Bovernier
(Kt. Wallis,
Bez. Martigny).
621 m. Gem. und Pfarrdorf, an der Strasse
Martigny-Sembrancher, am linken Ufer der
Dranse, 7 km s.
Martigny. Postbureau; Postwagen
Martigny-Orsières-Bourg
Saint-Pierre und
Martigny-Châble. Gemeinde, die
Weiler
Bémont und Les
Vallettes inbegriffen: 93
Häuser, 521 kathol. Ew.; Dorf: 43
Häuser, 262 Ew. Wein- und Kartoffelbau.
Bauholz
für Zimmerleute und Schreiner. Ausbeute von zahlreichen erratischen Granitblöcken des ehemaligen
Arpettes-Champex-Gletschers.
Der stürmische
Wildbach Durnand trennt Bovernier
von
Martigny-Combe. Der Name des Dorfes wurde früher häufig
Bourg-Vernier
geschrieben, was als Abkürzung von
Bourg-des-Vernes = «Erlenburg» gilt. Das am Fusse der Felswände des
Catogne stehende armselige Dorf ist zwischen diesen und der nach N. fliessenden
Dranse eingeengt und «von himmelhohen
Felsen
eingeschlossen». ^[Note:] Seit der verderblichen Feuersbrunst von 1899, die ungefähr einen Drittel der Gebäulichkeiten
zerstörte, ziehen es viele Bewohner vor, die dunkle
Schlucht zu verlassen und sich weiter gegen SW. anzusiedeln, wo
ihren hier vom Flusse entfernter gelegenen
Häusern mehr Raum und grössere Sicherheit gegeben sind. Bei Anlass des verderblichen
Ausbruches des Giétrozgletschers im Jahre 1818 ging die mit den Trümmern der mitgerissenen Gebäulichkeiten etc. beladene
Dranse unschädlich an Bovernier
vorüber, obwohl ihr Wasserstand bis zur
Höhe der Dachfirste des Dorfes stieg.
Er erklärt sich dies aus der Geschwindigkeit des abfliessenden Wasserschwalles und besonders auch aus dem Umstand, dass
ein oberhalb des Dorfes vorspringender Felssporn die Verderben drohende Masse an den Hang des
Mont Chemin hinüber ablenkte.
Im April 1901 löste sich ein unter dem
Plateau von
Chemin durchziehendes verwittertes Felsband plötzlich
ab und füllte die tiefe
Schlucht der
Dranse unterhalb des Weilers Les
Vallettes zum Teil auf, so dass der kurze Zeit gestaute
Fluss oberhalb der Sturzmasse einen tiefen, 500 m weit nach oben reichenden
See bildete, der die niedrig gelegenen Weinberge
des N.-Hanges
unter Wasser setzte. Die Gerichtshoheit über Bovernier
stand bis 1582 den Edeln Grossi
du
Châtelard von Valdigne in der Diöcese Aosta zu. Nachher gehörte das Dorf, trotzdem es im
Val d'Entremont liegt, zur
Herrschaft
Martigny und wurde erst Ende des 18. Jahrhunderts zur selbständigen kirchlichen und politischen Gemeinde. Die Kirche
ist
St. Theodul, dem ersten
Bischofe des Landes, geweiht.