Balinesische Sprache
5 Wörter, 45 Zeichen
Balinesische
Sprache und Litteratur. Die javanische Sprache
, welche von der Bevölkerung
[* 4] Mittel- und Ostjavas (im Westen
der Insel spricht man sundanesisch), d. h. von etwa 14 Mill. Menschen, gesprochen wird, ist ein Zweig des malaiisch-polynesischen
Sprachstammes. Sie ist die Tochter der altjavanischen oder sogen. Kawisprache
, deren Denkmäler sich von ungefähr 800 bis 1400 n. Chr.
verfolgen lassen. Wie das Kawi, das Malaiische und überhaupt alle gebildeten Sprachen der indischen Inselwelt, enthält auch
das Javanische eine beträchtliche Menge Lehnwörter aus dem Sanskrit, ohne daß der grammatische Bau der Sprache dadurch berührt
worden ist.
In der Umgangssprache
ist der Unterschied zwischen der vertraulichen und der höflichen Rede ungemein
scharf ausgeprägt. Die höfliche Rede, welche auch die der schlichten, erzählenden Prosa ist, nennt man Krama (»höflich«),
die vertrauliche aber Ngoko (»duzende Rede«). Krama und Ngoko, zwischen welchen noch eine gemachte oder mittlere Rede (Madya) steht, unterscheiden sich erstlich durch besondere Fürwörter, weiter dadurch, daß eine Menge andrer Wörter und Endungen im Krama verpönt sind und deshalb durch Synonyme ersetzt werden. Dem poetischen Stil ist eine freiere Wahl gestattet, wenigstens in den beschreibenden und erzählenden Partien. Die javanische Schrift hat sich regelmäßig entwickelt aus der alten Kawischrift, welche ihrerseits große Ähnlichkeit [* 5] zeigt mit den Schriftgattungen, die uns im 5. bis 8. Jahrh. unsrer Zeitrechnung in Indien begegnen. Die anerkannt beste Grammatik des Javanischen ist J. ^[Taco - ?] Roordas »Javaansche grammatika« (Amsterd. 1855),
in kürzerer Fassung desselben »Beknopte javaansche grammatika« (das. 1874). Eine »Grammaire javanaise« schrieb Favre (Par. 1866),
der auch ein »Dictionnaire javanais-français« (Wien [* 6] 1870) veröffentlichte. Schon früher war ein »Javanisch-niederländisches Wörterbuch« von Gericke (Amsterd. 1847) erschienen; als eine vermehrte und verbesserte Ausgabe desselben ist zu betrachten das »Javanisch-niederländische Handwörterbuch« von J. ^[Taco - ?] Roorda (nach dessen Tod zu Ende geführt von Vreede, das. 1875; 2. Aufl. 1883 ff.); einen wertvollen Nachtrag zu letzterm lieferte Janß (2. Aufl., Samarang 1883).
Die javanische Litteratur ist reich an Werken verschiedenen Inhalts. Ein Teil der geschätztesten Gedichte besteht aus Übersetzungen aus der ältern Sprache, dem Kawi. Dazu gehören das »Brata-yuda« (im Kawi: Bharata-yuddha: in Text und niederländischer Übersetzung herausgegeben von Cohen Stuart, Batav. 1860);
der »Ardjuna-Sasrabahu« (hrsg. von Palmer van den Broek, das. 1872);
der »Wiwaha« (hrsg. von Gericke, das. 1849; einen andern Text des »Wiwaha«, der sich an den ursprünglichen altjavanischen »Ardjuna-Wiwaha« enger ¶
anschließt, edierte P. van den Broek, das. 1868). Eine Prosa-Umarbeitung des kawischen »Râmâyana« unter dem Titel: »Rama« sowie auch des »Ardjuna-Sasra« und des »Brata-yuda« lieferte Winter (Amsterd. 1845). Angeblich aus dem Kawi entlehnt ist »Manik-Maya«, ein Gedicht kosmogonischen und mythologischen Inhalts (hrsg. von de Hollander, Batav. 1852). Unter den ursprünglich javanischen Werken sind hervorzuheben die »Babads«, umfangreiche Chroniken, die meist in gebundener Rede abgefaßt sind.
Bis jetzt sind nur einzelne im Druck erschienen, nämlich: »Babad Padjadjaran«, »Babad Demak«, »Babad Padjang«, »Babad Mataram« (Surakarta 1870-75) und »Babad tanah Djawi«, in Prosa (hrsg. von Meinsma, Haag [* 8] 1874). Werke, die zu der Gattung historischer Romane gerechnet werden können, sind: »Damar Wulan« (Samarang 1873; in einem Prosaauszug von Winter, Batav. 1857);
ferner der legendenartige »Adji-Saka« (in prosaischer, kürzerer Fassung hrsg. von Gaal und J. ^[Taco - ?] Roorda, Amsterd. 1844);
»Geschichte des Angling-Darma« (hrsg. von Winter, Batav. 1853).
Eine Art historischen Romans auf der Grundlage muselmanischer Überlieferung ist die in Prosa abgefaßte Geschichte von Moses und König Pharao, der »Radja Pirangon« (hrsg. von J. Roorda, Haag 1844). Mit der dramatischen Litteratur hat es eine eigne Bewandtnis. Der Stoff der theatralischen Aufführungen (Wayang), die verschiedener Art sind, bald den sogen. chinesischen Schattenspielen gleichen, bald Maskenspiele, seltener wirkliche Schauspiele sind, ist alten epischen Dichtungen, indischen und einheimischen, entlehnt.
Die äußerst zahlreichen Texte zu diesen Wayang leben größtenteils nur im Gedächtnis derer, die sie vortragen und darstellen (dalang), fort. Von den schriftlich aufgezeichneten sind herausgegeben: der Wayang »Pregiwa« (von Willens, Batav. 1846);
»Palasara« und »Pandu« (beide von Roorda, Haag 1869);
die Texte der sechs Schauspiele aus dem Wayang »Purwa« (hrsg. von te Mechelen u. Wreede in den »Verhandelingen van het Batav. Genootschap«, Teil 43 u. 44);
»Abiasa« (hrsg. von Humme, Haag 1878).
Fast ebenso beliebt wie der Waygang ^[richtig: Wayang] ist bei den Javanern die Tierfabel; zu dieser letzten Gattung gehört das witzige Gedicht von dem »Kantjil« (hrsg. von P. van den Broek, Haag 1878). Noch größer ist die Zahl von aufgeschriebenen verkürzten Darstellungen der Stoffe jener Wayang in erzählender Form, von denen auch mehrere gedruckt sind, unter andern die Geschichte des »Raden Pandji« (hrsg. von Roorda, Haag 1869) und »Drie-en-twintig schetsen van Wayangstukken (Lakons)« (hrsg. von te Mechelen, Batav. 1879). Unter den javanischen Geistesprodukten der neuesten Zeit ist rühmlich hervorzuheben die Reisebeschreibung von Purwa Lelana (»Lampahlampahannipun Raden Mas Arya Purwa Lelana«, Batav. 1865). Von den einheimischen Gesetzbüchern (Angger) sind mehrere von Roorda (Amsterd. 1844) und Keyser (Haag 1853) herausgegeben worden. Viel Verdienst um das Studium der javanischen Sprache und Litteratur haben sich in Java selbst Winter, Wilkens und te Mechelen erworben; in Europa [* 9] wird dasselbe besonders in Holland betrieben. Als Hauptforscher sind zu nennen T. Roorda, A. B. Cohen Stuart, de Hollander Meinsma, P. van den Broek; außerdem der Franzose Favre, der Deutsche [* 10] Rost.