(Kt. Bern,
Amtsbez.
Münster, Gem.
Saicourt). 940 m. Ehemaliges Prämonstratenserkloster; 17 km sw.
Delsberg, 6 km nnw.
der Station
Tavannes der Linie
Sonceboz-Delsberg u. an der Strasse
Glovelier-Tavannes gelegen. Das dreieckige Synklinalthal
von Bellelay, im Mittel 950 m hoch gelegen, gleicht in allen Beziehungen den übrigen jurassischen Hochthälern. Die dem
tertiären Untergrund aufgelagerte Schicht undurchlässigen Glaciallehms bedingt die Bildung ausgedehnter Torfmoore, die
besonders in der
«La Sagne» genannten Gegend stark entwickelt sind und hier drei kleinen
BächenUrsprung geben, die sich zusammen
zu der von links der
Birs zufliessenden
Sorne vereinigen. Die allen jurassischen Torfmooren gemeinsamen und für sie charakteristischen
Sumpfpflanzen finden sich auch hier; besonders erwähnenswert ist das Vorkommen von Saxifraga hirculus. Das trichterförmige
Thal umgeben bewaldete Höhen aus Jurakalken, die durchschnittlich bis 1050 m sich erheben und nur gegen NO. sich öffnen,
um der
Sorne Durchpass zu gestatten.
Die Etymologie des Namens ist eine zweifelhafte: Bellelaie oderBella lagia? Als Bellelagia Monasterium
von Sigenand, Präfekten des Kapitels
Münster, 1136 gegründet, stand die Abtei Bellelay nacheinander unter 42 Aebten;
1772 eröffneten
die
Mönche hier eine Schule mit Internat, die bald europäischen
Ruf erlangte und aus der eine Reihe von hervorragenden Männern
hervorgegangen sind.
Die
Mönche erwarben sich ausserdem durch Einführung arabischer Zuchthengste Verdienste
um die Veredelung der Pferderasse in ihrer Gegend. Am vertrieben die französischen Truppen die
Mönche; die beträchtlichen
Güter der Abtei wurden verkauft und die Gebäulichkeiten zum Teil zerstört. ^[Note:] Man findet heute noch in mancher
Stube der umliegenden
Dörfer prachtvolle Möbel, die einst die Gemächer des reichen
Klosters zierten und
bei Anlass der von den französischen Behörden angeordneten Versteigerung zu lächerlich geringen Preisen verschleudert
worden sind. In der Folge diente die Abtei unter verschiedenen Besitzern nacheinander als Uhrenfabrik, als Bierbrauerei und
endlich als
Glashütte, die zeitweise bis 200 Arbeiter beschäftigte, aber 1878 einging. In letztvergangener
Zeit hat der Staat Bern
die prächtige Liegenschaft erworben und hier eine Irrenanstalt eingerichtet, die zur Zeit 200 Unheilbaren
ein Asyl gewährt. Diese mitgerechnet zählt der
Ort heute nahezu an 300 Bewohner. Die in sehr merkwürdigem Stile erbaute
alte Kirche des
Klosters ist bisher noch nicht wieder restauriert worden.
Ausser den ehemaligen Klostergebäuden stehen in Bellelay jetzt noch ein Gasthof, 2 Bauernhöfe, ein Post- und Telegraphenbureau, 2
Mühlen
und eine Ziegelei, die aber nicht mehr betrieben werden. Postwagen
Glovelier-Tavannes. Mitten in Ackerbau treibender Gegend
gelegen, hat Bellelay zwei grosse Jahrmärkte: am 1. Juli für Ackerbaugerätschaften und am1. September für Schafe.
Berühmt sind die Fettkäse von Bellelay, «Mönchsköpfe» geheissen, von
konischer Gestalt und 3-6 Kilo schwer. (Litteratur: Trouillat, J. Monuments de l'histoire de l'ancien Evêché deBâle. 4 t.
Porrentruy 1852-1861. - Sancy, S., curé des
Bois. Histoire de l'ancienneabbaye deBellelay.)
(Kt. Bern,
Amtsbez. Münster, Gem. Saicourt). Die Abtei Bellelay des Prämonstratenser Ordens, im Jahre 1136 von Siginand,
Probst von Moutier-Grandval, gegründet, nahm im Bistum Basel
sowohl durch ihre weitläufigen Besitzungen wie durch ihre politische
Stellung einen hervorragenden Platz ein. Diese Abtei bestand während 661 Jahren und wurde von 42 Aebten geleitet, unter denen
Heinrich III., Nerr, zu erwähnen ist, der vom Konzil zu Konstanz die Erlaubnis für sich und seine Nachfolger
erhielt, Mitra und Stab zu tragen, ferner David Juillerat, Jean Georges Voirol, der die Abteikirche erbaute, D. B. Sémon,
der das jetzige Klostergebäude erstellte, Nicolas II. de Luce, der das berühmte Pensionat von Bellelay und eine Waisenanstalt
für die Gemeinden gründete, deren Kollatur er besass.
Die Abtei hatte die Kollatur über die Pfarreien Genevez, Bassecourt, Boécourt, Montignez, Pfettershausen
im Elsass, Tavannes mit der KapelleChindon, Bévilard, Neuenstadt, Pieterlen, Längnau und die Kapelle Falbringen bei Biel. Als
die fünf letztern zur Reformation übergingen, bestellte der Abt dennoch die Pastoren bis 1798. Farel predigte zu einem
Fenster des Wirtshauses in Bellelay hinaus, als das Volk aus der Kirche trat; allein die Gläubigen jagten
ihn fort.
Dieses Ländchen sandte seinen Abgeordneten zur Ständeversammlung des Bistums, unabhängig vom Abte,
der als der höchste Würdenträger selbstverständlich Präsident derselben war. Die Abtei hatte einen Burgrechtsvertrag
mit Biel und Solothurn
geschlossen und wurde deshalb zur Eidgenossenschaft gerechnet. Als am der französische General Gouvion
Saint-Gyr sich Bellelays bemächtigen wollte, traf er daselbst die Garde von Solothurn,
die das Kloster, als ihren
Mitbürger, verteidigen sollte.
Trotz der Protestation des solothurnischen Kommandanten nahm Gouvion Bellelay ein, das zum Departement Mont Terrible geschlagen
wurde. Die Mönche begaben sich mit ihrem Pensionat nach Solothurn,
dann nach der Himmelspforte im Breisgau, von wo sie 1807 vertrieben
wurden. Die Abtei besass nämlich die Priorate von Grandcourt bei Pruntrut und von der Himmelspforte.
Im Jahre 1818 war ernstlich davon die Rede, die Abtei Bellelay im Kollegium zu Pruntrut wieder herzustellen, wo mehrere Mönche
schon als Professoren wirkten. Der Pater Berbier schuf das Kollegium zu Delsberg, dessen erster Vorsteher er war, der Pater
L’Hoste das Pensionat zu Romont. Als Bellelay aufgehoben wurde, sprach man dessen Gebiet der Gemeinde
Saicourt-Fuet zu. Heute gehört Bellelay zur Pfarrei Genevez. Wappen: Silber mit einem schwarzen B.
¶
mehr
Bibliographie:
Von Mülinen: HelvetiaSacra. - Quiquerez et Mandelert: Actes de l’Émulation jurassienne. - Abbé Daucourt: Dictionnairehistorique des paroisses de l’ancien Évêché deBâle und vor allem: Histoire de Bellelay von Kanonikus Saucy, Pfarrer
von Les Bois. Pruntrut, 1869.