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An wissenschaftlichen Anstalten besitzt Augsburg
[* 3] 1 ev.
Studienanstalt
(Gymnasium und Lateinschule), 1 ev.
Kollegium zu St.
Anna, 1 kath.
Studienanstalt
(Lyceum,
Gymnasium und Lateinschule) nebst Studienseminar, 1 königliches
Realgymnasium, 1
Sternwarte,
[* 4] 2 Töchterinstitute
(das v. Stettensche Erziehungsinstitut, evangelisch; das bei den
Englischen Fräulein, katholisch), 1
Industrie-, Kreisreal-,
Kunst-,
Musik-, Brauerschule, 1 allgemeine
Handelslehranstalt, 1
Taubstummenanstalt etc. Die
Bibliothek (vereinigte
Kreis- und Stadtbibliothek) hat 200,000
Bände, zahlreiche
Handschriften und eine seltene
Inkunabeln- und Bibelsammlung. Die
königliche Gemäldesammlung ist in den
Räumen des ehemaligen
Katharinenklosters aufgestellt. Dieselbe enthält Gemälde von
Rubens,
Tizian,
Tintoretto,
Leonardo da
Vinci,
Rembrandt,
van Dyck,
Hans
Holbein
[* 5] dem ältern,
Altdorfer,
Burgkmair,
Dürer, J. ^[Jacopo] de
Barbari,
Poussin,
Salv.
Rosa,
Ostade,
Ruisdael und andern namhaften
Meistern. Außerdem besteht noch das
Maximiliansmuseum (s.
oben). - Augsburg
ist Sitz der
Regierung für
Schwaben, eines Oberlandes- und
Landgerichts, eines Bezirksamts,
des zweiten Armeedivisionskommandos, eines
Hauptzollamts und eines
Bistums mit
Domkapitel. Der
Magistrat
besteht aus 25, das
Kollegium der Gemeindebevollmächtigten aus 42 Mitgliedern. - Der Landgerichtsbezirk Augsburg
umfaßt die acht
Amtsgerichte zu
Aichach, Augsburg
,
Burgau,
Friedberg,
[* 6]
Landsberg
[* 7] augsburg
L.,
Schwabmünchen,
Wertingen und
Zusmarshausen.
Geschichte. Augsburg
ward 15
v. Chr. nach
Eroberung
Vindeliziens durch die
Römer
[* 8] von
Drusus unter dem
Namen
Augusta Vindelicorum angelegt.
Die
Kolonie wurde bald als Handelsplatz sowie als
Knotenpunkt mehrerer
Straßen, besonders der vom
Bodensee
nach
Regina castra
(Regensburg)
[* 9] und von
Juvavum
(Salzburg)
[* 10] an den
Neckar, wichtig und die Hauptstadt von
Vindelizien oder Raetia
secunda. Mit den römischen
Legionen kam das
Christentum früh nach Augsburg
, wie auch die
Legende von der Märtyrerin
St.
Afra zeigt (gest. 304). In der zweiten Hälfte des 5. Jahrh.
zerstörten die
Alemannen (nach andern
Attila 451) Augsburg.
Bald entstand in dem mittlern Teil der alten römischen Stadt ein
Kastell,
das nach der Unterwerfung des südlichen Alemannien um 536 an die
Franken kam. Im 10. Jahrh. hatte Augsburg
viel
von den Einfällen der
Ungarn
[* 11] zu leiden.
Kaiser
Otto I. schlug diese 955 auf dem
Lechfeld im Südosten der Stadt und erweiterte Augsburg
nach der
Nord- und Südseite hin. Von
den sächsischen und fränkischen
Kaisern begünstigt, erhob sich die 832 unter dem
Namen Augsburg
(Augustburg) zum erstenmal vorkommende
Stadt zu hoher
Blüte.
[* 12]
Herzog
Wels von
Bayern
[* 13] zerstörte sie zwar 1026 in einer
Fehde mit dem
Bischof, doch erstand sie bald neu.
Im J. 1077 versammelte
Herzog
Rudolf von
Schwaben daselbst die
Fürsten zum
Bund gegen
Heinrich IV. Die
Bürger von Augsburg
erwirkten 1276 die
Anerkennung ihres Stadtbuches und die Bestätigung Augsburgs
als freier Reichsstadt, worauf sie sich 1331 dem
Schwäbischen Städtebund anschlossen.
Das Stadtregiment hatten zwölf
Personen, deren Vorstände Stadtpfleger hießen. Diese Consules oder
Bürgermeister wurden
nur aus den
Bürgern genommen, die von freien, in die Stadt gezogenen Gutsbesitzern stammten und die allein ratssässigen
Geschlechter oder
Patrizier bildeten. Durch sie, meist Großhändler, wurde Augsburg
die erste Handelsstadt
Süddeutschlands. Da hierzu die
Gewerbe, besonders die durch ihre Barchentmanufaktur berühmte
Zunft der
Weber, viel beitrugen,
drängten sich diese 1368 in die
Regierung und errichteten ein Zunftregiment, wonach
die frühern
Patrizier zwar noch
Anteil
an der
Verwaltung behielten, in der Hauptsache aber die
Regierungsform Augsburgs
eine demokratische wurde.
Kaiser
Siegmund eximierte 1426 die Stadt von der
Gewalt der kaiserlichen Land- und Stadtvögte. Damit begann Augsburgs
Blütezeit.
Augsburg
war nächst
Nürnberg
[* 14] der
Mittelpunkt des
Handels zwischen
Italien
[* 15] und dem
Norden
[* 16] und zwischen dem
Orient und dem nordwestlichen
Europa
[* 17] und wurde so der Sitz außerordentlichen
Reichtums. Die
Fugger und
Welser waren weltberühmte
Namen,
die
»Augsburger Pracht« war sprichwörtlich. Die
Verbindung mit
Italien beförderte die
Pflege der
Künste und
Wissenschaften.
Die neuerfundene
Buchdruckerkunst, die bereits 1448 in Augsburg geübt wurde, fand hier seit 1466
Freunde und
Pfleger; die
Malerei
wurde von
Burgkmair und den beiden hier gebornen
Holbein ausgeübt. Durch die
Entdeckung des Seewegs nach
Ostindien
[* 18] und
Amerikas aber erhielt der
Handel Augsburgs einen großen
Stoß, so daß die Stadt, die eine
Bevölkerung
[* 19] von 80-100,000
Einw. gehabt hatte, bedeutend herabkam.
Die Reformation fand in Augsburg früh Eingang. Im J. 1518 hatte Luther dort seine Zusammenkunft mit dem Kardinal Cajetan. Hier wurden mehrere Reichstage gehalten, die berühmtesten 1530, wo die Augsburgische Konfession (s. d.) übergeben wurde, und 1548, wo das Interim beschlossen und Moritz von Sachsen [* 20] mit der Kur belehnt wurde. Im J. 1555 ward hier der zweite Religionsfriede (s. Augsburger Religionsfriede) geschlossen. Luthers Lehre [* 21] herrschte in Augsburg seit 1534, wofür aber die Stadt im Schmalkaldischen Krieg hart büßen und das Interim annehmen mußte. Im J. 1548 schaffte Karl V. das Zunftregiment ab und stellte die aristokratische Regierungsform wieder her.
Seitdem überwog die Zahl der Katholiken. Im Dreißigjährigen Krieg besetzten 1631 die Schweden [* 22] die Stadt, 1634 nach der Schlacht bei Nördlingen [* 23] mußte sie sich aber, durch Hunger gezwungen, den Kaiserlichen ergeben. Im September 1646 von Wrangel belagert, hielt sie sich, bis sie von den Kaiserlichen im Oktober entsetzt wurde. Im spanischen Erbfolgekrieg trafen die Stadt neue Drangsale. Im J. 1703 beschoß sie der Kurfürst von Bayern, nahm sie ein und trieb eine Kontribution von 4 Tonnen Goldes ein; doch ward sie von den Bayern, nachdem sie den Bau einer Citadelle begonnen, 1704 wieder geräumt.
Auch in dem österreichischen Erbfolgekrieg wurde Augsburg hart mitgenommen, hob sich aber in den darauf folgenden ruhigen Zeiten durch Handel und Industrie wieder. Nach dem Lüneviller Frieden wurde es durch den Reichsdeputationsbeschluß vom als Reichsstadt bestätigt, doch infolge des Friedens zu Preßburg [* 24] ergriff Bayern von Augsburg militärischen Besitz, und erfolgte die politische Besitznahme. Augsburg stand anfangs unter der Landesdirektion in Schwaben, wurde 1808 Hauptstadt des Lechkreises, hatte von 1810 an ein eignes Lokalkommissariat, wurde Sitz einer königlichen Regierung des Oberdonaukreises und 1837 des Regierungsbezirks Schwaben und Neuburg. [* 25]
Vgl. Wagenseil, Geschichte der Stadt Augsburg (Augsb. 1820-1822, 3 Bde.);
Jäger, Geschichte von Augsburg (2. Aufl., das. 1862);
Kleinschmidt, Augsburg, Nürnberg und ihre Handelsfürsten im 15. und 16. Jahrhundert (Kass. 1881);
die von der bayrischen Akademie der Wissenschaften herausgegebenen »Chroniken der deutschen Städte«, Bd. 4 u. 5 (Leipz. 1865-67),
welche die alten Chroniken von Augsburg enthalten; Meyer, Urkundenbuch der Stadt Augsburg (Augsb. 1874-78, Bd. 1 u. 2); ¶
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Roth, Augsburgs Reformationsgeschichte 1517-27 (Münch. 1880);
Buff, (in den »Europäischen Wanderbildern«, Zür. 1883).