Böhmische
Litteratur
, s.
Tschechische Sprache und Litteratur.
Böhmische Litteratur
16 Wörter, 136 Zeichen
Böhmische
Litteratur
, s.
Tschechische Sprache und Litteratur.
Sprache
[* 3] (böhmische
Sprache) ist ein Zweig des slawischen Sprachstammes, der nebst dem
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nahe damit verwandten Slowakischen (s. Slowaken) im innern Böhmen, [* 5] in Mähren, um Troppau [* 6] und in Oberungarn von ungefähr 6½ Mill. Menschen gesprochen wird. Unter allen slawischen Dialekten scheint sie sich am frühsten, schon im Beginn des Mittelalters, ausgebildet und sich lange in ihrer ursprünglichen Reinheit erhalten zu haben; den höchsten Grad ihrer Ausbildung erreichte sie im 16. Jahrh. Seit dem 17. Jahrh. begann die deutsche Sprache mehr und mehr Eingang zu finden; die meisten tschechischen Bücher wurden als ketzerisch verdächtigt, neue in den kriegerisch unruhigen Zeiten nicht geschrieben, und die blieb fast nur noch Eigentum der untern Schichten des Volkes.
Infolge davon verlor sie ihre Eigentümlichkeit immer mehr, bis sich seit der Mitte des 18. Jahrh.
gelehrte Patrioten des fast vergessenen Idioms wieder annahmen und 1776 ein Lehrstuhl der tschechischen Sprache an der Wiener
und 1793 ein solcher an der Prager Hochschule errichtet wurde. Infolge davon kam die nach und nach wieder
zu solchem Ansehen, daß die österreichische Regierung sich bewogen fand, 1818 die Erlernung derselben auch in den böhmischen
Gymnasien wieder anzuordnen und zu befehlen, daß in Böhmen anzustellende Zivilbeamte der tschechischen Sprache mächtig sein
sollten. In neuester Zeit haben sich sogar die Deutschen in Böhmen zu beklagen über die übermäßige
Protektion, die dem Tschechischen von oben herab, durch das Ministerium Taaffe, zu teil wird.
Das Tschechische wird seit 1831 mit lateinischen Buchstaben geschrieben, während früher dafür die deutsche Schrift im Gebrauch war. Die Anzahl der Buchstaben ist verschieden, je nachdem man die accentuierten Vokale und punktierten Laute als besondere Buchstaben aufführt oder nicht; im erstern Fall kommen 42 Buchstaben heraus. Die accentuierten Vokale, z. B. á, é, sind lang zu sprechen, die übrigen sind kurz. Auch r und l kommen als selbständige Vokale vor (wie im Sanskrit), sind aber immer kurz; im Slowakischen erscheinen sie auch als lange Vokale.
Eigentümlich sind auch die Vokaleě = je, ú = ou, ů = ū, y = i. Unter den Konsonanten ist c = z, č = tsch, ň = franz.
gn in Champagne, ř = rsch (das sch weich gesprochen), z = franz. j (weiches sch); ď und ť sind
mouillierte Dentale, etwa wie dj, tj zu sprechen. Viele Lautveränderungen treten beim Zusammentreffen der Laute in der Wortbildung
ein; so verwandelt das j ein folgendes a und e in e und i, ein vorausgehendes a in e. Die Orthographie ist jetzt vollkommen
geregelt, während sie sich in der ältern tschechischen Litteratur
in einem chaotischen Zustand befand
und der nämliche Laut oft auf sechserlei verschiedene Arten ausgedrückt wurde. An Formenreichtum wird die von andern slawischen
Sprachen, namentlich von den serbokroatischen Dialekten, übertroffen; doch finden sich manche später in Abnahme gekommene
Formen, z. B. der Dualis und der Aorist, im Altböhmischen
noch durchgehends bewahrt, und die meisten grammatischen
Verluste sind durch Neubildungen ersetzt worden.
Der Wortschatz ist natürlich viel reicher und mannigfaltiger als in den bis in die neueste Zeit fast litteratur
losen südslawischen
Sprachen; doch herrscht in dem Gebrauch der vielen neuen Wörter, welche in diesem Jahrhundert von nationaleifrigen
tschechischen Schriftstellern eingeführt worden sind, teilweise eine große Unsicherheit. Grammatisch bearbeitet wurde die
zuerst im 16. Jahrh. von den Böhmischen Brüdern, besonders von Blahoslaw. Die brauchbarsten neuern Grammatiken sind
die
von Negedly (Prag
[* 7] 1804, 1821 u. öfter), Dobrovsky (das. 1809 u. 1819), Trnka (Wien
[* 8] 1832, 2 Bde.), Burian
(Königgrätz
[* 9] 1843), Koneczny (Wien 1842-46, 2 Bde.), Hattala (Prag 1854, durch wissenschaftliche Haltung ausgezeichnet), Tomicek
(4. Aufl., das. 1865), Censky (3. Aufl.,
das. 1887) u. a. Ein kurzes Lehrbuch der altböhmischen
Grammatik verfaßte Safarik (2. Aufl., Prag 1867). Wörterbücher gaben
Tomsa (Prag 1791), Dobrovsky (das. 1821), Palkowicz (das. 1821,
dabei auch ein slowakisches Wörterbuch), Hanka (das. 1833), Jungmann (das. 1835-39, 5 Bde.)
und Franta-Schumavsky (das. 1851) heraus. Für den praktischen Gebrauch dienen die Wörterbücher von Rank (3. Aufl., Prag 1874)
und Jordan (4. Aufl., das. 1887).