Bambergers praktisch-medizinische Werke sind
von hervorragender Bedeutung durch die außerordentlich großen klinischen
Erfahrungen des Verfassers.
2)
Ludwig, deutscher Nationalökonom, geb. zu
Mainz,
[* 5] studierte 1842-45 in
Gießen,
[* 6]Heidelberg
[* 7] und
Göttingen
[* 8]
Jurisprudenz, arbeitete zwei Jahre lang an den
Gerichten seiner Vaterstadt, nahm 1848 an den politischen
Bewegungen
daselbst lebhaften
Anteil und trat 1849 in die
Reihen der Freischärler in der
Pfalz. Das Mißlingen der
Erhebung, welche er in
seiner
Schrift »Erlebnisse aus der pfälzischen
Erhebung« (Frankf. 1849) schilderte, zwang ihn zur
Flucht.
Er lebte nacheinander in der
Schweiz,
[* 9] in
England,
Belgien,
[* 10]
Holland, meist in kaufmännischen
Stellungen, seit 1853 in
Paris
[* 11] als
Leiter des großen Bankhauses von Bischoffsheim u.
Goldschmidt. 1859 nahm er seine publizistische Thätigkeit wieder auf und
kehrte 1866 infolge der nach Beendigung des deutschen
Kriegs erlassenenAmnestie in seine Vaterstadt zurück,
die ihn 1868 in das
Zollparlament und dann in den
Reichstag wählte, in welchem er sich der nationalliberalen
Partei anschloß
und seine freihändlerischen Prinzipien mit großer rednerischer Gewandtheit zur Geltung brachte.
Friedrich, Maler, geb. in Würzburg, studierte seit 1828 auf der Berliner
[* 14] Kunstakademie, 1831 in
Cassel unter Primavesi, dann in München
[* 15] bei K. Rottmann und siedelte 1835 nach Frankfurt
[* 16] a. M. über. Von hier aus
machte er 1851, 1858 und 1863 Reisen nach Spanien,
[* 17] ließ sich dann in München nieder und verwertete die reichen Studien zu trefflichen
span. Landschaften, die umso mehr die Aufmerksamkeit auf sich zogen, als Bamberger der erste deutsche Maler war, der die Pyrenäische
Halbinsel bereiste. Das bedeutendste seiner Gemälde, das Panorama von Gibraltar
[* 18] (1832), befindet sich
in der GalerieSchack zu München, andere ebendort und in der NeuenPinakothek. Bamberger starb zu Neuenhain im Taunus.
Heinr. Von, Mediziner, geb. zu Zwonarka bei Prag, studierte Medizin in Prag und Wien, trat dann in
den Dienst des AllgemeinenKrankenhauses zu Prag und war seit 1850 klinischer Assistent Oppolzers in Wien,
bis er 1854 als Professor der mediz. Klinik und Oberarzt des Juliushospitals nach Würzburg ging. Nach dem Tode Oppolzers wurde
Bamberger im Frühjahr 1872 Direktor der mediz. Klinik in Wien; er starb daselbst Er schrieb: «Krankheiten
des chylopoetischen Systems» (2. Aufl., Erlangen
[* 19] 1864, Abteil. 1 des 6. Bds.
von Virchows «Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie» bildend),
Ludwig, liberaler Parlamentarier, polit. und volkswirtschaftlicher Schriftsteller, geb.
zu Mainz studierte 1812-45 zu Gießen, Heidelberg und Göttingen die Rechte und arbeitete dann 2 Jahre bei den
Mainzer Gerichten. Als Redacteur der «Mainzer Zeitung» in die Bewegung von 1848 verwickelt, nahm er 1849 an dem Aufstand in der
Bayrischen Pfalz und in Baden
[* 20] teil. Zum Tode verurteilt, floh er in die Schweiz, ging dann nach
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mehr
351 England, Belgien und Holland und von hier nach Paris, wo er 1853–66 die Geschäfte eines großen Bankhauses leitete. Nach
der Amnestie von 1866 kehrte er nach Mainz zurück, wo er 1868 ins Deutsche
[* 22] Zollparlament, 1871 in den Reichstag gewählt wurde.
Im Deutsch-FranzösischenKrieg war er im Hauptquartier publizistisch thätig. Seit 1873 vertrat Bamberger im
Reichstage, wo er bis 1880 der nationalliberalen Partei angehörte, den Wahlkreis Alzey-Bingen und übte auf die finanzielle
und Volkswirtschaftliche Gesetzgebung vielfach entscheidenden Einfluß aus, namentlich verteidigte er die Goldwährung gegen
die Bimetallisten mit Sachkenntnis.
Ein eifriger Vorkämpfer der Freihandelspartei, Begründer und Vorsitzender des Vereins zur Förderung der
Handelsfreiheit, bekämpfte er lebhaft den Kathedersocialismus und seit 1879 die Zoll- und Wirtschaftspolitik Bismarcks. Infolgedessen
schied er aus der nationalliberalen Partei aus und bildete mit einer Anzahl Gesinnungsgenossen die sog.
secessionistische Gruppe (später liberale Vereinigung). Zur Begründung dieses Schrittes veröffentlichte er anonym die Schrift
«Die Secession» (1. bis 4. Aufl., Berl. 1881).
Mit dem Übergang der Recession in die deutschfreisinnige Partei wurde Bamberger 1884 deren Mitglied und bekämpfte seitdem besonders
heftig das Eintreten des Reichs in die Kolonialpolitik.
Bei der Spaltung der deutschfreisinnigen Partei 1893 schloß er sich der freisinnigen Vereinigung au, bewarb sich aber bei
der Reichstagsneuwahl nicht wieder um ein Mandat. Er schrieb: «Die Flitterwochen der Preßfreiheit» (Mainz
1848),
«Erlebnisse aus der pfälz. Erhebung» (Frankf. a. M. 1849),
«Zum Jahrestag der Entlassung Bismarcks» (ebd. 1891),
«Die Stichworte der Silberleute
besprochen» (1. bis 4. Aufl., ebd. 1893). Von seinen «Gesammelten
Schriften» erschien zuerst Bd. 2: «Charakteristiken»
(Berl. 1894).