Badajoz
(spr. wadachóds), span. Provinz, südliche Hälfte der Landschaft Estremadura, grenzt im N. an die Provinzen Caceres und Toledo, [* 2] im O. an Ciudad Real und Cordova, im S. an Sevilla [* 3] und Huelva, im W. an. Portugal [* 4] und hat, die größte Provinz Spaniens, ein Areal von 22,500 qkm (408,6 QM.). Das Land enthält zahlreiche Höhenzüge von geringer Erhebung, welche im S. von der Sierra Morena, im N. von der durch die Sierras de Guadalupe, de San Pedro etc. gebildeten Kette auslaufen, viele Thäler, aber keine großen Ackerflächen.
Der Hauptfluß ist der Guadiana, dessen mittlerer Lauf in diese Provinz fällt, mit den Zuflüssen des Zujar, Matachel, Ardila u. a. Das Klima [* 5] ist sehr heiß und regenarm; die Gewässer sind meist seicht und trocknen im Sommer fast ganz aus. Die Bevölkerung [* 6] umfaßt (1883) 446,966 Bewohner, demnach nur 20 auf 1 qkm. Den Hauptnahrungszweig bildet die Viehzucht, [* 7] namentlich die Zucht von Schafen, dann von Pferden, Mauleseln und Schweinen. Mehr als ein Drittel der produktiven Bodenfläche wird auch jetzt noch als Weideland benutzt, obwohl das Weiderecht der wandernden Schafherden, welche gerade in dieser Provinz früher ihr Winterquartier aufzuschlagen pflegten, aufgehoben ist.
Der Grund und Boden ist großenteils im Besitz weniger, außerhalb des Landes wohnender Adelsgeschlechter; die ärmlichen Bewohner sind der Mehrzahl nach nur Pachter, welche die hohe Pacht schwer aufbringen. Der Bildungsstand des an sich nicht unbegabten Volks ist daher auch ein niedriger. Wichtige Produkte sind außer lebendem Vieh Schafwolle, Schinken und Korkwaren. Die zahlreichen Erzlager der Provinz (namentlich an Bleiglanz, Kupfer [* 8] etc.) werden bisher wenig abgebaut; die Industrie ist nicht nennenswert. Die Provinz wird von der Madrid-Lissaboner Eisenbahn durchzogen, von welcher ein Flügel südlich gegen Sevilla, bez. Huelva führt (noch nicht ausgebaut). Die Provinz umfaßt 15 Gerichtsbezirke (darunter Albuquerque, Don Benito, Fregenal, Fuente de Cantos, Jeres de los Caballeros, Llerena, Merida, Olivenza, Segura, Villanueva, Zafra).
Die gleichnamige Hauptstadt, links am
Guadiana, über den eine alte
Steinbrücke von 28
Bogen
[* 9] führt, und an der
Eisenbahn von
Madrid
[* 10] nach
Lissabon
[* 11] in einförmiger Getreideebene gelegen, besteht aus
Ober- und Unterstadt, ist die wichtigste Grenzfestung
gegen
Portugal und besitzt außer dem
Wall mit
Bastionen einen starken
Brückenkopf und drei
Forts. Die Stadt
hat eine festungsartig gebaute
Kathedrale, welche bei Belagerungen als Zufluchtsort diente, mit großer
Orgel. Sehenswert waren
sonst das
Arsenal und die
Rüstkammer (la marstranza). Badajoz
zählt (1884) 22,393 Einw.,
welche bedeutende
Viehzucht und Fabrikation von
Hüten,
Leder und
Fayence
[* 12] betreiben. Es ist Sitz des
Generalkapitäns
von
Estremadura, eines
Gouverneurs und eines
Bischofs sowie eines deutschen
Konsuls. Die Stadt ist Geburtsort des Malers
Morales
und des
Friedensfürsten
Godoy. -
In den
Zeiten der
Römer
[* 13] hieß Badajoz
Pax Augusta, bei den
Mauren Bax Augos, woraus Badajoz
entstanden
ist, bei
Abulfeda Bathaljus.
Unter den
Mauren war Badajoz
seit 1030 Hauptort eines besondern
Königreichs, das 1168 von
Alfons I. von
Portugal erobert, 1235 aber
durch
Alfons IX. von
Kastilien den
Mauren für immer entrissen ward und seitdem das
Schicksal
Andalusiens teilte. In der
Kriegsgeschichte
der Folgezeit wird die Stadt häufig erwähnt. Sie wurde 1660 von den Portugiesen und 1705 von den Alliierten
vergeblich belagert. Am wurde zu Badajoz
der
Friede zwischen
Spanien und
Portugal geschlossen, durch welchen der sogen.
Pomeranzenkrieg beendet wurde und
Portugal
Olivenza an
Spanien abtrat. Im
Februar 1811 kam es in der
Nähe zwischen
den
Franzosen unter
Soult und den Spaniern unter Mendizabal zur
Schlacht, infolge deren Badajoz
von den
Franzosen unter
Philippon genommen ward. Die
Engländer belagerten die Stadt lange vergeblich; erst gelang es
Wellington nach wochenlanger
Beschießung, den Platz zu stürmen und den
Gouverneur
Philippon nebst der 4000 Mann starken
Garnison zu
Gefangenen zu machen. Über 3000
Tote und 7000 Verwundete kostete den Briten diese Belagerung. Die
Eroberung von Badajoz
sicherte
ihnen den
Besitz
Portugals.