britisch-westind.
Insel, zu den
KleinenAntillen gehörig, deren größte, bevölkertste und wichtigste sie
ist, liegt (s.
Karte
»Westindien«)
[* 2] unter 13° 5' nördl.
Br. und 59° 30' westl. L. v. Gr.
und hat einen Flächengehalt von 430 qkm (7,8 QM.). Der nördliche,
südliche und westliche Teil ist niederes Land, das in
Terrassen gegen O. ansteigt, wo ein Hügelland mit tiefen
Thälern sich
ausbreitet und auch die
Küste steil über das
Meer sich
erhebt. Die größte
Höhe, der
Mount Hillaby, erreicht
jedoch nur 348 m.
Korallenkalk ist das vorherrschende
Gestein; doch der Einblick in den
Bau derInsel, den uns die gehobene Nordostküste
gestattet, legt den
Schluß nahe, daß Barbados auf vulkanischer Grundlage ruht.
Gas- und Petroleumquellen,
Thoneisenstein und
Asphalt und selbst
Steinkohlen kommen hier und da vor. Das
Klima
[* 3] gilt im wesentlichen für gesund, doch sind
Fieber nicht selten, und der Mangel an gutem Trinkwasser ist nicht ohne Einfluß.
Die mittlere
Temperatur beträgt 27,4° C., die jährliche Regenmenge 1470
mm. Während der
Nächte fällt starker
Tau.
Orkane
haben wiederholt die
Insel verwüstet, so namentlich 1780. DieBevölkerung
[* 4] ist 1851-81 von 135,939 aus
171,889
Seelen gestiegen trotz steter
Auswanderungen und der
Cholera, die 1854: 20,000
Menschen wegraffte.
Von den Bewohnern sind 18,000
Weiße, der Rest die Nachkommen der 1835 befreiten Sklaven. Unter den
Weißen sucht man jetzt
vergebens nach den wohlhabenden und gastfreien Pflanzern früherer
Zeiten, an deren
Stelle »kleine Leute«
getreten sind. Bei der
Dichtigkeit der
Bevölkerung fehlt es nicht an billiger Arbeitskraft, so daß Barbados jetzt mehr
Produkte
zur Ausfuhr bringt als je zuvor. Für
Bildung ist in ergiebigerer
Weise gesorgt als auf den meisten andern
InselnWestindiens.
Es bestehen eine
Hochschule
(CodringtonCollege, 1712 gegründet), eine Lateinschule und zahlreiche öffentliche
und Privatschulen.
Von der Oberfläche sind 75 Proz. angebaut, und an Wert überwiegt sämtliche andre
Produkte das
Zuckerrohr. Der Anbau von
Baumwolle,
[* 5]
Kaffee,
Ingwer,
Indigo
[* 6] und
Aloen hat entweder ganz aufgehört, oder wird nur noch in bescheidenem
Umfang betrieben,
während
Getreide
[* 7] und andre Lebensmittel sowie Manufakturwaren der
Insel von außen zugeführt werden.
Die
Viehzucht
[* 8] ist ganz unbedeutend. Die Ausfuhr, die 1830 nur 776,694 Pfd. Sterl.
betrug, stieg im
Durchschnitt von 1879 bis 1883 auf 1,179,910 Pfd. Sterl. (wovon 816,000 auf Rohzucker
kamen).
Die Einfuhr hob sich im selben Zeitraum von 369,120 auf 1,126,400 Pfd. Sterl. Eine
Eisenbahn, 34 km lang, verbindet die Hauptstadt
Bridgetown mit dem Innern der
Insel. Barbados steht unter
Verwaltung
eines von der
Krone ernannten
Gouverneurs, dem gleichzeitig sämtliche
Windward Islands (s. d.) unterstellt sind. Ihm zur Seite
stehen ein gesetzgebender
Rat von 8 und ein Abgeordnetenhaus (assembly) von 24 Mitgliedern. Die Staatseinkünfte beliefen
sich 1882 auf 141,714 Pfd. Sterl. Eine Kolonialschuld besteht nicht.
Barbados wurde vor 1519 von Portugiesen entdeckt und nach einem
Baum, der
Ficus barbata, benannt. Die
Engländer setzten sich 1625 auf
der
Insel fest und haben sich seitdem daselbst behauptet.
Vgl.
Schomburgk, The history of Barbados (Lond. 1848).
oder Barbadoes (spr. -béhdohs), die östlichste der Kleinen Antillen, unter 13°4' nördl. Br. und 59°37'
westl. L. von Greenwich, etwa 150 km außerhalb der geschlossenen Reihe der Inseln über dem Winde gelegen, gehört zu der
äußern flachen, geologisch jungen Zone der Antillen. Tertiäre, an fossilen Radiolarien reiche Mergel
und Kalke mit bituminösen Quellen, ähnlich wie auf Trinidad, sowie quartäre und jüngere Korallenkalke bauen die Insel auf.
Salzquellen und Kohlenlager lignitischer Braunkohlen fehlen nicht. Von Riffen umgeben steigt Barbados terrassenförmig aus dem Meere
auf zu einer Höhe von 250 m, über der sich einzelne Gipfel bis zu 354 m erheben, z. B.
der Hillaby. Das Klima von Barbados ist warm, wird aber durch beträchtlichen Regenfall gemäßigt. Im centralen Hochlande
fällt jährlich 160 cm Regen; der Nordostpassat herrscht drei Vierteljahre hindurch, im vierten kommen Winde
[* 9] aus SW. und NW.
vor. Der Boden ist überaus fruchtbar, in kleine Parzellen geteilt und fast vollständig in Ausnutzung.
Besonders Zuckerrohr gedeiht vortrefflich, ferner Baumwolle, Tabak,
[* 10] Kaffee, Indigo, Arrow-Root, Knollengewächse, wie Batate und
Yams, aber nur wenig Getreide (Mais). Die Volksdichte ist daher groß (455 auf 1 qkm), nämlich (1891) 182306 E. auf 430 qkm;
darunter 10 Proz. Weiße, 25 Proz. Mischlinge, 65 Proz. Neger. Der Wert der Ausfuhr betrug 1892: 926572
Pfd. St., der der Einfuhr nur 469317 Pfd. St., gegen 1067617 Pfd.
St. im Jahre 1891. Die Schuld ist 30000 Pfd. St. Den Einnahmen von 162663 standen Ausgaben von 199130 Pfd. St. gegenüber.
Die 202 Elementarschulen wurden im Durchschnitt von 11765 Kindern besucht. 1891 bestanden 38,4 km Eisenbahnen
auf der Insel. Die feste Hauptstadt Bridgetown an der Bai von Carlisle, auf der Südwestseite der Insel, ist Sitz des Gouvernements
Barbados, eines anglikan. Bischofs, des aus 12 von der Krone ernannten Mitgliedern bestehenden Rats und der von
den Grundeigentümern erwählten General-Assembly, hat Pferdebahn und (1891) 21001 E. Nördlicher liegt Speightstown mit 1500 E.,
zwei Kastellen und Reede; auf der Ostküste Codrington College, das wichtigste Erziehungsinstitut Westindiens.
Auch befinden sich auf Barbados vier Stationen der Brüdergemeine. (S. Karte: Antillen.) Zum erstenmal wird Barbados 1518 erwähnt und während
des 17. Jahrh. von Portugiesen besucht und benannt, die erste regelmäßige Ansiedelung erfolgte erst 1625 durch
engl. Abenteurer unter Sanktion eines von Jakob I. an den Herzog von Marlborough ausgestellten Patents. Nach Jakobs I. Tode gelang
es dem Herzoge von Carlisle, an den Marlborough die Insel 1627 verkauft hatte, von Karl I. ein Patent auf alle
Antillen zu erhalten. Am wurden die Inseln für die brit. Krone in Besitz genommen durch eine Kapitulation, die alle
Gesetze und Freiheiten der Bewohner bestätigte. Seit der Thronbesteigung Karls II., welcher den Antillen eine Charte gewährte,
zugleich aber eine erst 1838 aufgehobene drückende Abgabe auf die Ausfuhr legte, begann auf Barbados eine endlose
Reihe
¶
mehr
innerer Kämpfe zwischen den Gouverneuren und der Assembly. Hierzu gesellten sich große Verwüstungen durch Orkane, wie 1675 und
1694, und das Gelbe Fieber (1692), wodurch der Wohlstand der Kolonie schwer geschädigt wurde. Doch trugen diese Gefahren und
Beschwerden auch viel dazu bei, die Volkseigentümlichkeit zu entwickeln und eine kräftigere Partei
gegen die Regierung herzustellen als in irgend einer andern brit. Kolonie. Seit dem 18. Jahrh, nahm im allgemeinen die Bedeutung
der Kolonie in hohem Grade zu, wenn auch wiederholte Orkane (namentlich 1780 und 1781), Erdbeben
[* 12] und Sklavenaufstände sie heimsuchten
und die plötzliche Freilassung der Sklaven (1834) einen zeitweiligen Rückgang verursachte.
Vgl. Schomburgk, The history of Barbados (Lond. 1848);