Bartadler
3 Wörter, 31 Zeichen
Bartadler,
s. v. w. Bartgeier.
(Bartadler, Geieradler, Gypaëtos Storr.), eine den Geiern nahe verwandte Gattung der Raubvögel, [* 3] welche eine eigne Familie (Gypaëtidae Gray) und gleichsam den Übergang von den Geiern zu den Adlern bildet. Der kräftige, gestreckte Leib trägt auf kurzem Hals einen großen, langen, vorn platten Kopf; die Flügel sind sehr lang und spitzig, der sehr lange Schwanz ist stufig oder keilförmig, der Schnabel stark, lang, komprimiert, gegen die Spitze hin aufgeschwungen und mit einem scharfen Haken herabgekrümmt; die Füße sind kurz, verhältnismäßig schwach, die Zehen mittellang und sehr schwach, die Nägel [* 4] stark, aber wenig gekrümmt und ziemlich stumpf.
Kopf und Hals sind völlig mit Federn bekleidet, die Wachshaut von Borstenbüscheln verdeckt. Die einzige Art, der Bartgeier (Lämmer-, Gemsengeier, G. barbatus Cuv.), wird 1,15 m lang, 2,67 m breit (Weibchen), Oberkopf und Kopfseiten sind gelblichweiß, Hinterkopf und Hinterhals rostgelb, Rücken und Bürzel schwarz mit weißlichen Schaftstrichen, Schwingen und Steuerfedern schwarz; auf der Unterseite ist er hoch rostgelb, auf der Brust mit einem Kranz weißgelber, schwarz gefleckter Federn, ein schwarzer Zügelstreifen reicht bis zum Hinterkopf; das Auge [* 5] ist weiß, die äußere Augenhaut mennigerot, die Wachshaut bläulichschwarz, Fuß und Schnabel grau, Schnabelspitze schwarz.
In der Jugend ist der Lämmergeier schwarzbraun, unterseits hell rostbraun, an Kopf und Hals schwarz. Er bewohnt in geringer Anzahl die höchsten Berge der Schweiz, [* 6] Siebenbürgens, Südeuropas und des Kaukasus, den Altai und Himalaja, Vorderasien und den Atlas. [* 7] Er lebt einzeln, in Paaren, höchstens in kleinen Trupps, fliegt äußerst schnell, falkenartig, ruht auf vorstehenden Felsen, weil ihm das Auffliegen vom Boden schwer wird, und geht schreitend; er nährt sich von Aas, kleinen Säugetieren, Schildkröten, [* 8] Vögeln, besonders auch von Knochen, [* 9] die er aus bedeutender Höhe herabfallen läßt, um sie zu zerbrechen (daher Ossifraga schon bei den Römern).
Die Erzählungen von der Stärke, [* 10] Kühnheit und Raubsucht des Bartgeiers beziehen sich ausschließlich auf den Steinadler, kein Hirt und kein Jäger fürchtet den Bartgeier. Nur in der Schweiz weiß man von Angriffen des Bartgeiers auf Gemsen, Schafe, [* 11] Kinder, die er in den Abgrund zu stürzen sucht. Er nistet auf unnahbarer Felswand unter überhängendem Gestein, und das Weibchen legt im Januar oder Februar ein, selten zwei trübweißliche, grau und braun gefleckte Eier. [* 12] Die Alten verteidigen die Jungen nicht, wenn man sich dem Horst nähert, sondern lassen sich leicht verscheuchen. In der Gefangenschaft wird er leidlich zahm.