Barden
,
dünne Speckscheiben zum Belegen des zum Braten oder Kochen bestimmten Fleisches;
bardieren, Fleisch mit solchen Speckscheiben belegen.
Barden
2 Seiten, 1'577 Wörter, 11'108 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Barden,
dünne Speckscheiben zum Belegen des zum Braten oder Kochen bestimmten Fleisches;
bardieren, Fleisch mit solchen Speckscheiben belegen.
Barden
(irisch Bard, kymrisch Beirrd, »Dichter«),
die schon den Römern bekannten Sänger der Gallier und andrer keltischer Völker, namentlich der Britannier, Kymren (Walliser), Iren und Gälen, die, wie die Skopen der Angelsachsen und die Skalden der Skandinavier, die Thaten der Götter und Helden beim Kultus und bei Festlichkeiten der Fürsten unter Begleitung der Harfe (Chrotta, irisch Cruit) besangen, das Heer zur Tapferkeit entflammten, demselben im Kampf voranschritten und als Herolde der Fürsten dienten.
Nach ihren
Funktionen zerfielen sie in Priveirdds (Erfinder), Posveirdds (Fortbildner der
Kunst) und Arwyddveirdds (Kriegsherolde);
nach dem
Rang unterschied man Arwennyddions
(Lehrlinge), Bardd Faleithiawg (Barden
aufseher für besondere
Distrikte) und den
Bardd ynys Pryadain (Barden
präsidenten), welch letzterer ein himmelblaues
Kleid, aber nie ein
Schwert
trug. Der Ursprung der Barden
verliert sich, wie der der
Druiden, mit denen sie in engster
Verbindung standen, in die frühste
Geschichte der
Kelten; als ihr
Stifter wird der mythische
Merlin genannt.
Ihr Hauptsitz war nach ihrer Vertreibung aus Gallien durch die Römer, [* 2] Goten und Vandalen Wales, von wo aus sie sich in Irland und Schottland festsetzten. Sie bildeten eine erbliche Zunft, die nach Art eines Ordens geregelt war und bedeutenden Einfluß auf Volk und Fürsten übte. In Wales wurden ihre Privilegien und Freiheiten um 940 durch den König fest begrenzt und aufgezeichnet, der ganze Orden [* 3] aber von Gryffyth ap Conan 1078 reformiert und neu geregelt. Zu Caerwys (s. d.), auch zu Aberfraw, Mathraval etc. fanden von Zeit zu Zeit große Wettkämpfe in Gesang und Poesie, die sogen. Eisteddfods, statt, wobei von der Krone ernannte Kampfrichter die Preise verteilten.
Die
Eroberung von
Wales durch
Eduard I. 1283 brachte dem
Orden Verfolgung und drohte ihm den
Untergang; doch
wußte er bis auf
Elisabeth noch seine politische und soziale Geltung zu bewahren. In der
Folge jedoch wurde die Abhaltung
der poetischen Wettkämpfe verboten und unterblieb, bis sich in neuerer Zeit zur Wiederbelebung der altkeltischen
Sprache
[* 4] Vereine bildeten, welche auch die
Eisteddfods erneuerten. Die dichterische
Phantasie der alten Barden
hatte
durch die frühzeitige Einführung des
Christentums einen neuen Aufschwung genommen, indem sie altnationale
Traditionen mit
Vorstellungen des neuen
Glaubens vermischte.
Die bedeutendste
Schöpfung dieser keltisch-christlichen
Dichtung ist der
Sagenkreis von König
Artus und in
Verbindung damit
der
Mythus vom heiligen
Gral. Die Zahl der wallisischen Barden
bildet von Myrddin Wyllt
(Merlin der Wilde),
Taliesin
Aneurin und Cadwallon (6. Jahrh.) bis herab auf Dafydd ab Gwilym, welcher nach Unterjochung
der
Walliser dichtete, eine lange
Reihe. Sammlungen ihrer durch glühenden
Patriotismus ausgezeichneten
Gesänge (bis zum 14. Jahrh.
herab) finden sich in
Evans'
»Specimens of the ancient
Welsh poetry«
(Lond. 1764) und besonders in der von
Jones,
Williams und
Owen herausgegebenen »Myvyrian archaiology of
Wales« (das. 1801-1807, 3 Bde.;
neue Ausg. 1862),
Williams' »As barddoniath Cymraeg« (Solgelly 1828) und Skenes »Four ancient books of Wales« (Edinb. 1869, 2 Bde.). Alte wallisische Dichtungen in Prosa und zwar meistens aus der Sage von Artus und seiner Tafelrunde geschöpfte enthalten die Sammelwerke: »Hên Chwedlane« (»Alte Geschichten«) und »Mabinogion« (»Jugendunterhaltungen«),
welche
Lady Charl.
Guest herausgegeben (Lond. 1841-50, 3 Bde.).
- In
Irland zerfiel die
Zunft der Barden
nach ihrem
Beruf in drei Hauptklassen: die Filedha, welche in
Schlachten
[* 5] und beim
Kultus vom Harfner begleitet sangen und sich in der Umgebung und im
Rate der
Fürsten als deren Sprecher und
Herolde
befanden;
die Breitheamhaim, welche in gewissen Fällen Recht sprachen, und die Seanachaidhe, die Geschichtskundigen und Genealogen der fürstlichen Geschlechter.
Durch zahlreiche Privilegien geschützt, gewannen sie indessen mit der
Zeit so viel Landbesitz und ein so lästiges Übergewicht, daß es wiederholt zur Auflehnung des
Volks gegen die Barden
orden,
ja selbst zu teilweiser Vertreibung derselben kam. Die Fertigkeit der
Iren im Harfenspiel zu jener Zeit war allgemein anerkannt.
Nach der
Eroberung
Irlands durch
Heinrich II. begann das Bardentum
zu sinken. Indessen erhielten sich in
größern irischen
Familien, und ihre
Lieder und geschichtlichen
Erinnerungen dienten noch ferner zur
Erhaltung der
Vaterlandsliebe
der
Iren, ein Umstand, welcher mehrfache
Verordnungen der englischen Herrscher gegen die irischen und
Sänger veranlaßte, bis
durch die
Schlacht am
Boyne das Bardentum
vollständig vernichtet wurde. Für den letzten irischen Barden
gilt Turlough O'Carolan (gest. 1738).
Irische Barden
lieder übersetzte
Miß
Brooke in ihren »Reliquies of
Irish poetry« (Dubl.
1789; neue Aufl. von
Seymour, 1816) und Hardiman in
»Irish minstrelsy« (das. 1831, 2 Bde.).
Das bedeutendste dieser Überbleibsel ist die
Ballade von König
Fines
Jagd.
Vgl. Walker, [* 6] Memoirs of the Irish bards (Lond. 1780). -
In ähnlicher
Weise wie in
Wales und
Irland gestaltete sich das Bardentum
in
Schottland; auch hier waren die Barden
erbliche
Diener der
Fürsten und Edelleute. Der
Orden hörte in
Schottland 1748 mit Aufhebung der
Erbgerichtsbarkeit auf; doch hat sich hier noch
später ein gälischer Volksdichter,
Rob.
Mackay (1714-78), berühmt gemacht.
Vgl. Ellissen, Polyglotte der europäischen Poesie, Bd. 1 (Leipz. 1846);
Stephens, Geschichte der welschen Litteratur vom 12. bis 15. Jahrhundert (a. d. Engl. von San Marte, Halle [* 7] 1864);
Walter, Das alte Wales (Bonn [* 8] 1859);
La Villemarqué,
Einleitung zu »Barzaz-Breiz« (Sammlung altbretonischer
Barden
gesänge, 2. Aufl., Par. 1846). -
Den
Germanen war der
Name
Barde völlig unbekannt; die
Annahme deutscher Barden
durch
Klopstock,
Kretschmann,
Denis u. a. ist eine
poetische
Fiktion.
Klopstock benannte ein vorzugsweise religiöses und kriegerisches
Lied, gedichtet in dem fingierten
Charakter
eines Barden
, oder einen Schlachtgesang in dem wildkräftigen
Ton der germanischen Urzeit, ein
Bardiet,
mit Rücksicht auf eine
Stelle in der
»Germania«
[* 9] des
Tacitus, wo einige
Handschriften unrichtig für baritus (»Schlachtgeschrei«)
barditus lesen.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
(irisch bard; kymrisch bardd) nannte sich der Stand der Sänger und Dichter bei den kelt. Stämmen sowohl des Festlandes als auch der brit. Inseln. Ihr ältestes Instrument war, wenigstens auf letzterm Gebiete, die Crotta (irisch crott, kymrisch crwth), eine Art Harfe oder Lyra. [* 10] Seit dem 2. Jahrh. v. Chr. erwähnen die Griechen und Römer gallische Barden, die im Gefolge der Fürsten und Großen deren Ruhm oder Schmählieder auf ihre Feinde sangen. Sie verschwinden mit der Romanisierung der Gallier.
In Wales standen die Barden noch im Mittelalter in voller Blüte [* 11] und hohem Ansehen. Sie bildeten einen festgegliederten Orden, dessen Rechte und Pflichten gesetzlich geregelt und dessen Mitglieder durch besondere Tracht ausgezeichnet waren. Auf allgemeinen oder lokalen Versammlungen, Eisteddfod oder Gorsedd genannt, wurden Gesetze über die Bardendisciplin verfaßt und die ausgelernten Schüler, die sich aus allen Ständen rekrutierten, zu Barden graduiert, auch öffentliche Disputationen und Wettgesänge veranstaltet. Ein erhaltenes Gesetz über Musik und Bardentum wird auf Gruffyth ap Cynan (gest. 1137) zurückgeführt. Es gab wohl verschiedene Stufen und Klassen von Barden, je nachdem sie mehr technisch ausgebildet waren (im Gesang, im Crotta- und Harfenspiel) oder mehr wissenschaftlich, in der Kenntnis der Grammatik und Metrik, der Geschichte und Genealogie, später auch der Heraldik.
Manche angeblich alte Nachrichten und Verordnungen über das Bardentum haben sich als späte Erfindungen herausgestellt. Ihre erhaltenen Dichtungen sind teils christlich-religiösen Inhalts, teils Preislieder auf Fürsten und Helden, Schlachtgesänge, kurze epigrammatische Gedichte, Trinklieder, später auch Minnegesänge. Die Eroberung von Wales durch Eduard I. (1282) gab dem Bardentum einen harten Stoß; doch lebte der Stand noch lange fort, wenn auch in den Rechten beschränkt.
Namentlich seit dem 15. Jahrh. sind zur Hebung [* 12] der sinkenden Dichtkunst mit Einwilligung der engl. Herrscher noch eine Reibe von Eisteddfods abgehalten worden, die letzte 1681 zu Bewpyr-Castle. Im 19. Jahrh. haben patriotische Waliser diese Versammlungen mit Wettgesängen und Preisverteilung erneuert, zuerst 1819; seitdem werden sie unter den alten Namen und mit den alten Formalitäten wiederholt. Eine Sammlung solcher jungen Erzeugnisse gab Williams ab Ithel heraus («Barddas, the Bardo-Druidic system of the isle of Britain», 2 Bde., 1862-74).
In Irland waren die Barden im Mittelalter tief gesunken. Hier hatten sich die Fili, d. h. die Vertreter der gelehrten, auf mehrjährigem Studium beruhenden Dichtkunst, die Historiker und Richter, als besonderer Stand losgelöst; diese blickten mit Verachtung auf die ungebildeten Bänkelsänger hinab, denen allein der Name Barden verblieb. Nach der Eroberung Irlands erließen engl. Fürsten, besonders Heinrich VI., Heinrich VII. und Elisabeth, mehrfach strenge Verordnungen gegen die irischen Sänger, deren Lieder zum Aufstande aufreizten. Die Schlacht am Boynefluß (1690) machte auch diesem Rest altkelt. Lebens ein Ende. Als letzter irischer Barde gilt Turlough O'Carolan (1670-1738).
In Schottland finden sich Barden als erbliche Diener der Fürsten und Adligen bis 1748, wo zugleich mit der Erbgerichtsbarkeit dies Verhältnis verschwand.
Den alten Germanen waren Name und Stand der Barden unbekannt, und wenn Klopstock und seine Anhänger und Nachahmer von Barden der alten Deutschen sprechen, so beruht dies auf einer Verwechselung mit der kelt. Einrichtung. So benannte Klopstock ein vorzugsweise religiöses und kriegerisches Lied in dem fingierten Charakter eines Bardengesangs, oder einen Schlachtgesang in dem wildkräftigen Ton der german. Urzeit Bardiet oder Bardit, verleitet durch eine falsche Lesart in Tacitus' «Germania», Kap. 3, wo einige Handschriften statt des richtigen baritus oder barritus (das Schlachtgeschrei der Germanen) barditus bieten. Die deutschen Dichter, die damals das Bardiet mit Vorliebe pflegten, ahmten meist die empfindsame Weichheit Ossians nach oder arteten in unerquicklichen Wortschwall «ohne Leben ¶
406 und Wahrheit» aus, den schon Lichtenberg, Hölty u. a. verspotteten. Denis und Gerstenberg behandelten es lyrisch (vgl. Ehrmann, Die bardische Lyrik im 18. Jahrh., Halle 1892), Kretschmann episch. –
Vgl. d'Arbois de Jubainville, Introduction à l'étude de la littérature celtique (Par. 1883);
Walter, Das alte Wales (Bonn 1859);
Walker, Memoirs of the Irish bards (Lond. 1786);
Jones, Relics of the Welsh bards (ebd. 1784);
Hardiman, Irish ministrelsy of Bardic remains of Ireland (2 Bde., Dublin [* 14] 1831);
Stephens, Literature of the Kymry (1849, 1876);
O'Curry, On the manners and customs of the ancient Irish, Bd. 2 (Lond. 1873);
Stokes und Windisch, Irische Texte, 3. Serie, Heft 1 (Lpz. 1891).
Inhaltlicher Zusammenhang zu Artikeln, die im Schlüssel (Band 99) unter der gleichen Rubrik aufgeführt sind, maximal 200.
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Barden
Bardiet, s. Barden
Bardit, s. Barden
Barden.
Barden.
Barden.
Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
---|---|---|---|---|
52.408 | Barden | Walter | Das alte Wales | (Bonn 1859) |
52.408 | Barden | Stephens | Literature of the Kymry | (1849, 1876) |
2.366 | Barden | Walter | Das alte Wales | (Bonn 1859) |
52.408 | Barden | de Jubainville | Introduction à l'étude de la littérature celtique | (Par. 1883) |
52.408 | Barden | Walker | Memoirs of the Irish bards | (Lond. 1786) |
52.408 | Barden | Jones | Relics of the Welsh bards | (ebd. 1784) |
2.366 | Barden | Ellissen | Polyglotte der europäischen Poesie, Bd. 1 | (Leipz. 1846) |
2.366 | Barden | Walker | Memoirs of the Irish bards | (Lond. 1780) |
52.408 | Barden | Hardiman | Irish ministrelsy of Bardic remains of Ireland | (2 Bde., Dublin 1831) |
52.408 | Barden | Stokes und Windisch | Irische Texte, 3. Serie, Heft 1 | (Lpz. 1891) |
2.366 | Barden | Stephens | Geschichte der welschen Litteratur vom 12. bis 15. Jahrhundert | (a. d. Engl. von San Marte, Halle 1864) |
2.366 | Barden | "Irish minstrelsy" | (das. 1831, 2 Bde.) | |
2.366 | Barden | Williams' | "As barddoniath Cymraeg" | (Solgelly 1828) |
2.366 | Barden | "Specimens of the ancient Welsh poetry" | (Lond. 1764) | |
54.940 | Denis | "Die Lieder Sineds des Barden" | (Wien 1773) | |
2.366 | Barden | "Four ancient books of Wales" | (Edinb. 1869, 2 Bde.) | |
4.746 | Deutsche Litteratur | "Liedern Sineds des Barden" | K. F. Kretschmann (1738-1809) | |
52.408 | Barden | O'Curry | On the manners and customs of the ancient Irish, Bd. 2 | (Lond. 1873) |
4.746 | Deutsche Litteratur | "Gesang Rhingulfs des Barden" | D. G. Hartmann (Telynhard, 1752-75) | |
2.366 | Barden | La Villemarqué, Einleitung zu | "Barzaz-Breiz" | (Sammlung altbretonischer Bardengesänge, 2. Aufl., Par. 1846) |
4.676 | Denis | "Die Lieder Sineds des Barden, mit Vorbericht und Anmerkungen von Michael D." | (Wien 1773) | |
2.366 | Barden | Williams und Owen herausgegebenen | "Myvyrian archaiology of Wales" | (das. 1801-1807, 3 Bde.; neue Ausg. 1862) |
2.366 | Barden | Irische Bardenlieder übersetzte Miß Brooke in ihren | "Reliquies of Irish poetry" | (Dubl. 1789; neue Aufl. von Seymour, 1816) |
52.408 | Barden | 406 und | Wahrheit" aus, den schon Lichtenberg, Hölty u. a. verspotteten. Denis und Gerstenberg behandelten es lyrisch | (vgl. Ehrmann, Die bardische Lyrik im 18. Jahrh., Halle 1892) |
8.626 | Hogg | Sammlung von Erzählungen und Balladen | Königin Maria Stuart von einheimischen Barden gesungen wurden und seinen Dichterruhm begründeten | (darin die Feengeschichte "Kilmeny" von hoher Schönheit) |
25 Quellen wurden gefunden.