(spr. budri), Stadt im schweizer Kanton Neuenburg,
auf dem Delta, welches sich die aus dem Val de Travers heraustretende
Areuse an ihrer Mündung in den Neuenburger See angelegt hat, Station der Bahnlinie Neuchâtel-Yverdun-Lausanne, mit (1880) 1668 Einw.;
Geburtsort Marats. In der Umgegend, besonders in Cortaillod, zieht man einen vortrefflichen Rotwein.
Bei dem benachbarten Weiler
Troisrod befindet sich eine umfangreiche Stalaktitenhöhle.
Bezirk des Kantons Neuenburg.
Fläche: 10526 ha. Bezirkshauptort: Boudry. 15 Gemeinden: Auvernier, Bevaix, Bôle, Boudry, Brot-Dessous,
Colombier, Corcelles-Cormondrèche, Cortaillod, Fresens, Gorgier, Montalchez, Peseux, Rochefort, St. Aubin-Sauges, Vaumarcus-Vernéaz. 1981 Häuser, 14481 Ew.
in 3231 Haushaltungen, 13340 Reformierte, 1077 Katholiken; 12320 Ew. französischer, 1855 deutscher und 298 italienischer
Zunge; 7211 Neuenburger, 6350 übrige Schweizer und 920 Ausländer.
Der von der Areuse in zwei nahezu gleiche Hälften geteilte Bezirk grenzt im NW. an die erste Jurakette (Creux du Van-Tourne-Mont
Racine), im N. an die Höhen von Montmollin, im SO. an den Neuenburgersee. Der reich bebaute Landstrich
längs dem Seeufer heisst «Le Vignoble» und, in seinem westl. Teile, La Béroche. Haupterwerbsquellen der Bewohner sind Acker-
u. Weinbau, sowie Holzhandel (prachtvolle Tannen- und Buchenwälder). Gut bebaute Aecker und schöne Baumgärten umgeben die
Dörfer, zahlreich sind Obst- und Nussbäume. In der Béroche wird Kirschwasser gebrannt; in Colombier, Corcelles
und Vaumarcus blühender Gartenbau. Der Boden des Bezirkes verteilt sich auf:
ha
Gärten und Baumgärten
307
Reben
693
Aecker und Wiesen
4027
Waldungen
4592
Weiden
336
Oedland
571
:
10526
Zahlreiche Steinbrüche auf gelbe (Néocomien) und graue (oberster Jura) Kalke, ebenso Kiesgruben (groisières
genannt) in Glacialablagerungen; in Boudry und Bevaix Töpfererde. Die Viehstatistik weist folgende Zahlen auf:
1876
1886
1896
1901
Hornvieh
2250
2256
2486
2291
Pferde
283
299
399
383
Schweine
745
730
1600
1417
Ziegen
705
580
785
622
Schafe
558
302
154
175
Bienenstöcke
1704
1500
1218
1319
Erwähnenswert ist noch der Forellenfang in der Areuse und der Fang des Balchen (Coregonus Schinzii) und Pfaerrit (Coregonus
exiguus) in Auvernier und Cortaillod. An der Mündung der Areuse kantonale Fischzuchtanstalt.
Was die industrielle Thätigkeit anbetrifft, so ist die Uhrenmacherei beinahe im ganzen Bezirk eingebürgert,
besonders in St. Aubin, Corcelles, Peseux und - ganz wichtig - in Colombier. Sie ist noch in stetem Aufschwung begriffen. Im
Blühen ist auch die Fabrikation von elektrischen Kabeln in Cortaillod, deren Fabrikate in alle Weltteile gehen. Boudry hat
eine grosse Strohhutfabrik und drei Elektrizitätswerke, die Kraft und Licht an Neuenburg,
La Chaux-de-Fonds, Boudry
und das Val-de-Travers abgeben.
Freies Lehrerseminar in Peseux, Sekundarschulen in Colombier, St. Aubin und Grandchamp (diese für Boudry und Cortaillod gemeinsam)
und zahlreiche Pensionate. In Boudry und Colombier Museen. Kantonale Weinbauschule in Auvernier, kantonales Asil für Unheilbare
in Perreux, kantonale Trinkerheilanstalt in Pontareuse, Waisenhäuser in Belmont und Grandchamp, Altersasil
der La Côte und Korrektionsanstalt Le Devens. Colombier ist eidgenössischer Waffenplatz für die zweite Armeedivision und
hat eine Kaserne mit Zeughaus. Zeitung in Colombier. Vier Eisenbahnlinien dienen dem Verkehr im Bezirk; alle gehen von Neuenburg
aus und
zwar nach La Chaux-de-Fonds, Pontarlier, Lausanne und Cortaillod-Boudry.
In historischer Beziehung datiert der Bezirk Boudry als solcher aus dem Jahre 1848; er entstand aus der
Vereinigung des Gerichtes (châtellenie) Boudry, der Baronien
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Gorgier und Vaumarcus, der Herrschaft (seigneurie) Colombier und der Gemeinden (mairies) Rochefort, Bevaix, Cortaillod und La Côte,
welch' letztere Auvernier, Corcelles, Cormondrèche und Peseux umfasste.
(Kt. Neuenburg,
Bez. Boudry). 447 m. Gem. u. kleine Stadt, an der Areuse, 8 km sw. Neuenburg,
an der Strasse Neuenburg-Yverdon u. 3 km
vom See. Bezirks-Hauptort. Station der Linie Neuenburg-Lausanne 1 km n. Boudry und des 1892 eröffneten «Régional»
Neuenburg-Cortaillod-Boudry unterhalb der Stadt. Gemeinde, die Weiler u. Häusergruppen Areuse, Champ du Moulin-dessous, Grandchamp,
La Fabrique, Les Iles u. Troisrods inbegriffen: 2174 Ew., wovon 1972 Reformierte und 202 Katholiken;
Boudry ist Sitz der Bezirksbehörden, des Bezirksgerichtes und eines Friedensrichters. Schönes 1897 erbautes
Primarschulhaus, daneben ein 1874 gegründetes kleines Museum mit interessanter Pfahlbautensammlung. Seit 1898 ist die Stadt
elektrisch beleuchtet; Elektrizitätswerk am Fusse der Montagne de Boudry. Boudry ist ein vorwiegend Landwirtschaft treibendes
Städtchen, dessen Bevölkerung sich besonders die Pflege der schönen Rebberge angelegen sein lässt,
die auf den Gehängen über der Areuse liegen und einen ausgezeichneten Rotwein liefern. In Bezug auf industrielle Thätigkeit
sind zu nennen: eine Brauerei, Säge, eine Halbleinwand- und Wolltuchfabrik und eine bedeutende Strohhutfabrik.
Die
Umgebungen der kleinen Stadt weisen Manches von Interesse auf. Eine Viertelstunde oberhalb der schöne
Eisenbahnviadukt, 1858 ganz aus Stein erbaut, 200 m lang mit 11 Bogen, deren höchster 45 m hat. Oberhalb der Eisenbahnbrücke
öffnen sich die malerischen Schluchten der Areuse, in denen drei Elektrizitätswerke errichtet worden sind. Auf Gemeindegebiet
liegen auch die Weiler Troisrods, La Fabrique und Les Iles, sowie mehrere gemeinnützige Institute wie das
Altersasil Pontareuse, das der Stadt Neuenburg gehörige Waisenhaus Belmont, und das kantonale Asil für Unheilbare zu Perreux.
Vor diesem letztern liegt der sog. «Exercierplatz», auf dem 1807 General
Oudinot eine Nachbildung der Schlacht von Austerlitz in Szene setzte.
Boudry muss um das Ende des 12. Jahrhunderts gegründet worden sein; sofort machte es dem alten, mehr
n. an der verlassenen Strasse der Vy de l'Etraz gelegenen und heute verschwundenen Städtchen Pontareuse scharfe Konkurrenz,
indem es vom Grafen Ludwig v. Neuenburg
befestigt und seiner 1343 eingerichteten Bürgerwehr der Schutz der Areuse-Brücke
übertragen wurde. Die Ringmauer der alten Stadt verrät sich heute noch deutlich in der Anordnung der Häuser längs der
Hochufer der Areuse und des Ruz des Sagnes. Eine kleine Burg mit mächtigem Rundturm, der heute als Gefängnis dient, sowie
der ebenfalls noch stehende Turm Marfaux vervollständigten die Befestigung. Grosse Ereignisse weist Boudrys
geschichtliche Entwicklung
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kaum auf: 1532 wird die Reformation eingeführt und 1647 eine eigene Kirche (zum Ersatz derjenigen von Pontareuse) erbaut.
Von Mitte des 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts brachte die blühende Buntleinwandweberei dem Städtchen vielen Verdienst.
In Boudry wurde am als Sohn eines sardinischen Flüchtlings der von Charlotte Cordau 1793 ermordete
französische Volkstribun Jean Paul Mara oder Marat geboren, dessen Wohnhaus hier heute noch gezeigt wird.
(Montagne de) (Kt. Neuenburg,
Bez. Boudry). 1391 m. Bergstock, in der höchsten Kette des centralen Jura, die auch Chasseral
und Chasseron trägt. Er liegt zwischen der Areuse im N. und O., dem Neuenburgersee im S. und der kleinen
Combe de Lagua im W. Sein höchster Punkt ist das Signal du Lessy. Sehr beliebtes Ausflugsziel, 2½ Stunden von Noiraigue. Die
Montagne de Boudry ist ein gutes Beispiel eines asymmetrischen Berges mit sanftem Gehänge nach S. und Steilabfall nach N.,
wo eine 200 m hohe Felswand den Grat auf seiner grössern Hälfte begleitet.
Diese Form hat sich aus der Verwitterung und Abwaschung des Scheitels einer nach NO. überliegenden Antiklinale ergeben,
die noch durch eine das Sequan oder Kimmeridge mit dem Neocom in Kontakt bringende Verwerfung ausgezeichnet ist. Der Fuss
des Steilabfalles ist bedeckt mit Geröll und Schutt, die ihrerseits wieder auf Moränenmaterial liegen.
Tiefer unten ist das Gehänge von mächtigen Schluchten - Les Lanvonennes Les Lanvouennes - angeschnitten, die im Argovien
des Gewölbekernes ausgefressen sind, das von der Combe Garot über Treymont bis zum Creux du Van sich als ziemlich gut ausgebildete
Stufe verfolgen lässt und auf der verschiedene seltene Pflanzen, wie Cypripedilum calceolus (Frauenschuh), Daphne alpina,Pinguicula alpina gedeihen. Die Glacialzeit hat am S.-Hang in ca. 1100 m Höhe einen ganzen Wall von grossen erratischen Blöcken
zurückgelassen.
Die schönen Tannenwälder, die die Montagne de Boudry noch beinahe lückenlos umschliessen und ihr von
fern den Anblick einer imposanten dunklen Masse verleihen, gehören auf der N.-Seite ausschliesslich zu Boudry; auf der S.-Seite
gehören sie zu beinahe gleichen Teilen den Gemeinden Boudry, Cortaillod, Bevaix und Gorgier, die sehr schöne Wege durch sie
gezogen haben. Nach oben lichtet sich der Wald etwas und gibt Raum für Weiden, auf denen die im Jura seltene
Alpen-Wohlverlei (Arnica montana) blüht. 1896-99 hat die Gemeinde Boudry interessante Arbeiten zur Fassung der auf der
kleinen Terrasse von Treymont (860 m) aus dem Fusse der Felswände sprudelnden Quellen ausführen lassen.
Das Wasser wird durch eine 480
m lange unterirdische Röhrenleitung in ein 1000 m3 fassendes Reservoir
(in 850 m und am S.-Hang des Berges) geführt und gibt der Stadt Boudry u. ihrer Umgebung ausgezeichnetes Trinkwasser, wie
es auch das Elektrizitätswerk Boudry speist und damit die ganze Gegend mit elektrischem Licht versieht. Die Montagne de Boudry
ist der letzte Zufluchtsort des Jagdwildes im centralen Jura und vom Neuenburger Staatsrat als Banngebiet
bis 1906 gesetzlich vor Jagd geschützt, sodass man nicht selten auf Gruppen von Rehen stösst. Bemerkenswerte Gäste sind
auch der Auerhahn (Tetrao urogallus) und der Schwarzspecht. Bären waren noch im 18. Jahrhundert nicht selten; 1838 ist der
letzte gesehen worden. Eine reichliche Vegetation entfaltet sich namentlich am S.-Hang, wo in Waldlichtungen
der Adlerfarn (Pteris aquilina) beinahe baumförmig aufschiesst und den Waldboden eine ganze Sammlung von Pilzen aller Arten
bedecken.
Bezirk des Kantons Neuenburg.
Die kantonale Volkszählung von 1908 weist eine Totalbevölkerung von 15128 Ew. auf, demnach
eine Zunahme von 647 Ew. gegenüber der Zählung von 1900. Diese Einwohnerzahl verteilt sich auf 14040 Reform. und 1068 Kathol.;
7955 Neuenburger, 6074 Schweizer
aus andern Kantonen und 1099 Fremde. Im Jahre 1900 betrug die landwirtschaftliche Bevölkerung 31%, die
industrielle 29%. Sämtliche Dörfer des Bezirks sind jetzt an Elektrizitätsnetze angeschlossen, die ihnen Licht und Kraft
liefern.
Die letzten Viehzählungen haben folgende Resultate ergeben:
1) Bezirk im schweiz. Kanton Neuenburg
(Neuchâtel), hat (1888) 13057 E., darunter 728 Katholiken
und 7 Israeliten in 15 Gemeinden. –
2) Hauptstadt des Bezirks in 516 m Höhe, am rechten Ufer der Reuse, über die hier 2 Brücken und 1 Eisenbahnviadukt von 11 Bogen
führen, an der Linie Lausanne-Neuenburg-Neuenstadt der Westschweiz. Bahnen (1,5 km vom Bahnhof), hat (1888) 1769 E., darunter 99 Katholiken,
Post, Telegraph, ein altes Schloß, eine Kirche, ein Stadthaus, Kattundruckerei, Forellenfischerei und bedeutenden Weinbau (berühmten
Rotwein). Boudry ist der Geburtsort von Jean Paul Marat. In der Nähe bei dem Weiler Trois-Rods eine große Stalaktitenhöhle. Die
bemerkenswertesten Punkte der fruchtbaren Umgebung sind das Weindorf Cortaillod (1300 E.), der Flecken
Colombier (1881 E.), ein eidgenössischer Waffenplatz, dessen altes Schloß gegenwärtig als Kaserne dient, und die wilde
Klus der Gorges de la Reuse.