bis gegen Ende Jan. 1814 ganz
Holland und
Belgien,
[* 3] mit Ausnahme weniger Punkte, von den
Franzosen, wurde dann zu der in der
Champagne kämpfenden
SchlesischenArmee unter
Blücher herangezogen und nahm unterwegs die Festungen La Fère und
Soissons früh
genug, um 9. und 10. März an der
Schlacht von Laon mit seinen
Truppen teilzunehmen, und schloß den Feldzug
mit Erstürmung des Montmartre bei
Paris.
[* 4] Dort ernannte ihn der König von
Preußen
[* 5] zum
General der Infanterie und erhob ihn unter
dem
NamenBülow von
Dennewitz in den Grafenstand. 1815 erhielt er den Oberbefehl über das 4.
Armeekorps, brachte
aber nicht ohne eigene Schuld sein Korps nicht mehr zur
Schlacht von Ligny zur
Stelle.
In der
Schlacht bei Waterloo
[* 6] 18. Juni hatte er hervorragenden Anteil an der
Entscheidung. 1816 kehrte er auf seinen Posten nach
Königsberg
[* 7] i. Pr. als kommandierender
General zurück und starb dort 25. Febr. desselben Jahres. hat auch
mehrere Motetten, eine
Missa und den 51. und 100. Psalm komponiert. 1822 wurde seine von
Rauch gearbeitete Marmorstatue neben
der
Neuen Wache in
Berlin
[* 8] aufgestellt. Seinen
Namen führt seit 1889 das preuß. 55. Infanterieregiment. -
Vgl. (von Klinkowström)
GeneralGrafBülow von
Dennewitz in den Feldzügen 1813 und 1814 (Lpz. 1843);
Inzwischen aber
war in ihm der Entschluß gereift, sich der
Musik als Lebensberuf zu widmen. Er begab sich
zu diesem Zweck nach Zürich
[* 12] zu Rich.
Wagner, den er von
Dresden aus kannte, und nach kurzer Wirksamkeit als Theatermusikdirektor in St.
Gallen und Zürich
1851 nach
Weimar
[* 13] zu
Liszt. Auf dem Ballenstädter Musikfest 1852 legte Bülow den
Grund zu seinem Ruf. Seit 1854 nahm er seinen
Wohnsitz in
Berlin und wurde 1858 zum königlich preuß. Hofpianisten ernannt. Ende 1864 siedelte er,
einem Rufe Rich.
Wagners folgend, nach
München
[* 14] über, wo er seit 1867 als königl. Hofkapellmeister und Direktor der neuorganisierten
königl.
Musikschule wirkte.
Familienverhältnisse veranlaßten ihn 1869, diese
Stellungen aufzugeben. Er lebte nun mehrere Jahre in
Italien
[* 15] (meist in
Florenz),
[* 16] nahm dann in noch umfänglicherer
Weise als früher seine Kunstreisen wieder
auf und besuchte England
und 1875 die
Vereinigten Staaten
[* 17] von
Amerika.
[* 18] 1878-79 war er Kapellmeister in Hannover,
[* 19] 1880-85 Hofmusikintendant in
Meiningen
[* 20] und unternahm mit der Hofkapelle 1881-82 Konzertreisen. 1885 verließ er auch diese
Stellung und wirkte
dann als Dirigent von Orchesterkonzerten in
Hamburg
[* 21] und
Berlin.
B.s Ruf als Dirigent wie als
Klavierspieler beruhte in erster Linie auf einer außerordentlichen Klarheit des Vortrags, auf
einer scharfen, geistvollen Wiedergabe der Formen und Charaktere einer
Komposition. Mit dieser Gabe hat er sowohl den Klassikern
wie den neuen
Meistern (unter denen er
Brahms und
Berlioz bevorzugt) gute Dienste
[* 22] geleistet. Ein starkes
Gedächtnis unterstützte sein Wirken. Als
Komponist hat er sich in Orchester-,
Klavier- und Vokalsachen bethätigt, welche
in den
Wagner-Lisztschen Kunstmaximen wurzeln. Außerdem hat er eine Reihe von klassischen Klavierstücken herausgegeben,
sowie
Arrangements,
Klavierauszüge undTransskriptionen der Werke von
Berlioz,
Wagner und
Liszt veranstaltet.
Er starb in
Kairo,
[* 23] wohin er sich seines Nervenleidens wegen begeben hatte. -
Heinr.,Freiherr von, preuß. Staatsmann, geb. zu Schwerin,
[* 24] wuchs in den
Kreisen des mecklenb. Hofadels auf, studierte in
Jena-,
Heidelberg
[* 25] und Genf
[* 26] und nahm an dem Feldzuge
1813-14 m dem Walmodenschen Korps teil. Nach dem zweiten
Pariser Frieden wurde er zunächst unter dem Staatsminister Wilh.
von
Humboldt, der zu
Frankfurt
[* 27] a. M. die deutschen Gebietsaustausche zu erledigen hatte, beschäftigt. 1817 folgte
er
Humboldt, mit dessen jüngster Tochter er sich 1820 vermählte, als Gesandtschaftssekretär nach
London.
[* 28]
Als
Humboldt noch in demselben Jahre wieder als Minister nach
Berlin zurückkehrte, blieb Bülow, mit den
Geschäften der Gesandtschaft
beauftragt, in
London. Nachdem er später einige Jahre im Ministerium des
Auswärtigen zu
Berlin namentlich Handelssachen bearbeitet
hatte (u. a. die Zollverträge mit
Anhalt),
[* 29] ward er 1827 Gesandter zu
London. Er hatte als solcher bedeutenden
Anteil an den Konferenzen zu
London über die
Belgische und
Orientalische Frage und an dem gegen
Frankreichs Orientpolitik gerichteten
Vertrage der vier Mächte vom sowie an dem
Abschlusse des Handelsvertrags zwischen
Großbritannien
[* 30] und demDeutschen
Zollverein. Auch die öffentliche Meinung Englands für den Zollverein zu gewinnen war er eifrig bemüht. Zu Anfang 1841 ging
er als preuß. Gesandter an den
Bundestag zu
Frankfurt a. M., wurde aber schon an
Stelle des
Grafen von Maltzan als
Staatsminister mit der
Verwaltung der auswärtigen Angelegenheiten beauftragt. Bülow trat 1845 aus dem Ministerium,
zog sich nach
Tegel zurück und starb zu
Berlin.
Karl Ed. von, Schriftsteller, geb. zu
Berg vor Eilenburg,
[* 31] dem Gute seiner Eltern, studierte in
Leipzig
und lebte seit 1828 zu
Dresden der Litteratur und
Poesie, mit Elisa von der Recke und
Tieck befreundet.
Seit 1842 befand er sich auf
Reisen in
Italien, hielt sich in
Stuttgart und bei
Tieck in
Berlin auf, bis ihn die polit. Verhältnisse 1849 bestimmten,
nach dem Schlosse Ötlishausen im Thurgau
überzusiedeln. Hier starb er Seinen litterar. Ruf begründete das
«Novellenbuch» (4 Bde.,
Lpz. 1834-36),
das 100 Novellen, nach alten italienischen, spanischen, französischen, englischen, lateinischen und deutschen
bearbeitet, enthält, und an das sich ein
«Neues Novellenbuch» (Braunschw. 1841) sowie eigene «Novellen»
(3 Bde., Stuttg. 1846-48) und «Eine
allerneueste
Melusine» (Frankf. 1849) anschlossen.
Alle diese
Schriften bekunden Bülow als
Romantiker. Verdienstlich
sind auch seine zahlreichen
Ausgaben, darunter «H. von
Kleists Leben und
Briefe» (Berl. 1848),
«Dietrich von B.s militär. und
vermischte
Schriften» (mit W. Rüstow, Lpz. 1853) und die interessante Selbstbiographie des schweiz.
WebersUlrichBräker («Der arme
Mann im Tockenburg», ebd. 1852).
Nach dem Abschlüsse des Tilsiter Friedens (1807) wurde er bei der Bildung des Staatsrats im neuerrichteten Königreich Westfalen
[* 38] als Mitglied desselben nach Cassel berufen und 1808 zum Finanzminister ernannt. Unter den schwierigsten
Verhältnissen organisierte er das System und die Verwaltung der Steuern und war mit vielem Geschick bemüht, den namentlich
durch Napoleons maßlose Forderungen zerrütteten Finanzen Ordnung und Festigkeit
[* 39] zu verleihen. In Anerkennung dessen erhob
ihn König Jérôme in den Grafenstand, den 1816 auch der König von Preußen bestätigte.
Jedoch infolge von Intriguen seiner Gegner wurde er als deutsch-patriotischer Gesinnungen verdächtig seines Amtes
entlassen und lebte von da an auf seinem Gute Essenroda, bis ihn der König von Preußen gegen Ende 1813 auf HardenbergsVorschlag
zum Staats-und Finanzminister ernannte. Als ehemaliger westfäl. Beamter hatte er von vornherein hier
eine ungünstige Stellung. Daß er Ersparungen erstrebte durch Schwächung der Wehrverfassung, steigerte die Gegnerschaft gegen
ihn, und seine Finanzpläne fanden 1817 entschiedene Ablehnung im Staatsrate. Er trat zurück und übernahm das für ihn neuerrichtete
Ministerium des Handels und der Gewerbe nebst dem Baudepartement. Als darauf 1825 das Ministerium des Handels
und der Gewerbe mit dem Ministerium des Innern verbunden wurde, übertrug ihm der König das Oberpräsidium von Schlesien.
[* 40] Bülow starb jedoch bald darauf im Bade zu Landeck.
Margarete von, Novellistin, geb. zu Berlin, verbrachte ihre Kindheit teils in Thüringen, teils
in Smyrna, wo ihr Vater preuß. Konsul war. Früh zu Selbständigkeit entwickelt, lebte sie 1876-78 mit der Familie in England,
seit 1881 in Berlin, wo sie beim Versuche, einen beim Eislauf eingebrochenen Knaben zu retten, im Rummelsburger See
ertrank. Sie schrieb «Novellen» (Berl. 1885;
mit Vorwort von Julian Schmidt),