Baretti,
Giuseppe Marcantonio, ital. Dichter und Schriftsteller, geb. zu Turin, war von seinem Vater zum Rechtsgelehrten bestimmt, entfloh aber aus Widerwillen gegen dieses Studium dem elterlichen Haus und trat als Kommis in ein Handlungshaus zu Guastalla. Hier befreundete er sich mit einem der Geschäftsteilhaber, welcher ihm Geschmack an Litteratur und Poesie einflößte. 1740 ging er nach Venedig, wo er zu Gozzi und andern Schriftstellern in nähere Beziehungen trat.
Eine Zeitlang bekleidete er das Amt eines Verwalters des Militärmagazins in Cuneo. Nachdem dasselbe aber eingegangen war, führte er ein herumstreifendes Leben und hielt sich abwechselnd in Turin, Mailand und Venedig auf, indem er von Zeit zu Zeit in periodischen Schriften Gedichte veröffentlichte, die großen Beifall fanden. Auch erschien um diese Zeit seine Übersetzung des Corneille (Vened. 1747-48, 4 Bde.). 1751 begab er sich nach London, wo er sich anfangs seinen Lebensunterhalt durch Unterricht im Italienischen erwarb und später die Leitung des Italienischen Theaters übernahm.
Besondern Ruf erwarb er sich durch sein »Dictionary of the English and Italian languages« (Lond. 1760 u. öfter, 2 Bde.; mit Zusätzen 1854, 2 Bde.; zuletzt 1873),
welches noch jetzt sehr geschätzt wird. 1760 verließ er England und kehrte, nachdem er Portugal, Spanien und Frankreich durchstreift hatte, nach Italien zurück, wo er seine »Lettere familiari« herausgab (Mail. 1762-63, 2 Bde.),
deren Fortsetzung jedoch auf Betreiben des portugiesischen Gesandten unterdrückt wurde. Er wandte sich nun nach Venedig und gründete dort unter dem Namen Aristarco Scannabue die kritische Zeitschrift »Frusta letteraria«, in welcher er den schlechten Geschmack seiner Zeit scharf geißelte, und die neben manchen einseitigen und ungerechten Urteilen auch sehr viel gesunde Kritik enthält. Die Angriffe und Verfolgungen, welche dieses Blatt ihm zuzog, bewogen ihn, Italien aufs neue zu verlassen und nach London zurückzukehren, wo er starb.
Von seinen zahlreichen Werken ist die »Frusta letteraria« das bedeutendste und kann als epochemachend in der italienischen Litteratur betrachtet werden. Sie erschien 1763-65 in 33 Nummern zuerst in Venedig (unter dem Druckort Roveredo),
später zu Ancona (unter dem Druckort Trento) und ist öfters wieder gedruckt worden (zuletzt in den »Classici italiani del secolo XVIII.«, Mail. 1838-39, 2 Bde.). Unter seinen englischen Werken ist besonders sein »Account of the manners and customs of Italy« (Lond. 1768-69, 2 Bde.; deutsch von Schummel, Bresl. 1781) berühmt geworden. Außer dem italienisch-englischen Wörterbuch hat man von ihm auch ein »Dictionary of the English and Spanish languages« (Lond. 1778 u. öfter; am besten das. 1837, 2 Bde.). Eine Gesamtausgabe seiner »Opere italiane« erschien Mailand 1813-19, 6 Bde. (zuletzt das. 1838, 4 Bde.). Seine »Scritti scelti inediti«, mit Biographie, gab Custodi heraus (Mail. 1822-23).
Vgl. Garizio, »Giuseppe e i suoi tempi« (Tur. 1872).