Titel
Baillie
(spr. behli), 1) Matthew, Arzt und Anatom, geb. zu Shotts in der schottischen Grafschaft Lanark als Sohn eines schottischen Geistlichen, Neffe und Schüler der berühmten Anatomen John und William Hunter, studierte in London [* 2] Medizin und ward schon in seinem 20. Jahr Demonstrator der Anatomie. Er eröffnete seit 1785 mit Cruikshank den ersten anatomischen Kursus, ward 1787 Arzt am St. George-Hospital und starb Von seinen Schriften nennen wir: »The morbid human anatomy of some of the most important parts of the human body« (Lond. 1793, neue Aufl. 1833; deutsch von Sömmerring, 2. Aufl., Berl. 1820);
»A series of engravings accompanied with explanations which are intended to illustrate the morbid anatomy of the human body« (Lond. 1799-1812, 10 Hefte);
»Lectures and observations on medicine« (das. 1825; deutsch, Leipz. 1827).
Seine kleinern Schriften gab Wardrop heraus (Lond. 1825, 2 Bde.).
2) Joanna, engl. Dichterin, geb. 1762 zu Bothwell bei Glasgow, [* 3] Schwester des vorigen, widmete sich mit Erfolg der dramatischen Dichtung. Ihr erstes Werk: »A series of plays, in which it is attempted to delineate the stronger passions of the mind« (Lond. 1798), war mehr eine Reihenfolge psychologischer und moralisierender Dialoge als wirklicher Dramen;
doch fanden die schöne, etwas altertümelnde Sprache [* 4] und der Adel der Weltanschauung solchen Beifall, daß das Werk 1802 und 1812 durch einen 2. und 3. Band [* 5] fortgesetzt wurde.
Daneben erschienen: »Miscellaneous plays« (Lond. 1804) und später »Dramas« (1836, 3 Bde.). Die Tragödie »The family legend« (1810) entlehnte ihren Stoff den schottischen Hochlanden und erfreute sich der Empfehlung W. Scotts, zu dem die Dichterin seit 1806 in näherer Beziehung stand. Doch fehlte es ihren Dramen an nachhaltigem Beifall. Außer ihnen veröffentlichte sie: »Metrical legends of exalted characters« (1821),
»Poetic miscellanies« (1823, mit Beiträgen von W. Scott, Felicia Hemans u. a.) und in hohem Alter die durch frischen Humor und lebendige Einfachheit ausgezeichneten lyrischen »Fugitive verses« (1840);
außerdem das apologetisch-christologische »View of the general tenor of the New Testament« (1831).
Den größten Teil ¶
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ihres spätern Lebens verbrachte sie in Zurückgezogenheit zu Hampstead bei London, unermüdlich wohlthätig gegen die Armen, denen sie »Lady Bountiful« hieß. Kurz nach dem Erscheinen ihrer gesammelten »Dramatic and poetical works« (Lond. 1851) starb sie
Vgl. Druskowitz, Drei englische Dichterinnen (Berl. 1884).