Amtsbezirk des Kantons Bern,
im NO. des bernischen Seelandes. Grenzt im N. und O. an den Kanton Solothurn
(Amteien Solothurn-Lebern und
Bucheggberg-Kriegstetten), im S. an den Amtsbezirk Aarberg, im W. an die Amtsbezirke Nidau, Biel u. Courtelary.
Der Bezirk
umfasst die Westhänge des Bucheggbergplateaus, erstreckt sich quer über das hier bis 15 km breite Aarethal und reicht mit
einem schmalen Anteil am Jura bis zur Weissensteinkette. Der Boden des 9200 ha umfassenden Gebietes hat durch die Juragewässerkorrektion
vielfache Veränderungen erfahren.
Die eigentümliche grosse Schlinge, die die alte Aare bei der Einmündung der Zihl bildete, ist jetzt vom
Nidau-Bürenkanal in gerader Linie abgeschnitten; das gleiche Schicksal ward schon früher mehreren flussabwärts gelegenen
Serpentinen der Aarezu Teil. Die alten Flussbette sind aber meist noch als breite und tiefe Altwasser erhalten geblieben, und
es bildet das Altwasser jener Hauptschlinge mit dem Kanal eine Insel von stattlicher Ausdehnung. Diese
Altwasser frieren im Winter leicht zu und bieten dann prachtvolle Eisflächen, die vom Sporte nicht verachtet werden.
Wichtiger ist das allmählige Verschwinden der grossen Schilf- und Dornbuschfluren, die vor der Korrektion diesem Stück
des Aarethals sein charakteristisches Gepräge gaben. Das meiste Gebiet des Bezirks gehört der Höhenstufe
von 400-450 m an. Aus der Ebene erhebt sich der Dotzigenberg um fast 200 m (603 m ü. M.). Dieser, wie das Bucheggbergplateau
gehören der untern Süsswassermolasse an; wo diese unter den Alluvialboden der Ebene taucht, ist der Boden mit den
Moränen des eiszeitlichen Rhonegletschers bedeckt, denen er seine grosse Fruchtbarkeit verdankt.
Landwirtschaft und Viehzucht sind die Hauptbeschäftigung der Bewohner. Von der Gesamtbodenfläche von 9200 ha wurden zur
Zeit der letzten Erhebung (1895) noch 1590 ha als unproduktiv bezeichnet. Dies dürfte heute der Wirklichkeit
kaum mehr entsprechen, da als unproduktives Land
blos die Ueberschwemmungsgebiete der Aare gelten können, die Jahr für Jahr
immer mehr dem Anbau zurückgewonnen werden und heute nur noch von geringem Umfang sind. Der Entsumpfungsboden erweist sich
besonders dem Wiesen- und Zuckerrübenbau günstig. Leider bringen die Hochwasser immer noch erheblichen
Schaden. Der anbaufähige Boden verteilt sich folgendermassen:
Der Ackerbau erzeugt besonders Korn, Weizen, Roggen, Hafer, Kartoffeln, Zuckerrüben und Klee; der Gemüsebau,
dem nur 83 ha gewidmet sind, Kohl und Bohnen. Viehfutter ist auch in diesem Bezirk heute das wichtigste Bodenprodukt. Die
Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1876
1886
1896
1901
Hornvieh
3797
4494
4765
5460
(davon Kühe
2579
2806
2773
3266)
Pferde
505
496
478
585
Schweine
2539
2824
3755
3963
Ziegen
1719
1745
1998
1763
Schafe
731
406
237
189
Bienenstöcke
899
1184
1109
1419
Bürens Schlachtviehmärkte sind gut besucht. Es bestehen ca. 10 Käsereien. Der Bezirk ist wenig industriell; nennenswert
sind nur Uhrenmacherei u. Baumaterialienfabrikation.
Zwei Eisenbahnlinien durchziehen den Amtsbezirk Büren: die Linie Lyss-Solothurn, an der die Hälfte aller
Ortschaften liegt, und die Linie Biel-Solothurn, die den Uhrenmacherdörfern Pieterlen und Lengnau zu Gute kommt.
Das Amt ging 1798 aus der ehemaligen Vogtei Büren hervor (s. den folg. Art.).
(Kt. Bern,
Amtsbez. Büren). 440 m. Gemeinde, Stadt und Hauptort des gleichnamigen Amtsbezirks. Landstädtchen
mit 206 Häusern und 1740 reform. Ew., am rechten Ufer der Aare da gelegen, wo der Fluss in einem grossen Bogen an das Plateau
des Bucheggbergs herantritt, auf einer das Mittelwasser um ca. 6 m überragenden Terrasse. 22 km nnw. Bern
und an der Strasse
Aarberg-Solothurn. Postbureau, Telegraph. Gegen die Aare kehren die altersgrauen Häuser ihre unansehnlichen
Hinterseiten, während das Städtchen innen aus einer saubern Gasse von Bürgerhäusern, einem mit Kastanienbäumen bepflanzten
Platz, an dem sich das bescheidene Schloss erhebt, und einer
¶
mehr
Hintergasse von Stallungen besteht. Gegen aussen zeigen die älteren Gebäude fensterlose Mauern, unter denen sich ein jetzt
halb verschütteter Graben hinzieht. An beiden Stadtenden enge Thorausgänge; doch ist nur das Westthor erhalten. Ueber die
Aare führt eine 120 m lange, gedeckte und gegen die Wetterseite (W.) verkleidete Holzbrücke. So
ist Büren ein typisches Landstädtchen des Mittellandes. Die Kirche hat bemerkenswerte Glasgemälde und Deckenmalereien.
BürensMärkte, besonders für Schlachtvieh, sind stark besucht. Neben Kleinhandel, Handwerk und Landwirtschaft ist deshalb
das Wirtschaftswesen eine Haupteinnahmequelle der Bewohner. Das einzige industrielle Etablissement von Bedeutung ist eine
Uhrenfabrik. Bezirksspital. Sekundarschule.
Büren ist Station der Linie Lyss-Solothurn, die dem uralten Strassenzug des untern Aarethals folgt. Noch
jetzt kennt man hier unter dem Namen «Hochsträss» die Lage der Römerstrasse Aventicum-Solodurum. Hier überschreitet die
von Bern
her kommende Landstrasse die Aare, um von da den Jura zu erreichen. Der Fluss selbst fördert den Verkehr zur Zeit in
keiner Weise, und der bescheidene Landungsplatz des Städtchens wird höchst selten benutzt.
Im 12. und 13. Jahrhundert war Büren ein von den hier residierenden Grafen von Strassberg mit Marktrecht ausgestatteter fester
Platz, dem die damals blühende Schifffahrt zu Gute kam. 1288 erhielt der Ort vom Grafen Heinrich von Strassberg eine
Handveste. Genau ein Jahrhundert später ward Büren von den Bernern im österreichischen Krieg, als eine hieher gelegte fremde
Besatzung das Land brandschatzte, belagert, im Sturm genommen und zur bernischen Vogtei gemacht (1388). Das Schluss, ehedem
Sitz des Landvogts und jetzt Amtshaus, stammt aus 1620-24. Am Kampf zwischen Bernern und französischen
Truppen, die die Aarebrücke und einige Häuser in Brand steckten. Auf dem Bürenberg, auf dem einst ein Refugium stand, ist
ein Schalenstein entdeckt worden. Zwischen Büren und Diessbach Grabhügel. Die Ruine Strassberg hat durch ihre verzierten Flachkacheln
Berühmtheit erlangt.
(Nieder) (Kt. St. Gallen,
Bez. Wil).
493 m. Gem. und Pfarrdorf, an der Strasse Oberbüren-Bischofszell, am Mutwilerbach und am rechten
Ufer der Thur; 4 km sw. der Station Hauptwil der Linie Gossau-Sulgen. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen
Bischofszell-Uzwil. Mit Niederhelfenswil durch eine Fähre über die Thur verbunden. Gemeinde, die WeilerMutwil, Sorenthal und
Wettishausen inbegriffen: 203 Häuser, 1307 zum grössern Teil kathol. Ew.; Dorf: 90 Häuser, 447 Ew. Ackerbau und Viehzucht.
Hausstickerei. Vor der partiellen
¶
mehr
Flusskorrektion verursachten die Hochwasser der Thur, wie auch die ihres kleinen, seit 1876 ebenfalls korrigierten Zuflusses
Mutwilerbach in der Gemeinde grossen Schaden.
Grosses und schönes Dorf mit auf einer Anhöhe (528 m) gelegener, 1761-66 erbauter
beachtenswerten Kirche.
Bildete früher mit Oberbüren zusammen eine einzige politische Gemeinde und hiess damals Kleinbüren.
(Ober) (Kt. St. Gallen,
Bez. Wil).
510 m. Gem. und Pfarrdorf, an der Kreuzung der StrassenBischofszell-Niederuzwil und Gossau-Wil,
nahe der Mündung der Glatt in die Thur und am rechten Ufer dieser letztern; 3 km nö. der Station Uzwil der Linie Winterthur-St.
Gallen. Postbureau, Telegraph, Telephon. Gem., die WeilerAufhofen, Bürerwald, Brübach, Gebertswil, Harswil,
Kloster Glattburg, Rüti und Sonnenthal inbegriffen: 315 Häuser, 1750 zum grössern Teil kathol. Ew.; Dorf: 92 Häuser, 483 Ew.
Acker-, Wiesen- und Obstbau; Käserei. Stickerei. Schloss bis 1732; ehemals Eigentum des Geschlechtes Schenk von Castel Landeck,
das später Grafenrang erhielt. 1732 durch Feuer zerstört. Die HerrschaftOberbüren 1736 vom Kloster
St. Gallen
um 44642 Reichsgulden angekauft. 817: Purias. In der Nähe Wasserheilanstalt Buchenthal und, auf dem andern Ufer der Thur,
der Thurhof, ein Kinderasyl. 1831-1861 war Oberbüren Bezirkshauptort. Die alte, 1778 vom Abt von St. Gallen
erbaute und die Thur
in einem einzigen Bogen überspannende, gedeckte Holzbrücke war lange Zeit die längste Brücke der Schweiz (220 m); später
durch Feuer zerstört und durch eine offene Brücke ersetzt. Das Dorf Oberbüren brannte 1849 beinahe völlig nieder, wurde
aber in grösserem Umfange neu aufgebaut. Ueber dem linken Ufer der Thur auf einem Felsen die alte Burg
Glattburg, seit 1760 Benediktinerkloster.
1) Kreis
[* 8] im preuß. Reg.-Bez. Minden, hat 764,56 qkm, (1890) 35890 (17870
männl., 18020 weibl.) E., 1 Stadt und 52 Landgemeinden. –
2) Kreisstadt im Kreis Büren, 116 km im SW. Von Minden, in 225 m Höhe, an der zur Lippe
[* 9] gehenden Alme, die hier die Afte aufnimmt,
zwischen ausgedehnten Wäldern, hat (1890) 2112 (1041 männl., 1071 weibl.) E., darunter 92 Evangelische und 119 Israeliten,
Post zweiter Klasse, Telegraph,
[* 10] Amtsgericht (Landgericht Paderborn);
[* 11] roman. Pfarrkirche (13. Jahrh.), schöne
ehemalige Jesuitenkirche (1756) mit Fresken, daneben das großartige Kollegiengebäude der Jesuiten, jetzt kath. Schullehrerseminar,
eine Synagoge, ein Provinzial-Taubstummeninstitut, eine Rektorats- sowie kath., evang.
und israel. Volksschulen; ferner Dampfsägewerk, 2 Säge-, 4 Mahlmühlen, eine Brennerei und in der Nähe eine Drahtstift- und
eine Holzstofffabrik; endlich Ackerbau, Viehzucht
[* 12] (besonders Schafzucht), etwas Großhandel in Wolle und
Getreide,
[* 13] drei stark besuchte jährliche Schaf- und Hammelmärkte. In der Nähe das ehemalige Cistercienserkloster Holthausen,
weiter die alte Wewelsburg und das ehemalige Augustinerkloster Böddeken, jetzt herrschaftliche
¶
Besitzung. - Büren wurde 1195 durch die Herren von Büren gegründet, nach deren Aussterben es 1640 den Jesuiten zufiel; 1773 kam
es an das BistumPaderborn und mit diesem 1802 an Preußen.
[* 21]