Auber
(spr. obähr),
Daniel Francois
Esprit, franz.
Komponist, geb. wahrend einer
Reise seiner Eltern zu
Caen
in der
Normandie. Sein
Vater hatte ihn zum
Kaufmann bestimmt und schickte ihn nach
London
[* 3] in ein Handelshaus. Der junge Auber
kehrte
indes bald (1804) nach
Paris
[* 4] zurück, wo er sich fortan vorwiegend mit
Musik beschäftigte. Sein Kompositionstalent
bewiesen besonders die
Konzerte, die er für den Violoncellisten Lamare schrieb, und die unter dessen
Namen im Druck erschienen,
sowie ein Violinkonzert für Mazas. Inzwischen machte er auch die ersten Versuche in dramat.
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Komposition, welche ihm die Mängel seiner Kunstbildung zum Bewußtsein brachten; infolgedessen studierte er unter Cherubini Komposition. Eine Frucht davon war unter anderm eine Messe, aus der er später eine Nummer (das Gebet) in seine «Stumme vou Portici» herübernahm. Er trat endlich 1812 mit «Julie» und 1813 mit «Leséjour militaire» als Opernkomponist an die Öffentlichkeit, errang aber erst 1820 mit der Oper «La bergère chatelaine» einen vollständigen Erfolg.
Ihr folgte 1821 die Oper «Emma ou la promesse imprudente», die ebenfalls Glück machte. In allen Opern dieser ersten Periode
lehnt sich Auber
noch an die Italiener, namentlich an Isouard. Auber
trat 1822 mit Scribe in Verbindung, durch
dessen an Ideen arme, aber an Intriguen reiche Libretti er von Jahr zu Jahr Fortschritte in der Gunst des Publikums machte.
Der ersten aus dieser Verbindung hervorgegangenen Oper, «Leicester»
[* 6] (1822),
folgten gegen 30 andere, von denen sich ein Teil, wie «Le [* 7] maçon» («Maurer und Schlosser», 1825),
«La muette de Portici» («Die Stumme von Portici», 1828),
«Fra Diavolo» (1830),
«Gustave» («Der Maskenball», 1833),
«Le domino noir» (1837),
«Le lac de fées» (1839),
«Les diamants de la couronne» (1841),
«Carlo Broschi ou la part du diable» (1843) u.s.w., auch außerhalb Frankreichs noch immer auf der Bühne erhalten hat. Die letzte Oper, zu der Scribe das Libretto geliefert, «La fiancèe du roi Garbe» wurde im Frühjahr 1867 zur Aufführung vorbereitet, und seine letzten Opern überhaupt sind «Le premier jour de bonheur» (1868) und «Le rève d'amour» (1869). Nachdem er von 1842 bis 1870 Direktor des Pariser Konservatoriums gewesen war und unter Ludwig Philipp sowie unter Napoleon III. das Amt eines Hofkapellmeisters bekleidet, auch seit einer langen Reihe von Jahren der Pariser Akademie der schönen Künste als Mitglied angehört hatte, starb er zu Paris.
Sein Denkmal (Marmorstatue von Delaplanche) zu Caen wurde enthüllt. Die Hauptwerke A.s liegen
in der mittlern Periode von 1820 bis 1843. In dieser Zeit war er der klassische Vertreter der franz. 0péra comique, ausgezeichnet
durch Leichtigkeit und Grazie. Schon in dieser Zeit macht sich aber der Hang zur Bequemlichkeit und die Hinneigung zu pikanten
Effekten gewöhnlichster Art nachteilig bemerkbar. Durch die Abnutzung scharfer Rhythmen und Dissonanzen
hat er den Verfall der feinern Opéra comique vorbereitet. Das einzige Werk, in dem Auber
die Scheu vor Anstrengung überwunden
und sein Talent voll entfaltet hat, ist «Die Stumme».